Siegen. Start unserer neuen Serie „Siegerländer geworden“. Hartmut Sperl lebt seit 40 Jahren im Siegerland. Mit dem Dudelsack kam er aus dem Ruhrpott – und ist bis heute geblieben.

„Bochum, ich komm aus dir, Bochum, ich häng an dir.“ Zumindest das und die Liebe zur Musik haben Herbert Grönemeyer und Hartmut Sperl gemeinsam. Doch während Herbie mittlerweile in der teuren Weltstadt London lebt, wohnt und arbeitet Hartmut Sperl in Siegen. Und das nun schon seit fast 40 Jahren.

Damals kam er als Referendar für Französisch und Musik ans Evangelische Gymnasium in Weidenau (Evau), „amtlich verschickt“, wie Hartmut Sperl sich schmunzelnd erinnert. Seine erste Wohnung hatte er in Krombach: „Der Bierduft war immer in meiner Nase“.

Gründer und Leiter der Big Band

Seiner Schule ist Hartmut Sperl immer treu geblieben. Und er hat sie geprägt. Aus dem Musikunterricht entstand durch das Thema „Improvisation im Jazz“ die Idee zu einer Band mit Schülern. Das war zunächst eine Combo, ab 1982 eine Big Band in der typischen Besetzung aus Bläsern und Rhythmusgruppe.

Diese Big Band besteht unter Hartmut Sperls Leitung bis heute, in einer Mischung aus ehemaligen und aktuellen Schülern. Etwa 240 Konzerte hat die Evau-Big Band seitdem gegeben, etliche CDs aufgenommen. Sie ist ein musikalisches Markenzeichen auch über die Grenzen des Siegerlandes hinaus geworden. Denn Sperl und seine Musiker erhielten etwa Einladungen zur berühmten Düsseldorfer Jazz-Rallye.

Besonders häufig tritt die Band im Siegener Schlosspark bei „Sonntags um vier“ und im Jazzclub Oase auf, dessen Vorsitzender Sperl auch in den Jahren von 1996 bis 2009 war.

In dieser Zeit war Hartmut Sperl auch in die Programmplanung eingebunden: „Da gab es tolle Begegnungen mit Weltstars wie der Sängerin Betty Carter oder der Piano-Legende Macoy Tyner.“ Aber auch bizarre Episoden. So fragte ihn der etwas desorientiert in der Oase herumirrende Trompeter der WDR-Big Band, Rick Kiefer, der die Bühne nicht finden konnte: „Where’s the stage, where’s the fucking stage?“

Die Groove Company kommt zurück

Doch in erster Linie ist Hartmut Sperl Musiker, der mit seinem vielseitigen Pianospiel und seiner Improvisationskunst vielen Gruppen seinen musikalischen Stempel aufgedrückt hat: Etwa dem Hartmut-Sperl-Quintett und dem Duo mit dem Siegener Gitarrenkünstler Mario Mammone. Aktuell spielt er mit dem Schlagzeuger Florian Schnurr und dem Bassisten Stefan Schwarzinger in einem Trio, wobei sie immer häufiger auch die vielseitige Judith Adarkwah als Sängerin dabei haben.

Besonders gern denkt Hartmut Sperl an die vielen Jahre zurück, als er das Vokalensemble TonArt am Klavier begleitete und auch an sein Mitwirken am Martin-Luther-King-Konzert im Apollo-Theater.

Und er steckt auch mit 63 Jahren voller Pläne: So lässt er demnächst seine „Groove Company“ wiederauferstehen, mit der er schon um das Jahr 2000 herum aktiv war. Eine Band aus Vollblutmusikern, die das Siegerland rocken wollen.

Hartmut Sperls Leidenschaft zum Dudelsack ist nur wenigen bekannt. Den hat er in den 70er Jahren durch die Bretonische Musik schätzen gelernt und sich auch gleich einen gekauft: „Ein Solo-Instrument, aber auch zum Begleiten für sich und andere.“

500 Kilometer bis nach Böhmen

Inzwischen ist ein „Böhmischer Bock“ hinzugekommen. Den hat er sich in Tschechien bauen lassen. Im Wunsch, besondere Musiker und Menschen kennenzulernen, fährt Hartmut Sperl dann halt schon mal 500 Kilometer nach Böhmen, wo es charismatische Dudelsack-Virtuosen gibt. Noten sind meist unnötig: „Junge Leute erlernen die Musik von den Alten.“ Dazu zählt er seinen Freund Zdenek Blaha (85): „Ein freundlicher Mann mit riesiger Ausstrahlung. Man versteht kein Wort, aber man hört ihm gerne zu.“

Mindestens einmal im Jahr zieht es Hartmut Sperl zurück nach Bochum, die Stadt seiner Jugend. Und zu einem Heimspiel seines VfL. Dann steht er im Bochumer Fanblock: Mit blau-weißem Schal, Fiege-Bier und Currywurst.

Einfluss auf den Kulturbetrieb 

In den Sommerferien macht auch der Kulturbetrieb Pause.

Genau die richtige Zeit also, um in unserer Serie „Siegerländer geworden“ Menschen vorzustellen, die aus den unterschiedlichsten Gründen ins Siegerland gekommen sind und nun das hiesige Kulturleben nachhaltig mitbestimmen.

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