Siegen. . Studenten, die aus dem Ausland nach Siegen kommen, haben es besonders schwer, auf dem hart umkämpften Wohnungsmarkt eine Bleibe zu finden.

  • Universitäten anderer Länder bieten automatisch Unterkunft
  • Notquartier im Fitnessraum des Wohnheims Tiergarten
  • Sprachbarriere hinderlich für Gespräche mit Vermietern

Bravin ist 25 und hat 7000 Kilometer zurückgelegt, um Mechatronik zu studieren. Er stammt aus Nepal, war dort und in Indien vier Jahre an der Uni, in Siegen will er jetzt den Master machen. Der junge Mann landete im Notquartier des Studentenwerks an der Tiergartenstraße.

Ungewohnt sei das, sagt er, „in Indien gibt uns die Universität ein Zimmer“. Seit eineinhalb Wochen lebt Bravin inzwischen in Siegen und wenn er nicht an den Einführungsveranstaltungen der studentischen Initiativen und Fachschaften teilnimmt, dann ist er auf Wohnungssuche.

Hochbett im Fitnessraum

Die sei schwierig, findet er, viele Vermieter, die er anrufe, sprächen kaum Englisch und Bravin spricht noch nicht gut genug Deutsch. Von Nepal aus hatte er es schon per E-Mail versucht – keine Chance. In jeder freien Minute surft Bravin auf Wohnungsportalen im Netz; am liebsten wäre ihm eine Wohnung für vier Personen. Denn in der Notunterkunft hat er drei Kommilitonen in der gleichen Lage kennengelernt.

Eine Wohnung hatten sie in Aussicht, in Rudersdorf, aber ohne Küche. „Die meisten Zimmer, wo ich anrufe, sind schon weg“, erzählt Bravin im Flur vor dem Notquartier, das eigentlich der Fitnessraum des Wohnheims ist und in dem jetzt wie in einer Kaserne Hochbett neben Hochbett steht, aus denen verschlafene junge Männer aufstehen und müde über den Flur in den Sanitärraum torkeln.

„Für eine Notunterkunft“, sagt Bravin und grinst, „ist das okay.“ Privatsphäre gebe es zwar nicht, wenn einer schlafen will, muss das Licht ausbleiben, es gibt nur ein Badezimmer – aber es ist sauber und warm. Ab und zu kommt Hausmeister Lars Weber vorbei, sieht nach dem Rechten und erkundigt sich, ob soweit alles in Ordnung ist. Bravin musste sein „Mietverhältnis“ gerade erst um ein paar weitere Tage verlängern.

Sukrut hat Glück gehabt. Der Student aus Indien, ebenfalls für den Mechatronik-Master im Siegerland, hat eine Wohnung gefunden. Ein paar Tage noch aushalten, am 15. Oktober zieht er ein. Seit dem 23. September wohnt er im Notquartier – er hätte auch ins Hotel gehen können, sagt Sukrut, aber das wäre teuer geworden. Als er in Siegen ankam, wandte er sich ans Studentenwerk, jetzt zahlt er 8 Euro pro Nacht.

Keine Vermietung an Studis

„Wir können selbst kochen, wir können duschen“, Sukrut nimmt’s gelassen. In Indien haben Unis riesige Wohnheime, wenn die voll sind, müssen die älteren Studenten ausziehen, so ist das da. Hier klickte er sich Tag und Nacht durch Wohnungsanzeigen im Internet und telefonierte, denn auf Mails reagiere kaum einer. Ein Eigentümer habe gesagt, dass er nicht an Studenten vermiete. Er sei dankbar, sagt Sukrut, für das Notquartier.

Siegen gefällt ihm, sagt er, die frische Luft und die Landschaft, und dass die Leute sich an die Regeln halten. Wenn ein Krankenwagen kommt, fahren alle auf die Seite, „in Indien interessiert das keinen.“