Hilchenbach. Die Verwaltung hat sechs Projekte aus den Bereichen Tourismus und Marketing präsentiert. Hilchenbach soll sich zu einer Marke entwickeln.

  • Stadt strebt Zertifizierung im Sommer 2018 an
  • Hilchenbach benötigt Luftgutachten und mehr gesundheitorientierte Angebote
  • Änderung des Flächennutzungsplans wäre notwendig

Die Stadt feilt an ihrem Image: Hilchenbach will sich verstärkt zu einer Marke entwickeln und Besucher anlocken. Kerstin Broh von der Wirtschaftsförderung hat dem Stadtentwicklungsausschuss jetzt sechs Projekte aus den Bereichen Tourismus und Marketing präsentiert, mit denen sich die Verwaltung derzeit befasst.

1. Hilchenbach ist seit 2013 ein staatlich anerkannter Erholungsort – nun will die Stadt wieder Luftkurort werden. Broh sieht „sehr gute Chancen“ nach „ersten Gesprächen“ mit der Bezirksregierung. Die Stadt benötigt für das Prädikat aber ein Luftgutachten und mehr gesundheitsorientierte Angebote. Im Frühjahr 2017 könnte die Bewertungskommission aus Arnsberg Hilchenbach besuchen, im Frühjahr 2018 müsste dann aber der Flächennutzungsplan geändert werden – eine weitere Voraussetzung für die Zertifizierung. Broh hofft, dass sich Hilchenbach im Sommer 2018 Luftkurort nennen darf. Ein Vorteil für die Stadt: Sie könnte Kurtaxe erheben. „Das beabsichtigen wir aber nicht“, sagt Broh.

2. Müsen soll mit einem eigenen Zugangsweg an den Rothaarsteig angebunden werden. „Der Rothaarsteigverein hat bereits grünes Licht gegeben“, sagt Broh. Die etwa 15 Kilometer lange Strecke soll im Ort beginnen, über den Hilchenbacher Höhenring vorbei an den Windrädern zur Ferndorfquelle und schließlich zum Rothaarsteig führen. Das Geld für das Projekt soll ausschließlich aus Sponsoring-Quellen kommen.

3. Die Stadt will ihre Wohnmobilstellplätze auf Vordermann bringen. Drei gibt es im Stadtgebiet: in Müsen am Merklinghäuser Weg hinter dem Bürgerhaus; in Dahlbruch am Bernhard-Weiss-Platz hinter dem Hallenbad und im Zentrum an der Rothenberger Straße, auf Parkplatz 4. „Das Angebot wird gelobt, der Zustand und die Infrastruktur aber bemängelt“, sagt Broh. „Wir planen, jeden Stellplatz mit einer Strom- und Wasserversorgung zu versehen, wollen die Plätze auch insgesamt schöner machen.“

4. „Hilchenbach wird bunt.“ Unter diesem Motto sollen die grauen Stromkästen Farbe bekommen. Schüler können ihre Ideen verwirklichen. „Wir wünschen uns Hilchenbacher Motive, vielleicht auch historische Motive, die zur Umgebung passen“, erklärt Broh. Oliver Schneider (CDU) stellt das Ergebnis schon vor dem Projektstart in Frage: „Wenn Kinder das machen, weiß ich nicht, ob es besser wird.“ Klaus Stötzel (SPD) sieht das anders: „Es ist von Kindern, das ist entscheidend.“ Auch Dr. Peter Neuhaus (Grüne) lobt das Projekt: „Eine tolle Idee“. Hilchenbach will erst die Stromkästen in der Stadtmitte verschönern lassen, das Projekt dann auf die Ortsteile ausweiten.

5. In bundesweit mehr als 220 Städten und Gemeinden gibt es bereits „Die nette Toilette“. Das Prinzip ist einfach: Gastronomen stellen ihre Toilette zur kostenfreien öffentlichen Nutzung bereit, dafür bekommen sie Geld von der Stadt. Hilchenbach müsse 3500 Euro pro Jahr zahlen, wenn sieben bis zehn Gastronomen teilnehmen, erklärt Broh. Auf der anderen Seite könne die Stadt 8000 Euro jährlich sparen, wenn die Pflege und Wartung eigener Toiletten entfällt. Broh sieht eine Chance in einem „flächendeckenden Netz“. Die Gastronomen könnten profitieren, wenn sie neue Gäste gewinnen. An dem Projekt „gibt es nichts Negatives“, sagt Broh: „Ich finde das super.“

6. Hilchenbach vor der eigenen Haustür: Die Verwaltung will den Bürgern die Möglichkeit geben, Fußmatten mit dem Logo der Stadt zu erwerben. Dieses Logo soll auch auf Papiertüten für den Einkauf gedruckt werden, die in zwei unterschiedlichen Größen erhältlich sind. „Wir würden eine größere Menge bestellen und zum Selbstkostenpreis verkaufen“, sagt Broh.

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Hintergrund: Warum Hilchenbach das Prädikat verlor

1902 wurde der Stadt Hilchenbach zum ersten Mal das Prädikat „Luftkurort“ verliehen, 1936 wurde es bestätigt.

Die Änderung des Kurortgesetzes führte 1972 dazu, dass die Stadt sich erneut bewerben musste. Doch die Einrichtung eines „Hauses des Gastes“ in der Wilhelmsburg und die Planung für einen Kurpark vor dem Freibad in der Ferndorfstraße, wo heute die Fachklinik steht, genügten allerdings nicht; in der Stadtmitte war – noch – zu viel Industrie 1977, nach in zwei Instanzen verlorenem Prozess, war Hilchenbach nicht mehr Luftkurort.

1982 erfand Hilchenbach für sich das neue Prädikat „Reizklimatischer Ferienort“.

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