Hilchenbach/Netphen/Burbach. . In der neuen Netzgesellschaft stellt nun die Nachbarstadt der „Klimakommune“ den kommunalen Geschäftsführer.
Hilchenbach ist nicht mehr die „Hauptstadt“ der südwestfälischen Strom-Rekommunalisierung. Auf der Zielgeraden ist das Netphener Rathaus die neue Zentrale der Netzgesellschaft Südwestfalen geworden — zumindest der kommunalen Mehrheit der Anteilseigner, denen künftig 51 Prozent der Strom- und Gasnetze in Bad Laasphe, Hilchenbach und Burbach und des Stromnetzes in Netphen gehören. Am Donnerstag werden die entscheidenden Unterschriften geleistet, mit denen die neue Gesellschaft dem bisherigen Eigentümer RWE/Westnetz die Leitungen abkauft.
Morgen wird der Kauf besiegelt
2010 war die Initiative von der Stadt Hilchenbach ausgegangen. Erster Schritt war eine Machbarkeitsstudie, ob sich der Rückkauf der Netze rechnet — insgesamt 19 Kommunen wollten das wissen, von denen am Ende nur noch vier an Bord blieben, während alle anderen nach und nach wieder neue Konzessionsverträge mit RWE abschlossen. Über die Netzgesellschaft fließen nicht nur die bisherigen Konzessionsabgaben an die Kommunen, sondern auch Gewerbesteuern und Dividenden. Hilchenbach hat 4,35 Millionen Euro Darlehen aufgenommen. Unterm Strich erwartet die Stadt einen Gewinn von 3,9 Millionen Euro in 20 Jahren.
Eingestielt hatte der frühere Hilchenbacher Bürgermeister Hans-Peter Hasenstab das Geschäft, der auch über das Ende seiner Amtszeit hinaus am Ball blieb. Zuletzt hatten die vor Kommunen noch eine Beteiligungsgesellschaft gründen müssen, in die sie ihr Kapital für den Netze-Kauf einbrachten — Burbach aus der eigenen Rücklage, die drei anderen aus Bankdarlehen. Geführt wird die Gesellschaft von einer Doppelspitze: auf RWE-Seite von Dr. Catharina Friedrich, Leiterin des Westnetz-Regionalzentrums Sieg. Und auf kommunaler Seite sollte Hans-Peter Hasenstab den Job machen. „Als Interimsgeschäftsführer“ für die Gründungsphase, musste sein Nachfolger Holger Menzel nun auf Nachfrage dieser Zeitung klarstellen. Die kommunalen Gesellschafter hätten sich für eine „interne Lösung“ ausgesprochen. Hans-Georg Rosemann, Kämmerer der Stadt Netphen, wird nun der andere Geschäftsführer, vertreten wird er von seiner Burbacher Kollegin Kirsten Herr.
Zumindest die Promotoren der Siegerländer „Klimakommune Nr.1“, als die Hilchenbach sich gelegentlich empfiehlt, dürfte das wurmen. Der Prestigeverlust folgt auf die Schlappe mit der Klimaschutzmanagerin. Birgit Frerig-Liekhues geht, weil sie woanders eine bessere Perspektive hat. Die hätte Hilchenbach ihr zumindest noch für gut zwei Jahre geben können, wenn die Stadt sich rechtzeitig um die Verlängerung der Stelle gekümmert hätte.