Siegen. . Dritter Teil unserer Serie „Siegerländer geworden“: Seit 25 Jahren leitet Ursula Blanchebarbe, aufgewachsen im Saarland, das Museum im Oberen Schloss.

  • Als Kind lernt Ursula Blanchebarbe sägen, schweißen, Kaminbauen – davon profitiert sie bis heute
  • Ihre Dissertation an der Uni Köln wird ein großer Erfolg: Sie bekommt ein Stipendium
  • Ihr erster Coup im Amt: 1000 Rubens-Grafiken für 100.000 D-Mark

Sie hat einen der am schönsten gelegenen Arbeitsplätze, die Siegen zu bieten hat: Über dem Torbogen, der zum Oberen Schloss führt. Aus einem Fenster kann sie in den Schlosshof blicken. Und das seit 25 Jahren. So lange arbeitet Prof. Dr. Ursula Blanchebarbe im Siegerlandmuseum.

Selbst anpacken – kein Problem

An ihre Kindheit im Saarland erinnert sich Ursula Blanchebarbe gern. In der kleinen Gemeinde Rehlingen-Siersburg aufgewachsen – von dort stammt übrigens auch Siegens Stadtkämmerer Wolfgang Cavelius – konnte sie mit zwei Geschwistern und vielen Nachbarskindern gefahrlos auf der Straße spielen. Doch sie sah auch häusliche Aufgaben: „Ich profitiere auch heute noch davon, dass mein handwerklich geschickter Vater vieles selbst machte und ich ihm helfen durfte. So lernte ich, wie man schweißt, sägt, Kamine baut.“

Nach dem Abitur 1977 in Dillingen geht sie an die Uni Köln: Kunstgeschichte, Soziologie und Theater-Fernseh- und Filmwissenschaften hat sie sich als Studienfächer ausgesucht. Ursula Blanchebarbe setzt vorwiegend auf Kunstgeschichte. Und hat Glück, den jungen Professor Dirk Kocks zu treffen, bei dem sie ihre Magisterarbeit schreibt und promoviert: über Michael Welter und dessen Glasfenster im Kölner Dom. Bei ihren Forschungen lernt sie auch den Enkel Michael Welters kennen, der ihr vieles aus dem Nachlass seines Großvaters überlässt. Ursula Blanchebarbes Promotionsarbeit schlägt so ein, dass sie ein Stipendium bekommt, eine willkommene nachträgliche Finanzierung.

Eine Reise rund um die Welt

Nach einer ersten festen Stelle als museumspädagogisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Kunsthalle Bielefeld bewirbt sie sich in Siegen und wird 1991 stellvertretende Leiterin des Siegerlandmuseums. 1998 übernimmt mit Ursula Blanchebarbe erstmalig eine Kunsthistorikerin die Museumsleitung von ihrem Vorgänger Dr. Jürgen Schawacht. In ihr erstes Berufsjahr fällt der Ankauf von 1000 Rubens-Grafiken. Der Preis: 100.000 Mark, ein wahres Schnäppchen. „Der Vorbesitzer wollte vor allem eins: Dass die Sammlung zusammenbleibt.“

Da durch Zuschüsse viel mehr Geld im „Ankauftopf“ war, konnte noch ein Katalog gedruckt werden, der reißenden Absatz fand und längst vergriffen ist. Die Grafiken werden im Archiv fachgerecht aufbewahrt, im Museum gezeigt oder gehen auf Reisen: Zu Ausstellungen im In- und Ausland, nach Polen oder Brasilien. Ursula Blanchebarbe: „Ich durfte viele Ausstellungen begleiten, was ebenso spannend wie anstrengend ist. So war ich dreimal in Rio.“

Silberhochzeit mit dem Museum

Nach 25 Jahren, eine „Silberhochzeit mit dem Museum“, blickt Blanchebarbe gerne zurück: Auf große und zunehmend auch mutige Ausstellungen. „Auf Rubens Spuren durch Europa“ oder „Rubens trifft Picasso.“ Sie weiß: „Eine Kombination von alt und modern ist hoch spannend.“ Aber eine Museumsleiterin hat auch Träume und Wünsche. Vor allem braucht sie mehr Ausstellungsfläche. Neubau? Die benachbarten Bunker? Sie sieht sogar ihr Verwaltungsdomizil, das Torhaus, als Möglichkeit: „Da ist viel Platz und unsere Büros könnten auch woanders sein.“

Besonders wichtig ist ihr, dass der Wandel des Museums von der Verstaubtheit zur Moderne geschafft ist. Dazu gehört das museumspädagogische Programm, das an jedem ersten Samstag im Monat stattfindet und Kinder in vergangene Epochen eintauchen lässt.

An eine besonders erfolgreiche Ausstellung wird Ursula Blanchebarbe mit Freude und Stolz zurückblicken: Das war 2004 „Johann Moritz“, der in Brasilien viele Bewunderer hat. „Damals und in den folgenden Jahren kamen brasilianische Botschafter aus ganz Europa ins Siegerlandmuseum. Die hatten sich ausgetauscht: Da musst du hin, das musst du sehen.“