Siegen. . Zweiter Verhandlungstag gegen 32-Jährigen, der seine Frau getötet haben soll. Freunde berichten von krankhafter Eifersucht und Suizidgedanken.
Am zweiten Prozesstag gegen den 32-jährigen Nurik W., der am 13. Januar seine Frau erstochen haben soll, steht die Aussage des Täters im Fokus. Das Gericht schließt die Öffentlichkeit trotz der Anträge des Verteidigers nicht aus, beschließt die Kammer unter Vorsitz von Richterin Elfriede Dreisbach.
Zunächst gibt Anwalt Dell für seinen Mandanten eine Erklärung ab; der 32-Jährige selbst beschließt anschließend, selbst nicht über diesen Teil zu sprechen. Auch eine Zeugenaussage wird mit Publikum zugelassen.
Emotionale Achterbahnfahrt
Nurik W. hat seine ein Jahr jüngere Ehefrau 2004 in Usbekistan kennen gelernt, 2008 zogen sie mit dem ersten Sohn nach Deutschland. 2012 wurde der zweite Sohn geboren. Im Herbst 2015 habe das Opfer ihm eröffnet, ihn nicht mehr zu lieben, ihn als Mensch aber zu schätzen. „Sie lebten weiter wie eine Familie zusammen“, trägt der Anwalt vor. Der 32-Jährige gibt zu, extrem eifersüchtig gewesen zu sein. Freunde der Familie beschreiben ihn als sehr kontrollierenden Menschen, der seine Frau immer beaufsichtigt und überwacht habe. Als er erste Anzeichen einer möglichen Affäre auf ihrem Handy fand, kam es zu Streitereien. Ende November sei das spätere Opfer von ihm geschlagen worden, berichtet eine Nachbarin, zugleich deren beste Freundin.
Am Abend des 23. Dezember habe er sich aus Verzweiflung aufhängen wollen, sagt der Angeklagte. Seine Frau habe ihn geohrfeigt und beschimpft. Er versuchte es mit dem Auto, landete in einer Leitplanke; wurde von der Polizei mitgenommen und in der Psychiatrie abgeliefert. Später in der Nacht kam er wieder nach Hause, es folgten ein Streit und Gewalttätigkeiten. Die Polizei war wieder vor Ort, sprach einen zehntägigen Platzverweis aus.
Die Stunden vor der Tat am 12. und 13. Januar schildert Nurik W. als emotionale Achterbahnfahrt. Er habe seiner Frau signalisiert, mit einer Scheidung einverstanden zu sein. Auch an diesem zweiten Tag schluchzt der 32-Jährige pausenlos. Er kann aus Verzweiflung nicht schlafen, schneidet sich mit einem Brotmesser in den Arm und vertieft die Wunden mit einem kleineren Messer. Seine Frau sieht das Messer, hat Angst, es kommt zu einem Gerangel. Er wisse noch, dass sie beide vom Bett gefallen seien und er erinnere sich an das Klirren, „als die Messerklinge abbrach“. Dann kommt er zu sich, wie sie leblos auf ihm liegt. Ihre letzten Worte hat er auch noch im Ohr. „Verzeih mir. Warum, sie hatte doch gar nichts getan“, sagt der Angeklagte unter pausenlosem Tränenfluss. Nach einigen Fragen der Kammer bricht der Verteidiger die Vernehmung ab. Das reiche für heute. Sein Mandant könne nicht mehr.
Nachbarin weiß von Geheimnissen
Die Nachbarin habe die Tote so gut gekannt, „dass ich Geheimnisse weiß, die er nie erfahren wird“. Am Tatabend habe das Opfer ihr telefonisch von einer Vergewaltigung berichtet. Eine halbe Stunde vor der Tat schrieb das Opfer ihr, es sei alles in Ordnung, „er ist weg“. „Aber das stimmte nicht“, schüttelt die Zeugin den Kopf, kann die Tränen nicht halten. „Ich habe den Mann, der neben Ihnen sitzt, auch gemocht und geliebt. Ich weiß, dass er seine Frau geliebt hat und alles täte, um es ungeschehen zu machen“, sagt die Freundin. Sie steht in Kontakt mit seinen Kindern, die bei den Großeltern leben. Es gehe ihnen weitgehend gut. Aber der Ältere habe ihr gesagt, seinen Papa zu fragen, warum er das gemacht habe.
Am Montag wird der Prozess fortgesetzt.
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