Grund. . Der Energieverein „Aus Gutem Grund“ wird mit Bundesmitteln gefördert: Das kleine Dorf Grund hat so etwas wie nachhaltiges, soziales Carsharing auf dem Land erfunden.

  • 350-Einwohner-Dorf mit eigenem Elektroauto
  • Soziales Carsharing per Online-Anwendung
  • Energieverein setzt auf Nachhaltigkeit

Angefangen hat irgendwie alles damit, dass Renate Penski dem Dorf ihren alten Golf zur Verfügung gestellt hat. Selbst konnte und wollte sie ihn nicht mehr fahren, also diente der Diesel über den vergangenen Winter als Dorfauto. Und Penski legte damit den Grundstock für die Finanzierung eines neuen, elektrischen Dorfautos.

Eigentlich ging es noch früher los. Einige Grunder um Jörg Heiner Stein hatten Ende 2014 die Idee, ein Auto für das Dorf zu organisieren. Die Jugendlichen können ins Wochenende fahren, die älteren zum Einkaufen – und Martin Becker vom Eichenhof liefert damit seine Eier aus. Testweise bestellten die Grunder ein Elektroauto, probierten es aus mit dem Dorf, das sich ein Auto teilt – Carsharing, wie es basisdemokratischer nicht sein könnte. Als der Testwagen wieder wegmusste, kam Renate Penskis Golf zur Überbrückung – und seit Freitag haben die Grunder ein eigenes Elektroauto.

E-Auto hat schon zwei Benziner ersetzt

Es kann gut sein, dass der kleine Ort mit seinen 350 Einwohnern eine Vorreiterrolle gespielt hat wenn es darum geht, wie Mobilität – nachhaltige und ökologische Mobilität – in ländlichen Regionen künftig aussehen kann. Gegründet haben sie den Energieverein „Aus Gutem Grund“, dem das Elektroauto gehört und der 18 Mitglieder zählt, die es fahren dürfen. Es ist kein gemeinnütziger Verein, offiziell, aber eigentlich verstehen sie sich so: Es soll allen nützen.

Martin Becker vom Eichenhof ist eine Art Ankermieter. Montags liefert er die Eier. Weil das E-Auto kam, verzichtete er auf die Anschaffung eines neuen Lieferwagens. Insofern hat das E-Auto schon zwei Benziner ersetzt: Den Eierwagen und Renate Penskis alten Golf. Martin Born, der Ortsvorsteher, fährt ab und zu mal damit zur Ratssitzung nach Hilchenbach, eine Sportgruppe flitzt abends zum Training, ein Nachbar hat Jörg Heiner Steins Mutter zum Kaffeekränzchen gebracht. „Nur so geht das auf dem Dorf“,, sagt Jörg Heiner Stein, „man unterstützt sich gegenseitig.“ Man könne stolz sein, das sind sie und das dürfen die Grunder auch sein. Das Dorfauto soll nicht den Bürgerbus ersetzen – er ist eine Ergänzung.

„Wirklich ein Vorteil auf dem Dorf“, sagt Lars Ole Daub, Projektleiter „Dorf ist Energie(klug)“ der Südwestfalenagentur, der das Dorf beim Wunsch nach eigenem Dorfauto unterstützt hat: „Man kennt sich, man kümmert sich und es gibt den sozialen Druck, das Auto in gutem Zustand zu halten.“ Dieser kleine Ort habe verstanden, wie Mobilität künftig aussehen könne und es einfach ausprobiert. Die Ladesäule hat übrigens auch eine normale, öffentliche Steckdose. Für E-Bikes zum Beispiel.

Ladesäule neben der Kapellenschule

Der nächste Schritt: Ihre Energie selber produzieren. Dachflächen, auf die prima Photovoltaikmodule passen, gibt es genug. Günter Pulte vom Bürgerwindpark ist auch dabei. Bis dahin kommt der Strom für die Ladesäule neben der alten Kapellenschule aus dem öffentlichen Netz. Ökostromtarif, versteht sich. Und Renate Penski ist Mitglied auf Lebenszeit. Und sie wird kostenslos gefahren. Ehrensache, auf dem Dorf. Vielleicht macht auch das Modell Schule. Überlegt wird, dass die Jüngeren die Älteren chauffieren – und sich damit Freistunden „erfahren“. „Der Winter ist lang“, sagt Jörg Heiner Stein, „wir haben viel Zeit, Pläne zu schmieden.“

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Hintergrund: Online-Mitfahrzentrale fürs Dorf

Eine Stunde Elektro-Dorfauto kostet 4, ein ganzer Tag 25 Euro. Fahren dürfen nur Vereinsmitglieder, für sie gibt es einen Online-Kalender, über den der Wagen gebucht werden kann.

Die Anwendung dient auch als Mitfahrzentrale: Sie zeigt Verfügbarkeit, Ziele und Fahrer an.

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