Siegen. . Die neue Bühnenshow von Musical Kultur Daaden überzeugt auf (fast) ganzer Linie: Groß, opulent, grandios – und mit Happy End. Ein kleines Manko gibt es allerdings.

  • Ein wandelnder Blondinenwitz im Gefühlschaos
  • Eine hochkarätige Darsteller-Riege in guter Inszenierung
  • Ein Manko beim Ton trübt das Gesamtfazit kaum

Klein, bescheiden, zurückhaltend sind für „Musical!Kultur Daaden“ Fremdwörter. Was sie machen ist groß, opulent, grandios. Wie auch ihre neue Bühnenshow: Das Musical „Natürlich blond“. Seit zwei Jahren arbeiten Kostümschneiderinnen, Kulissenbauer, Ton- und Lichttechniker, Musiker, Chorsängerinnen, Tänzerinnen und fast 30 Darsteller daran, dass ihr inzwischen viertes Apollo-Programm begeistert: „Natürlich blond“, das Kinofreunde als Hollywood-Komödie mit Reese Witherspoon kennen. Inzwischen sind die Kulissen fertig, fast 350 Kostüme geschneidert, Texte gelernt, 80 Mikrofone eingestellt, sitzen die Choreografien: Es kann losgehen.

Es geht um Elle (Janina Kleinloh), ein wandelnder Blondinenwitz, die in jedes Klischee passt: Leicht dümmlich bis peinlich, mehr an Nagellack, Frisuren und Partys interessiert als an beruflichen Zielen. Da ist ihr Freund ganz anders. Warner (David Kaluza) plant eine Laufbahn als Jurist. Während Elle auf einen Heiratsantrag hofft und schon Hochzeitskleider ausgesucht hat, merkt Warner: Diese Blondine ist seiner Karriereplanung im Weg. Dass Elle am Ende nach einem Jura-Studium an der renommierten Harvard-Universität als Jahrgangsbeste ausgezeichnet wird und in Emmett (Florian Henseling) keinen attraktiven, aber einen zuverlässigen Partner bekommt, ist Ergebnis eines Slaloms durch alle Gefühlswelten und von Erfahrungen mit höchst unterschiedlichen Menschen.

Irrungen, Wirrungen, Verwechslungen

Zum Beispiel Friseurin Paulette (Katharina Kempf), eine Hippie-Frau, von Männern die Nase voll, verliebt sich dann aber in einen knackigen Paketzusteller („Ein wandelnder Porno“). Oder Brooke (Donatella Tulimiero), Fitness-Queen mit Nussknacker-Po, den sie einer Fettabsaugung verdankt. Und vor allem Emmett, Kommilitone und vor aufrichtiger Freund und Ratgeber, endlich einer, dem Elle voll vertrauen kann.

Dann sind da aber auch Blender wie Warner, der Elle für seine Karriere opfert, ihr aber später, als er bei seiner Neuen abblitzt, einen halbherzigen Heiratsantrag macht. Und Professor Callahan (Holger Martinez), gefürchteter Vorzeige-Jurist im Maßanzug, der in Wirklichkeit nur eins will: Elle an die Wäsche. (Ähnlichkeiten mit einem Präsidentschaftskandidaten sind rein zufällig.) Das Ganze wird garniert mit Verwirrungen und Verwechslungen: Als Elle irrtümlich als Häschen verkleidet auf einer Semesterparty auftaucht, wie einst Renée Zellweger in „Bridget Jones“. Dass man ziemlich häufig – mal als Einzelzitat, mal im Chor – „Oh mein Gott!“ hört: „Natürlich blond“ ist eben eine typisch amerikanische Story. Und zu der gehört auch – die Geschichte spielt kurz nach der Jahrtausendwende – ein hinreißend tuntiges Männerpaar.

Gewohnte Daaden-Qualität hat die Inszenierung: Flotte Tanzszenen, Kulissen, die sich in Windeseile zu einem neuen Bühnenbild verändern lassen, raffinierte Spiele mit unterschiedlichen Bühnenebenen, die Möglichkeiten der Apollo-Technik geschickt nutzend, beeindruckende Beleuchtungseffekte.

Und wunderbare Darsteller: Es ist eine Herkulesaufgabe, so viele Rollen mit unverwechselbaren Typen zu besetzen, dass ein Spiel auf Augenhöhe möglich wird. Und das ist der Casting-Abteilung von „Musical!Kultur Daaden“ perfekt gelungen. Das Bühnengeschehen wird begleitet von einem knapp 30-köpfigen Orchester, das zwar im Orchestergraben agiert, aber eine überragende und unverzichtbare Rolle einnimmt.

Ton-Manko trübt nur unwesentlich

Ein Manko aber hat die Vorstellung: Die Tonaussteuerung. Die ist, vor allem vor der Pause, wesentlich zu hart und zu schrill. Und zwischen schrill und nervend ist es nur ein schmaler Grat. Vor allem bei den Gesangspassagen im Duo oder Trio und bei Chortiteln entsteht kein Wohlfühl-Klang. Doch das trübt den Gesamteindruck nur unwesentlich. Am Ende des Musicals regnet es (natürlich) Blumen. Mehr als verdient!

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