Siegen. . Die Siegbergstraße erfährt durch Martin Zielke eine künstlerische Neugestaltung. Fokus liegt auf Garagen. Teil eins der Serie: Mission „Schönes Siegen“

Er könnte sich bequem zurücklehnen und das beschauliche Leben eines Pensionärs führen. Verdient hätte es Martin Zielke allemal nach einem langen Lehrer-Berufsleben, davon über 30 Jahre an der Hauptschule in Achenbach. Schon als Pädagoge war er außergewöhnlich engagiert, auch außerhalb des Unterrichts immer für seine Schüler da.

Nach seiner Pensionierung vor zwölf Jahren schnaufte Martin Zielke erst einmal durch. Doch nur für ein halbes Jahr. Dann fragte er sich: „Wie kann ich mich für unsere Stadt einbringen?“ Als er mit offenen Augen durch Siegen ging, all die hässlichen Schmuddelecken und deftig-gemeine Schmierereien vom Niveau „Fuck Jesus“ sah, von allen Seiten nur negative Äußerungen über seine Heimatstadt hörte, wusste er wie: „Da packe ich selber an.“

Zunächst waren es Blumenkästen, mit denen er und seine Mitstreiter zusätzliche Farbe in die Stadt brachten. Dann hatte er die Idee, Schaltkästen, oft beliebte Objekte von Schmierereien, neu zu gestalten. Über 400 Kästen sind es inzwischen, die auf seine Initiative hin im wahrsten Sinne des Wortes ein neues Gesicht bekamen. Meist Bildmotive, die sich in ihre Umgebung einfügen.

Vieles wurde von Tzveta Grebe gestaltet, einer Künstlerin mit bulgarischen Wurzeln, die seit 15 Jahren im Siegerland lebt. Martin Zielke: „Eine leidenschaftliche Malerin, die nicht des Geldes wegen arbeitet, sondern Siegen liebenswerter machen will.“ Neben den Schaltkästen zeichnet Tzveta Grebe auch für die vielen Wandgemälde verantwortlich, deren größte Flächen von bis zu 200 Quadratmetern bedecken.

Als Hauptsponsoren für diese Verschönerungsaktionen hat Martin Zielke Sparkasse Siegen, RWE, Hees Bürowelt, die Bürgerstiftung Siegen und den Bezirksausschuss Siegen-Mitte gewinnen können. Und er freut sich: „Seit Jahren gibt es keine Schmierereien an Schaltkästen und neu gestalteten Wänden mehr. Die Kunstwerke werden respektiert.“

Martin Zielkes neuestes Projekt ist gerade angelaufen: Die Verschönerung der Siegbergstraße. Diese Straße, ein Parallelweg zur Kölner Straße und Marburger Straße, war jahrelang das hässliche Entlein der Oberstadt: Ungepflegte Häuser, vor sich hingammelnde, verfallene Garagen, beschmiertes, bröckelndes Gemäuer, wacklige Geländer…. Einige Häuser strahlen nach gründlicher Renovierung in neuem Glanz.

Idee einer Garagen-Galerie

Die Mauern auf der Rückseite des Parkhauses Hinterstraße wurden gesäubert und mit städtischen Motiven geschmückt. Die meisten Garagen sind abgerissen worden. Bis auf fünf. Denn Martin Zielke hatte die Idee, eine Garagengalerie zu entwickeln, die Klapptore zu Kunstwänden zu machen. Drei Studentinnen der Uni Siegen aus der Gruppe Scoutopia unterstützten ihn bei der Verwirklichung. Und jede Menge Künstler: 70 Entwürfe wurden eingereicht, 15 davon ausgewählt. Bilder, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Die jüngste Künstlerin ist sieben, der älteste 65.

Die alten Garagen sind zu echten Hinguckern geworden. „Kunst von allen für alle. Mitten in der Stadt“ nennen Zielke und sein Team die mit Kunst veredelte neue Siegbergstraße, die kürzlich im Rahmen eines Kunstfestes vorgestellt wurde. Über 100 Besucher kamen, darunter viele, die zufällig vorbeischauten und spontan blieben. Kristina Fritsch, eine der Scoutopia-Aktivistinnen: „Wir möchten ein neues Gefühl für die Stadtgestaltung schaffen.“ Und Martin Zielke, der in Kürze seinen 75. Geburtstag feiert, arbeitet unermüdlich an dem Ziel, seine Heimatstadt Siegen immer schöner zu machen.

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Hintergrund: Die Serie Mission „Schönes Siegen“

Viel Schönes ist in den letzten Jahren in Siegen entstanden – manches davon durch die Initiative von engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Davon profitieren sowohl Orte mit viel Publikumsverkehr als auch etwas abgelegenere.

Darüber berichten wir in einer Serie im Herbst.

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