Siegen. Die Stadt Siegen stellt fast 30 ausländischen Studenten vorübergehend Wohnraum zur Verfügung. Die Situation auf dem Markt ist heikler als üblich.
- Stadt Siegen stellt ausländischen Studenten vorübergehend Wohnraum zur Verfügung
- Lage auf dem Wohnungsmarkt angespannter als üblich
- Aufruf an potenzielle Vermieter soll weitere Unterkünfte mobilisieren
Die typischerweise angespannte Lage zu Beginn des Wintersemesters sei in diesem Jahr „alarmierend“, heißt es in einer Mitteilung der Verwaltung. Stadt, Studentenwerk und Uni rufen erneut die Bevölkerung auf, Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Das Studentenwerk unterhält dafür sogar ein eigenes Online-Portal.
Ist die Situation heikler als üblich?
„In diesem Jahr ist es besonders hart. Wir merken, dass das private Wohnheim in Bürbach mit 340 Plätzen vom Markt ist“, sagt Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Studentenwerks Siegen. Die Einrichtung sei bisher „immer noch das Auffangbecken für ausländische Studierende gewesen“, stehe aber derzeit nicht im üblichen Maß zur Verfügung, da es zwecks Modernisierung – und nach Beschwerden über problematische Zustände (wir berichteten) – leergezogen werde. Das Studentenwerk hat, wie stets zu Beginn des Wintersemesters, ein Notquartier für maximal 30 Personen im Wohnheim Im Tiergarten eingerichtet. Dies ist aber nur als Übergangslösung für wenige Tage konzipiert, bevor die jungen Leute in dauerhafte Bleiben umziehen sollen.
Warum hilft die Stadt Siegen aus?
„Wir sind eine Universitätsstadt, die gern Gäste aus aller Welt empfängt“, sagt Bürgermeister Steffen Mues. Das Angebot ist auf so genannte Programm-Studenten beschränkt, also diejenigen, die über Austausch- oder Förderprogramme an die Uni kommen. Viele davon „stehen plötzlich mit dem Koffer vor der Tür“, erläutert Mues – ohne dass die Frage nach der Unterkunft geklärt sei.
Warum reisen Studierende aus dem Ausland an, ohne eine Wohnung organisiert zu haben?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Einerseits ist es mit erheblichem Aufwand verbunden, beispielsweise von Indien oder China aus eine Wohnung in Siegen klarzumachen. Andererseits müssen die ausländischen Studenten im Vorfeld ihrer Abreise eine Reihe von Dingen erledigen, um überhaupt den Besuch einer deutschen Uni zu ermöglichen – etwa Bewerbungen und Visa. Nicht zuletzt spielt der kulturelle Hintergrund hinein: Wer aus einem Land kommt, in dem die Zulassung zu einer Uni quasi automatisch mit der Bereitstellung einer Unterkunft verbunden ist, hat nicht unbedingt auf dem Schirm, dass es in Deutschland anders läuft.
Wo bringt die Stadt die Programmstudenten unter?
Die Zimmer verteilen sich auf fünf Objekte, die eigentlich für die Unterbringung von geflüchteten Menschen vorgesehen waren. In diesem Segment allerdings sei die Lage „derzeit entspannt“, sagt André Schmidt, Fachbereichsleiter unter anderem für Wohnen und Soziales. Im teuersten Fall liegt Miete inklusive aller Nebenkosten bei 274 Euro.
Betrifft das Wohnungsproblem nur ausländische Studierende?
Keineswegs. Mehr als 400 Menschen stehen im Moment auf der Warteliste des Studentenwerks, sagt Detlef Rujanski, zum ersten Mal überhaupt habe er bereits seit 1. September keine Zimmer mehr anbieten können. Seit Jahren weist das Studentenwerk darauf hin, dass in Siegen etwa 400 Wohnheimplätze fehlen. Die aktuell avisierten Projekte für neue Wohnheime haben aber Hürden zu überwinden: Für eine Umnutzung des Parkhotels und den Neubau eines Objekts am Haardter Berg sind Schallschutzfragen zu klären, für das ehemalige Landesbehördenhaus an der Koblenzer Straße wäre ein Umbau zu teuer, solange es unter Denkmalschutz steht.
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