Siegen. . Insgesamt ist die Stimmung in der regionalen Wirtschaft gut. Laut jüngstem IHK-Konjunkturklima-Index trifft das aber nicht auf alle Branchen und Bereiche zu.

  • Konjunkturklima-Index der IHK bleibt auf insgesamt guten Niveau
  • Stimmung variiert aber stark je nach Branche
  • Kernraum Siegen bereitet der Kammer „erhebliche Sorge“

Grund zur Sorge sieht die Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen nach Auswertung ihrer jüngsten Konjunkturumfrage. Der Konjunkturklima-Index steigt im September gegenüber Januar zwar von 117 auf 118 Punkte und liegt damit über dem langfristigen Mittel von 100. Hinter dieser Zusammenfassung verbergen sich aber sehr unterschiedliche Ergebnisse in den zum Kammerbezirk gehörenden Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe.

„Nah an Eisen und Stahl ist es problematisch, nah am Auto außerordentlich gut“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener. Von den mehr als 470 Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, schätzen diejenigen aus dem Kreis Olpe nicht nur die aktuelle Lage besser ein als die aus Siegen-Wittgenstein – auch ihre Erwartungen für die künftige Entwicklung sind deutlich besser.

Unsicherheit wegen internationalen Krisen

Um 15,9 Prozent sind die Umsätze im Bereich Metallerzeugung im Kammerbezirk bis Juli 2016 gesunken. In der Herstellung von Metallerzeugnissen liegt das Minus bei 0,6, im Maschinenbau bei 2,1 Prozent. Für das verarbeitende Gewerbe bedeutet das in Siegen-Wittgenstein einen Rückgang um 5,6 Prozent, während es im Kreis Olpe ein Plus von 0,3 Prozent gibt (NRW gesamt: -1,9%). „Wenn das so bleibt, können wir uns warm anziehen“, kommentiert Gräbener. Gerade Gießereien – aber nicht nur die – „bewegen sich in einem Markt, wo sich die Preise im tiefsten Keller befinden“.

Betroffen sei von diesen Schwierigkeiten vor allem der Kernraum Siegen – ein auch mit Blick auf den Arbeitsmarkt heikler Befund, „weil wir hier Betriebe haben, die beschäftigungsintensiv sind“. Die typischen Großaufträge in den betroffenen Branchen hätten lange Vorlaufzeiten, kurzfristige Besserung sei also nicht in Sicht. Dazu komme, so der IHK-Hauptgeschäftsführer, Unsicherheit angesichts internationaler Krisen und Unwägbarkeiten: Syrienkrieg, Ukraine, Türkei, Brexit, chinesische Stahlüberkapazitäten – aber auch die Auswirkungen von Freihandelsabkommen und die schwer prognostizierbaren Folgen der US-Präsidentschaftswahl.

Gute Stimmung in der Bauindustrie

Inmanchen Sparten ist die Stimmung hingegen flächendeckend positiv. „Die Bauindustrie brummt, der Einzelhandel ist weitgehend zufrieden“, sagt Gräbener. Lebensmittel- und Modeanbieter beklagten zwar teilweise ein hinter den Erwartungen bleibendes Sommergeschäft, wie Stephan Jäger, Leiter des IHK-Referats „Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik“ erläutert; aber „Kfz-Bereich und Elek-tronik laufen gut“. Der Einzelhandel profitiere derzeit von den Rahmenbedingungen, führt Gräbener aus: niedrige Zinsen, hohes Beschäftigungsniveau, gestiegene Reallöhne, Benzinpreis und Inflation niedrig.“ Auch die Dienstleister sind derzeit überwiegend guter Stimmung.

Die Investitionsbereitschaft „ist das, was uns positiv stimmt“, sagt Klaus Gräbener. 29,8 % der Befragten in der Industrie würden in der Septemberumfrage von einer Steigerung ihrer Investitionen ausgehen, nur 13,3 % von einem Rückgang. Im Januar lagen diese Werte bei 23,7 und 21,1 %. Hier, so Gräbener, zeige sich ein deutlich positiver Trend: Der Saldo aus positiver und negativer Einschätzung bezüglich der Investitionen habe sich seit Anfang 2013 knapp oberhalb der Nulllinie eingependelt. Nun liegt er 16 Prozentpunkte darüber. Investitionen gelten als Indikator für einen zuversichtlichen Blick nach vorn. Wermutstropfen: Laut IHK geht es aktuell hauptsächlich um Ausgaben für Ersatzbedarf – und nicht um eine Ausweitung der Produktionskapazitäten. Gräbener: „Im Siegener Kernraum wären wir aber schon froh, wenn die Bestandssicherung gelänge.“

Wittgenstein steht gut da

„Unterm Strich ist die regionale Wirtschaft in einer soliden Verfassung“, kommentiert IHK-Präsident Felix G. Hensel die Umfrageergebnisse. Hinter den Gesamtzahlen steckt aber noch eine weiterer kritischer Aspekt: Die Zahlen driften nicht nur für die Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein klar auseinander, sondern auch noch einmal innerhalb der Bereiche. Denn, so Hensel: „In Wittgenstein sieht es ähnlich aus wie im Kreis Olpe. Aber die Industrie im Kernraum Siegen macht uns erhebliche Sorgen.“

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