Siegen. . Jörg Siewert liebt den BVB und die Musik. Mit 16 war er Dortmunds jüngster Kirchenmusiker, heute singt Jörg Siewert mit hunderten im Chor.

Wer in Dortmund geboren wurde, ist BVB-Fan vom ersten Atemzug an. So wie Jörg Siewert, der gefühlt neben dem Stadion Rote Erde aufwuchs. Nicht verbrieft ist, dass er in schwarz-gelber Bettwäsche schläft.

Neben seiner Fußballleidenschaft liebt er Musik. Schon mit 16 Jahren ist er Dortmunds jüngster Kirchenmusiker: Er begleitet als Organist Gottesdienste und leitet einen Kirchenchor. 1985 macht er parallel zum Abitur das C-Examen als Kirchenmusiker. Sein Zivildienst in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche ist für ihn ein Meilenstein. Er merkt: „Ich kann besser mit Menschen als auf der Orgel.“ Also beendet er die weitere Ausbildung zum Kirchenmusiker und studiert in Münster Mathematik, Pädagogik und Musik, um Lehrer zu werden. Musik bleibt jedoch seine Leidenschaft: Er leitet einen Studentenchor. Sie führen Mozarts „Requiem“, Händels „Messias“, Bachs „Magnifikat“ auf.

Wechsel an die Universität

Nach seinem Examen 1994 verschlägt ihn das Referendariat an ein Gymnasium in Gelsenkirchen, nur zehn Minuten vom Schalker Stadion entfernt. Für einen BVB-Anhänger eine harte Prüfung: „Gelsenkirchen ist eine schreckliche Stadt.“ Jörg Siewert sucht eine neue Schule. Der Leiter der Gesamtschule Eiserfeld, Joachim Pfeifer, meldet sich bei ihm und sagt: „Wir müssen uns kennenlernen.“

Jörg Siewert fährt hin: „Ich habe mich sofort doppelt verliebt: In die Schule und auch in Siegen, das mir bis dahin völlig unbekannt war.“ Die waldreiche Umgebung gefällt auch Frau Schröder, seinem Hund. Eine dritte Liebe kommt schnell hinzu: Er lernt seine Frau Manuela kennen. Sie ziehen 2001 in ihr neues Haus in Kaan, wo sie seitdem mit ihren beiden Söhnen wohnen.

Jörg Siewert
Jörg Siewert © Wolfgang Leipold

Natürlich überlegt Jörg Siewert, wie er in der neuen Heimat neben seinem Beruf seine Liebe zur Musik ausleben kann. Die Gründung eines Klassik-Chors kommt nicht in Frage: „Dieses Feld ist durch die bestehenden Chöre mehr als gut bestellt.“ Der Zufall will, dass sein Kollege Wolfgang Ponwitz als renommierter heimischer Gitarrist ein guter Kenner der Siegerländer Chorszene ist. Der weiß: „Gospeltrain“, die älteste Gospelformation der Region, sucht einen Chorleiter. Jörg Siewert lernt den Chor kennen, die Sänger ihn. Man passt zusammen. Ergebnis: Seit 2001 leitet er diesen bekannten Chor: „Chorarbeit ist ein weites, manchmal auch kompliziertes Feld. Aber man weiß, was man aneinander hat.“

Jörg Siewerts Tätigkeit an der Gesamtschule Eiserfeld hingegen dauert nur einige Jahre. 2004 kommt das Angebot der Uni Siegen, dort als „abgeordneter Lehrer“ zu arbeiten. Lehre und Forschung sollen einen engeren Praxisbezug bekommen. Er überlegt lange, bevor er annimmt. Inzwischen ist er Akademischer Oberrat. Seit 2013 kann er sich nach seiner erfolgreichen Promotion auch mit einem akademischen Titel schmücken: Dr. Jörg Siewert.

Die nächste Erweiterung seines ohnehin schon ausgefüllten Lebens bringt die WDR-Sendung „3 nach 9“. Der Münsteraner David Rautenberg stellt „Rudelsingen“ vor: Siewert ruft Rautenberg an und erfährt: „In deiner Ecke haben wir noch nichts.“ Und der vielseitige junge Siegener Pianist Steffen Walter ist sofort mit an Bord. Was im vergangenen Herbst im Kreuztaler Café Basico begann, haben die beiden inzwischen ausgeweitet. Auch in Wiesbaden, Mainz, Darmstadt, Marburg und Koblenz veranstalten sie Rudelsingen, alle zwei Monate und fast immer mit 200 bis 400 Teilnehmern ausverkauft. „Zusammen singen ist mit das Schönste im Leben.“