Siegen. . In Zeiten, in denen andere Läden schließen, eröffnen Boran Alaman (26), Tim Holle (26) und Cemil Fidan (40) im Oktober einen neuen Club in der Siegener Innenstadt.

  • Boran Alaman eröffnet mit zwei Freunden einen neuen Club in Siegen
  • Zuvor leitete er das Plan B und weiß, was die Siegener beim Feiern mögen
  • Ab 0.30 Uhr geht es erst richtig los. Teileweise standen 500 Leute vorm Club

Sie sehen Potenzial in der Stadt. Warum, erklärt Alaman im Interview.

Wie feiern Siegener?

Boran Alaman: Das kann man so speziell nicht sagen. Es gab Zeiten, da sind die Leute zum Feiern lieber nach Köln gefahren. Aber das ist jetzt nicht mehr unbedingt so. Das haben wir in unserem vorherigen Laden, dem Plan B, gemerkt. Da sind sie im Sommer raus, weil wir uns vergrößern wollten und die Zukunft in dem Gebäudekomplex und dem dortigen Umfeld zu unsicher war. Meistens geht es um 0.30 Uhr richtig los, weil sich die Leute vorher noch irgendwo getroffen haben. Zum Quatschen und Trinken. Zum Semesterbeginn hatten wir um die Uhrzeit teilweise 500 bis 600 Leute vor der Tür stehen.

Also sind Studenten Ihre Zielgruppe? Die sind ja auch in den Semesterferien oft gar nicht vor Ort, ist das nicht riskant?

Alaman: Klar, in den Semesterferien ist es ruhiger. Und ja, es wird weiter Studentenpartys geben. Die sind im Plan B auch immer richtig gut gelaufen. Aber bei uns werden sich auch 35-Jährige wohl fühlen, die sich jetzt nicht mehr über den Putzplan in der WG unterhalten möchten. Alle zwei Monate gibt es eine Party mit Einlass ab 29 Jahren. Die Mischung wird es ausmachen.

Wie kriegen Sie diese Mischung hin?

Auch interessant

Alaman: Zum einen ist es so, dass die Leute eher zu Events gehen und nicht zur Location. Das haben Studien über das Ausgehverhalten der Leute ergeben, aber wir beobachten das auch selbst. Partyreihen mit abgestimmter Musik und ungewöhnlicher Aufmachung laufen. Zum anderen setzen wir auf ein Kleinkunstkonzept. Es wird bei uns auch Poetry Slams geben, Ausstellungen, Kabarett... Auch die Aufmachung in unserem Club ist eher ruhig. Kein Blingbling. Eine Künstlerin aus Peru hat uns drei große Bilder gemalt, gerade ist ein Künstler aus Berlin da.

In Siegen studieren knapp 19 000 Menschen, die Stadt putzt sich heraus und möchte noch mehr als Unistadt begriffen werden. Ihr Image aufpolieren. Gab es bei der Suche nach einer neuen Location in der Innenstadt auch Unterstützung von der Verwaltung?

Discoumfrage.jpg

Alaman: Ja, bei der Suche hat uns die Wirtschaftsförderung unterstützt. Eine geeignetes Gebäude zu finden, war nämlich nicht so leicht. Wir wollten halt unbedingt in der Nähe des Bahnhofs bleiben. Auch beim ­Bauantrag, Brandschutzkonzept etc., gab es überhaupt keine Probleme.

Was hat Siegen, was Köln nicht hat?

Je größer der Laden ist, desto anonymer wird es auch. Wir mögen das, dass wir die Leute kennen, die bei uns feiern. Und unsere Gäste auch. Dennoch ist das in der Siegener Innenstadt noch kein Kiez. Die Leute sitzen in den Cafés, trinken etwas und gehen dann wieder heim. Wir müssen es jetzt noch schaffen, dass die Leute weiterziehen. Auch spontan. Dafür brauchen wir noch weitere Clubs. Bislang sind es dann mit dem Meyer und unserem Laden nur zwei.