Siegen. . Das Studierendenwerk sorgt sich um die Chancen für zwei dringend benötigte Wohnheime: Sowohl der Neubau am Campus Adolf Reichwein als auch die Umnutzung des Parkhotels könnten am Lärmschutz scheitern.
- Durch ein Wohnheim im Parkhotel würde der Betrieb der Siegerlandhalle gefährdet
- Deutsche Edelstahlwerke sind zu nah am Haardter Berg
- Stadt hofft auf Lösungen
Aus Lärmschutzgründen könnte es um zwei Wohnheimprojekte des Studentenwerks Siegen still werden: Sowohl für eine Umnutzung des Parkhotels als auch für den Neubau einer Wohnanlage am Campus Adolf-Reichwein-Straße sind Lautstärkefragen zu erörtern. Dabei geht es nicht um den Schall, der von den Studenten ausgeht – sondern um den Lärm, dem sie aus der Umgebung ausgesetzt wären.
Parkhotel
Der Stand: Das Studentenwerk hat an der Immobilie mehrfach Interesse angemeldet, da dort 100 Wohnheimplätze in zentraler Lage entstehen könnten. Zunächst scheiterte der Wunsch an der Politik, die eine Umnutzung der Immobilie nicht gestatten wollte, solange das Hotel am Kirchweg nicht fertig ist. Dessen Eröffnung ist für April 2017 angekündigt. Nun aber sind sich bezüglich des Parkhotels, so Bürgermeister Steffen Mues, „an sich alle einig“: Studentenwerk, Stadt und Eigentümergemeinschaft.
Das Problem: „Hotelwohnen wird anders gewertet als dauerhaftes Wohnen“, erläutert der Bürgermeister. Wenn Besucher der Siegerlandhalle diese nach Abendveranstaltungen verlassen und auf den Parkplatz strömen, könne der Lärmpegel wegen zuschlagender Autotüren, startender Motoren und der üblichen Lautäußerungen größerer Gruppen einen Pegel erreichen, der nach 22 Uhr offiziell nicht zulässig ist. Würde ein Bewohner dagegen klagen, könnte dies Auflagen für die Siegerlandhalle bedeuten,den Lärm zu unterbinden – für ein Veranstaltungs- und Kongresszentrum ein Ding der Unmöglichkeit.
Das weitere Vorgehen: Schwierig. „Wir müssen zuerst diese Frage klären“, sagt Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Studentenwerks. Wie eine Lösung aussehen könnte, ist noch unklar. Bürgermeister Mues: „Ich hoffe mal, die Eigentümer haben einen pfiffigen Architekten.“
Wohnheim AR
Der Stand: Das Studentenwerk hat vor einigen Monaten bereits Pläne für den Neubau eines Wohnheims mit etwa 125 Plätzen auf dem Schotterparkplatz am Campus Adolf-Reichwein-Straße vorgelegt. Das Land Nordrhein-Westfalen stellt dafür rund 6,5 Millionen Euro Fördermittel in Aussicht. Ähnlich wie beim Parkhotel gelte für die Unsicherheiten hier, so Rujanski: „Es ist nicht ein finanzielles Problem.“
Das Problem: Der Konflikt zwischen Lärmemissionen und Wohnbebauung steht auch hier im Weg. Potenzielle Quelle der Grenzwertüberschreitungen wären die Deutschen Edelstahlwerke. Deren Geräuschpegel nach 22 Uhr könnte ebenfalls die Nachtruhe stören und Kläger auf den Plan rufen – sofern denn jemand im akustisch zu sehr betroffenen Umfeld wohnt.
Das weitere Vorgehen: „Das ist ein Fall, wo ein Gutachten angefertigt werden muss“, erläutert Bürgermeister Steffen Mues. Selbst wenn die Werte zu hoch sein sollten, „gehe ich aber davon aus, dass sich da eine Lösung finden lässt“. Wie die Universität, die am Rande des Campus Adolf-Reichwein-Straße gerne den Science Campus – eine Ansiedlung von Uni-affinen Unternehmen – entstehen lassen würde (wir berichteten) zu einem Wohnheim in diesem Bereich steht, ist nicht ganz klar: Bei einem Pressegespräch am Freitag äußerte sich Kanzler Ulf Richter auf diese Frage hin nicht.
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Info
Das Studentenwerk Siegen hat 940 Wohnheimplätze in zehn Wohnanlagen in Siegen und Weidenau.
Das sind 400 weniger, als Geschäftsführer Detlef Rujanski rein rechnerisch für angemessen hält: Etwa zehn Prozent der Studenten seien auf günstigen Wohnraum angewiesen – und von dieser Quote sei das Studentenwerk Siegen weit entfernt.