Siegen. . Die große Party zur Eröffnung der neuen Ufer startet am Freitagnachmittag. Zeit für einen Rückblick.
Fest zum weitgehenden Abschluss des Projekts
Stadt beziffert Kosten mittlerweile auf 23,4 Millionen Euro
Mehr als 80 Prozent finanziert über Fördermittel
Lärm gab es. Dreck. Und Umwege beim Gang durch die Innenstadt, jahrelang. Und wofür das alles? Ein Blick in Siegens umgestaltete Mitte gibt täglich die Antwort, aber am Freitag ab 16 Uhr posaunt die Stadt es heraus: Bis Sonntagabend läuft das Uferfest, mit dem der weitgehende Abschluss des Regionale-Projekts „Siegen – Zu neuen Ufern“ offiziell gefeiert wird.
Der Weg war...
1.... lang. Die Siegplatte, Ende der 1960er Jahre als gute Lösung für die Schaffung von zentralen Parkplätzen gepriesen, hat Kritiker seit jeher auf die Palme gebracht. Letztlich war das Betonungetüm der Grund für seinen eigenen Abriss – denn die Überkragung war so marode, dass die Komplettsperrung kurz bevorstand. In dieser Situation wurde die Frage nach Sanierung oder Entfernung laut. Im Jahr 2009 nahm die Sache Fahrt auf, denn mit dem Landes-Strukturförderprogramm „Regionale 2013“ waren bis zu 80 Prozent Fördermittel in Aussicht. Es folgten Planungen, Diskussionen, ein zweistufiger städtebaulicher Wettbewerb, eine Jurysitzung, noch mehr Diskussionen, schließlich im Mai 2010 die Ratsmehrheit für das als „Jahrhundertchance gepriesene“ Vorhaben – und mit dem 3. Stern im Regionale-Prozess im Dezember 2010 grünes Licht für die Umsetzung.
2.... steinig. Die Chancen für einen Erfolg bei der Regionale – und auf den Zugang zu beachtlichen Fördermitteln – standen von Anfang an nicht schlecht. Siegen war aber nur eine von vielen Kommunen im Wettbewerb, auch wenn sie sich durchsetzen konnte. Dabei galt es auch, Widerstände in der eigenen Stadt zu überwinden. Die Siegplatte, so hässlich sie aus Sicht ihrer Kritiker immer war, hatte nämlich einige Fans. Die „Parkplatzkeule“ sei das immer wieder von den Befürwortern geschwungene Argument, sagte Bürgermeister Steffen Mues. Darum legte die Verwaltung viel Gewicht darauf, ein Parkplatzkonzept für die Innenstadt zu entwickeln und neue Stellflächen zu generieren – und auf die schon zu Zeiten der Siegplatte nicht ausgelasteten Parkhäuser hinzuweisen.
3.... unvorhersehbar. Überraschungen bleiben bei Maßnahmenpaketen dieser Größenordnung nicht aus. Der Abriss der Bahnhofstraßenbrücke zog sich in die Länge, weil das Material anderen Aufwand erforderte, als angenommen – eine von diversen Verzögerungen. Im September 2011 war die Stadt noch von sieben Bauphasen ausgegangen: Mit Beginn im Juni 2012 und Abschluss im Dezember 2014. Der Start haute hin. Doch die weitestgehende Fertigstellung erfolgte nun erst im Sommer 2016. Die beiden Phasen, die nun noch laufen – der Bau der Apollobrücke und die Umgestaltung der oberen Kölner Straße – sind zwei zusätzliche Bauphasen, denn in Abstimmung mit dem Land wurde das Projekt größer. Mittlerweile stehen sogar Kauf und Abriss des Herrengartengebäudes im Raum, um dort eine kleine Parkanlage direkt an den neuen Ufern zu bauen: Es gab also auch positive Überraschungen.
4.... teuer. 13,5 Millionen Euro Gesamtkosten waren vorab einkalkuliert, mittlerweile geht die Stadt von 23,4 Millionen Euro aus, wobei mehr als 80 Prozent über Fördermittel bezahlt werden. Außer den bei derartigen Projekten üblichen Steigerungen liegt dies auch in den Erweiterungen des Projekts begründet.
5.... notwendig. Siegen ist eine der wenigen deutschen Städte, die den Fluss in ihrer Mitte unter einer Betonüberkragung begraben haben – ein anderes Beispiel ist Idar-Oberstein. Dass eine Stadt den Fluss, nach dem sie benannt ist, aus dem Sichtfeld verbannt, ist für sich schon eigenwillig, mag aber im Zeitgeist der späten 60er und 70er Jahre begründet sein. Das Festhalten am kosmetisch zumindest fragwürdigen Ergebnis auch Jahrzehnte später hätte aber einen wesentlichen Faktor ignoriert, der gewiss auch mit veränderten gesellschaftlichen Ansprüchen zu tun hat: Die optische Attraktivität und die Aufenthaltsqualität von Städten ist längst zum knallharten Standortfaktor geworden. Hässliche Kommunen werden auf Dauer schlechte Chancen haben, Bevölkerung zu halten. Siegens aber sind nun gestiegen.
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