Siegen. . Nach der Schließung der Notunterkunft am Haardter Berg geht die Integrationsarbeit weiter. Das Projekt „Geflüchtete helfen Geflüchteten“ soll den Einstieg ins Studium erleichtern.
- Projekt „Geflüchtete helfen Geflüchteten“ soll Einstieg ins Studium ebnen
- Amtsdeutsch ist noch immer ein großes Hindernis
- 60 Flüchtlinge sind derzeit an der Uni Siegen eingeschrieben
Nach Ende der Notunterkunft auf dem Haardter Berg setzt sich die Uni Siegen weiter für geflüchtete Menschen ein. Das Projekt „Geflüchtete helfen Geflüchteten“ unterstützt sie dabei, ein Studium zu absolvieren, wie es in einer Mitteilung heißt.
Mohammed Ali Anis stammt aus dem syrischen Aleppo und ist im Oktober nach Deutschland gekommen. Seine erste Station: Die mittlerweile ehemalige Notunterkunft in der Turnhalle der Uni Siegen. Ein Dreivierteljahr später hat der 22-Jährige das Feldbett gegen ein Zimmer im Studentenwohnheim getauscht. Die Zulassung zum Informatikstudium hat er in der Tasche. Dass er so schnell „angekommen“ ist, verdankt er auch dem Projekt „Geflüchtete helfen Geflüchteten“.
Angesiedelt bei der Abteilung „Deutsch als Fremdsprache“ hilft es Betroffenen dabei, ein Studium an der Uni Siegen aufzunehmen und abzuschließen. Das Besondere: Die Mitarbeiter haben selbst eine Fluchtgeschichte. Majdi Bido zum Beispiel: Der 30-Jährige kommt aus Syrien, lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Mittlerweile spricht er fließend Deutsch und studiert an der Uni Siegen Wirtschaftsinformatik. Als studentische Hilfskraft unterstützt er die Projekt-Verantwortlichen dabei, andere Geflüchtete bei allen Fragen rund um das Studium zu beraten.
Amtsdeutsch erläutern
Bido ist Experte, kennt sich mit allen Formularen aus. „Die Amtssprache darin ist teilweise wirklich schwer zu verstehen“, sagt er. „Viele können mit bestimmten Begriffen gar nichts anfangen. Sie wissen zum Beispiel nicht, was eine Meldebescheinigung oder eine beglaubigte Kopie ist – und wo man diese herbekommt.“ Bido und seine Kollegen unterstützen bei Behördengängen, organisieren Infoveranstaltungen, klären über kulturelle Unterschiede auf.
„Gerade die kulturelle Dimension ist enorm wichtig“, sagt Christian Gerhus, Projektverantwortlicher. Wer aus demselben Land kommt, wie die Geflüchteten, könne die Spielregeln in Deutschland besser vermitteln: „Hier ist ein ,Nein‘ bei bürokratischen Vorgängen zum Beispiel ein klares ,Nein‘ – und keine Verhandlungsbasis. Solche Unterschiede können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz anders erklären und rüberbringen, als ich das könnte.“ Die studentischen Hilfskräfte haben die Herausforderungen einer erfolgreichen Integration schließlich schon selbst gemeistert. Gerhus: „Für ihre Landsleute erfüllen sie damit auch eine Vorbildfunktion.“
Engagement bleibt erhalten
Seit Juli 2015 hatte die Uni gemeinsam mit der Stadt in der Notunterkunft Geflüchtete aufgenommen: Insgesamt 2393 Menschen aus 33 Ländern. In verschiedenen Projekten haben Studenten die Geflüchteten unterstützt, 50 Stellen für studentische Hilfskräfte hatte die Uni dafür geschaffen. Das Projekt „Geflüchtete helfen Geflüchteten“ ist aus diesem Engagement hervorgegangen. Finanziert wird es vom Deutschen Akademischen Austauschdienst.
Mohammed Ali Anis ist einer von etwa 60 Geflüchteten, die aktuell an der Uni Siegen eingeschrieben sind. Seine Zukunft sieht der 22-Jährige in Deutschland: „In Syrien habe ich zu viele schlimme Dinge erlebt.“
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