Siegen. . Münzen und Scheine könnten mittelfristig vom Campus verschwinden: An der Uni Siegen wird viel bezahlt – aber keine hohen Beträge.
- Testlauf in Gastronomiebetrieben auf dem Campus
- System Blue Code erzeugt via App Barcode
- 1,3 Millionen Bezahlvorgänge jährlich
Ein neues Verfahren zum Bezahlen per Smartphone erproben Studentenwerk und Sparkasse Siegen. Die Einführung des Systems „Blue Code“ in den Gastronomiebetrieben auf dem Campus ist ein Testlauf: Es soll mittelfristig in vielen Bereichen Bargeld ersetzen.
Wieso wird das Verfahren in Siegen getestet?
Die Sparkassen haben in Deutschland die Vermarktungsrechte für das aus Österreich stammende System, vier Sparkassen führen das Bezahlen per App derzeit ein – Siegen ist eine davon. Das Studentenwerk als Partner sei ideal, wie Wilfried Groos, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Siegen, erläutert: „Wir können ein Verfahren an einer Stelle testen, wo viel bezahlt wird, aber nicht so hohe Beträge.“ Die Zahlen liefert Detlef Rujanski, Chef des Studentenwerks: etwa 1,3 Millionen Bezahlvorgänge gibt es pro Jahr in den Mensen, Cafeterien und Bistros an der Uni. Der durchschnittliche Bon weist aber nur 2,30 Euro aus.
Welche Vorteile bietet das Bezahlen per Smartphone?
„Es ist einfach, sicher und schnell“, betont Rujanski. Ein Bezahlvorgang mit der App dauere weniger als eine Sekunde, hantieren mit dem Portemonnaie, mit Münzen oder Wechselgeld entfällt, ebenso das – im Vergleich – langwierigere Prozedere via EC-Karte. „Für junge Leute ist das Smartphone selbstverständlich“, sagt der Geschäftsführer. „Und Blue Code ist erprobt in Österreich.“ Dort sind nach Anbieter-Angaben händlerübergreifend mehr als 9000 Kassen mit dem System ausgestattet.
Warum gerade Blue Code?
„Damit ein System akzeptiert wird, muss es einfach sein“, erklärt Wilfried Groos. Sicherheit sei ein anderer entscheidender Aspekt, und beides sieht die Sparkasse hier erfüllt. Die Technik laufe sowohl auf Geräten von Apple (ab iOS 7) als auch auf Android (ab Version 4). Außerdem könnten Verkäufer es relativ leicht nutzen, „denn es funktioniert über die Software“. Es reiche im Prinzip „wenn ein Händler eine Scannerkasse hat“. Die App solle so möglichst flächendeckend einsetzbar werden.
Wie funktioniert das System?
Die App erzeugt einen Barcode. Der Nutzer legitimiert den Vorgang per Fingerprint oder Pin-Nummer. An der Kasse wird dieser Barcode eingescannt, der Bezahlvorgang erfolgt per Lastschrift vom Girokonto. Der Code bleibt nur wenige Minuten erhalten. Eine Übersicht über die Einkäufe ist in der App abrufbar. Zudem gibt es die Option, pro Einkauf ein Limit festzulegen: Standardmäßig sind zehn Euro eingestellt, sodass selbst im Fall, dass das Smartphone mit aktiviertem Code abhanden kommt, der Schaden gering bleibt.
Ist weiterhin Bezahlung mit Bargeld möglich?
Ja. „Bezahlen mit dem Handy ist die Zukunft“, sagt Wilfried Groos, „auch wenn es Leute gibt, die es weiterhin anders machen werden wollen.“ In Deutschland habe Bargeld nach wie vor hohe Bedeutung. Etwa 60 Prozent der Bezahlvorgänge würden hier in bar abgewickelt, führt Groos aus. In Skandinavien liege diese Quote teilweise nur noch bei acht Prozent.
Wie lang dauert die Testphase?
Vorgesehen ist das Wintersemester 2016/17. „Wenn es erfolgreich ist, wird es für uns die Zukunft werden“, sagt Detlef Rujanski. Die Sparkasse hofft auf weitere Partner, sodass Einkäufe, Gastronomiebesuche oder Tanken über eine einzige App bezahlt werden können. Bisher habe jeder Anbieter seine eigene App, und das sei auf Dauer für die Nutzer nicht attraktiv.
Wer kann die App nutzen?
Jeder, der ein Smartphone hat. Online-Banking ist von Vorteil, es gibt aber auch eine Variante, die ohne funktioniert. Auch, wenn die Sparkasse das System einführt: Kunden anderer Geldinstitute können es verwenden. Es läuft außerdem unabhängig vom Telekommunikationsanbieter.
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