Vormwald. . Beim Brennen von Likören und Geisten ist der ehemalige Hilchenbacher Bürgermeister eigentlich ein Anfänger. Doch schon macht Hans-Peter Hasenstab von sich reden.

Den Gin, den Anders Bilgram nach Dänemark mitnimmt, hat er selbst gebrannt. Bei den „Vierhasen“ in Vormwald. Und dieser Gin schmeckt anders als der, den er seit gut sieben Jahren im eigenen Betrieb herstellt. In der Brennerei von Hans-Peter Hasenstab ist das Destillat durch einen Aromakorb mit Rosenblättern gelaufen. „Ein Unikat“, sagt Hasenstab über diesen Teil seiner Anlage. Und so kommt es, dass die gerade erst staatlich geprüfte Fachkraft für das Brennereiwesen international in der Szene auffällt.

„Herr Hasenstab hat viel gelesen.“

Sebastian Müller, ,Brennereianlagenhersteller, ist extra aus dem Schwarzwald dazugekommen. Er weiß, wie sein Vater mit dem Berufsneuling aus dem Siegerland, der bis 2014 Hilchenbacher Bürgermeister war, verhandelt hat. „Ich habe um diesen Aromakorb gekämpft“, erzählt Hasenstab. Damit das Destillat ganz am Schluss des Brennprozesses, „kurz bevor der Dampf zu Schnaps wird“, noch einmal Aroma aufnimmt. Koriander, Lavendel, Rosen, Himbeeren...

Hasenstab hat das Verfahren in Frankreich entdeckt. In einer Beschreibung aus der vorletzten Jahrhundertwende. Der Aromakorb ist nichts anderes als der gute, alte Anisateur. Da steckt das Wort Anis drin. Müllers haben ihm die Anlage gebaut. Und schicken jetzt Brenner-Kollegen nach Hilchenbach. Anders Bilgram ist angetan von dem Gin, den er mit den eigenen Zutaten hergestellt hat. Über 80 Prozent Alkoholgehalt hat das Destillat, das jetzt nur noch auf 44 Prozent herunterverdünnt werden muss. Mit Wasser.

„Meinen Gin hat er auch nicht verworfen.“

Hans-Peter Hasenstab hat den Siegerländer Gin. „Gin Nr. 1“ steht auf dem handgeschriebenen Etikett. L 28, „L“ für Los, also die 28. Destillation in der 100-Liter-Brennblase. Ein fruchtiges Getränk. Lavendel ist drin, Vanille, Kardamom, Gamander. Gamander? Klar, sagt Hasenstab, das Kraut wächst im Hauberg. „Man braucht natürlich eine lokale Komponente, und wir haben lange überlegt, was das sein könnte.“ Nicht, dass der zugewanderte Hesse nebenbei auch Fachmann für die Siegerländer Botanik geworden wäre — Hans-Peter Hasenstab hat sich einfach rechtzeitig am Gamander-Honig der Imker in Netphen erinnert.

„Eine wunderbare Freundschaft. Im Geiste.“

Franziska Gräfin Spee, die mit Hasenstab die Schulbank an der landwirtschaftlichen Fachschule in Offenburg gedrückt hat, wird Zeugin des sich gerade anbahnenden siegerländisch-dänischen Pakts. Man könnte seine Produkte austauschen. Geiste und Liköre aus Hilchenbach gegen Härteres aus Dänemark. Anders Bilgram kauft gerade eine 500-Liter-Blase. Wodka kommt neu ins Sortiment. „Man könnte auch einfach die Rezepturen austauschen“, überlegt Hasenstab.

Schnäpse aus vergorenen Früchten brennen darf Hasenstab übrigens nicht, das hat auch was mit Zoll und Steuern zu tun. Die Brände mit dem Vierhasen-Etikett sind zugekauft. „Natürlich bin ich in der Lage, gute Produkte zuzukaufen“, sagt Hans-Peter Hasenstab, „da ziehe ich dann meine Sommelier-Karte.“ Mit der Ausbildung zum „Bayerischen Edelbrandsommelier“ hat der Ex-Bürgermeister seinen beruflichen Umstieg begonnen.

„Es dauert vier bis sechs Wochen, bis sich die Aromen vermählt haben.“
Dann ist der Himbeergeist aber auch gut, sagt Hans-Peter Hasenstab. Ein bisschen Verbraucherberatung zum Schluss: Wem ein sechs Jahre gelagerter Geist angeboten wird, „bei dem müssten alle Alarmglocken läuten.“ Geiste werden nicht besser, wenn man sie lagert. Aber eigentlich geht es ja um Siegerländer Gin. „Wenn Sie den mit Tonic kombinieren, kommt der Lavendel richtig raus.“ Jetzt hört man jemanden schwärmen.