Junkernhees. Die Bürgerinitiative Junkernhees ist verärgert: Netzbetreiber Amprion lässt sich nicht auf Alternativen zum Standort für das Umspannwerk ein. Erreicht wird aber die Beteiligung der Öffentlichkeit am Genehmigungsverfahren.

  • Bürgerinitiative Junkernhees ist verärgert
  • Amprion hält an Standort für Umspannwerk fest
  • Planfeststellung beginnt nicht vor 2017

Amprion sucht nicht mehr nach einem anderen Standort für das Umspannwerk in Junkernhees. Die vorgeschlagenen Alternativen zur Dänschen Wiese seien zu weit von dem Knotenpunkt entfernt, an dem die verbleibenden 110-kV-Leitung zur Setzer Wiese nach Geisweid von der neuen Höchstspannungsleitung abzweigt. Das Umspannwerk wird nun allerdings kein eigenes Baurecht bekommen, sondern Teil des Planfeststellungsverfahrens für die gesamte Stromtrasse. Die Folge: Die Gegner des Vorhabens haben Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen.

Der Ton im Heestal ist rauer geworden. „Die haben uns hintenrunmgehoben“, sagt Ansgar Klein, Sprecher der Bürgerinitiative Junkernhees ( anfangs „Heestal unter Höchstspannung“), über das Vorgehen von Amprion. Ganz ohne Erfolg waren die Sommermonate für die Heestaler aber nicht. Nachdem die SPD schon sehr früh auf eigene Initiative zu einem Ortstermin gekommen war, „haben wir mittlerweile auch alle anderen Ratsfraktionen eingeladen“, sagt Ansgar Klein.

Verfahren wohl nicht mehr 2016

Die Gespräche seien sehr fruchtbar gewesen, „bis auf einen Fall“, fügt er an. Die CDU habe sich bedeckt und unverbindlich gehalten, sei dann aber Anfang August mit einem eigenen Vorschlag an die Öffentlichkeit getreten. Mit Blick auf den starken Eingriff in das Naturschutzgebiet und die Interessen der Anlieger wurde ein Standort in der Oberen Erzebach vorgeschlagen. „Aber die CDU hat nie mit Amprion gesprochen. Eine völlig leere Sache.“

Deutlich ergiebiger aus Sicht der BI-Vertreter verlief ein Gespräch mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Falk Heinrichs, der einen ausführlichen Brief an Amprion schrieb und sich zudem an die Bezirksregierung wandte. „Mit Erfolg“, betont Wolfgang Giersbach, der in der historischen Mühle in Junkernhees wohnt. Entgegen der ursprünglichen Planung sei erreicht worden, dass die Errichtung der Umspannanlage in das kommende Planfeststellungsverfahren integriert wird. Damit werde die öffentliche Beteiligung möglich.

Sobald die Offenlegung im Rathaus erfolge, könne „jeder Betroffene seine Einwände schriftlich vorbringen“. Das wollen die Aktivisten ausgiebig tun und hoffen auf Erfolg, zumal sie auch nach wie vor den Bürgermeister hinter sich sehen, soweit dieser sich geäußert habe. Walter Kiß und Stadtbaurat Eberhard Vogel hätten gegenüber der Bürgerinitiative geäußert, dass das Verfahren wohl nicht mehr in diesem Jahr begonnen werde, weil Amprion nun deutlich mehr Unterlagen und Gutachten beibringen müsse.

Es gebe viele Aspekte, die eindeutig gegen den Standort Heestal sprächen, fasst Sascha Reller von der Bürgerinitiative zusammen. Junkernhees liege im Landschaftsschutzgebiet, Altenkleusheim nicht. Eine vier- bis fünfjährige Bauzeit werde eine schwere Belastung für alle Bürger darstellen, zumal das gesamte Projekt die Natur beeinträchtige, „ganz abgesehen davon, dass es hier nicht einmal um erneuerbare Energien gehe: „Durch diese Leitungen wird nur Strom aus Braunkohle transportiert.“ Haselmaus, Eisvogel und der rote Milan seien gesichtet worden.

Schädliches Treibhausgas

Die Männer verweisen auf eine Gefahr: Die Anlage sei gasisoliert, sagt Reller, mit einem „extrem schädlichen Treibhausgas Schwefelhexafluorid, das eigentlich überall sonst verboten und nur noch in solchen Anlagen erlaubt ist“. Wenn da mal ein Störfall auftrete, sei das ganze Tal „erledigt“. Die Heestaler setzen auf die Landtags- und die Bundestagswahl im nächsten Jahr und einen möglichen Wechsel in der Energiepolitik. „Warum dann jetzt schon Fakten schaffen?“, fügt Sascha Reller noch hinzu, „am Ende steht das Ding hier und wird gar nicht benötigt.“

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Info

Die 380-kV-Höchstspannungsleitung von Dortmund-Kruckel nach Betzdorf-Dauersberg ist Teil einer neuen Nord-Süd-Trasse. Sie führt über das Heestal und Freudenberg an die Landesgrenze. Damit wird der Bau höherer Masten im Hüttental vermieden.