Siegen-Wittgenstein. . Wenn Kreiskulturreferent Wolfgang Suttner in Pension geht, wird seine Stelle eingespart. Nach Kultur Pur 2017 ist Schluss.
Der Kreis Siegen-Wittgenstein wird in absehbarer Zeit keinen Kulturreferenten mehr haben. Wenn Wolfgang Suttner in Pension geht, soll die Stelle nicht wiederbesetzt werden. Das hat Landrat Andreas Müller den Kreistag in der Stellungnahme zu einem Antrag der CDU-Fraktion wissen lassen. „Die Verwaltung beabsichtigt nicht, die inhaltlichen Errungenschaften im kulturpolitischen Bereich zu reduzieren“, heißt es in dem Papier für die nicht öffentliche Sitzung des Kreistags am Freitag, 24. Juni, „allerdings ist die Verwaltung gehalten, dennoch Einsparpotenziale zu realisieren.“ Bezirksregierung und Gemeindeprüfungsanstalt hatten wiederholt die Ausgaben für Kultur und Wirtschaftsförderung kritisiert.
So begründet die Verwaltung ihre Position:
Der Aufgabenbereich habe sich „inhaltlich verändert“. Anders als bei Schaffung der Stelle im Jahr 1990 gebe es heute im Kreis ein „umfassendes kulturelles Angebot“. Suttner habe somit „die ihm damals gestellten Aufgaben mit hohem persönlichen Engagement erfolgreich umgesetzt“. Es gelte nun, „nicht mehr weitere kulturpolitische Projekte auf der Ebene des Kreises aufzubauen, sondern für den Erhalt der vorhandenen Infrastruktur zu streiten.“
Die Städte und Gemeinden hätten ihre Angebote „ausgebaut und verfeinert“, Kultur stehe „im Fokus jeder Kommune“.
Das Kulturbüro sei mit 8,5 Vollzeitstellen ausgestattet. Damit sei sichergestellt, „dass die bewährt gute Arbeit fortgeführt werden kann“. Nummer 2 in der Hierarchie des Kulturbüros ist Jens von Heyden, dessen Leitungsfunktion („vollumfänglich Personalverantwortung, Organisationsverantwortung und Finanzplanung“) in der Vorlage ausdrücklich betont wird.
Wolfgang Suttner, der zum 1. März ausscheidet, werde über einen Honorarvertrag mit der Leitung von Kultur Pur 2017 beauftragt, „so dass (...) in diesem Rahmen auch eine angemessene Darstellung seiner Leistungen und eine würdige Verabschiedung stattfinden kann“.
CDU zeigt sich „erstaunt“
Die CDU-Fraktion hatte zur öffentlichen Kreistagssitzung beantragt, den Landrat aufzufordern, die Stelle des Kulturreferenten auszuschreiben und Suttner „bis zum Antritt einer Nachfolge, aber auf jeden Fall bis zum Abschluss von Kultur Pur 2017“ im Dienst zu halten. Über die Reaktion des Landrats sei er „erstaunt“, sagte CDU-Fraktionschef Bernd Brandemann im Gespräch mit dieser Zeitung. Suttner habe eine Funktion, die über die Leitung eines Fachservice hinausgehe.
Als Kulturreferent habe Suttner auch überregional und landesweit Netzwerke geknüpft, die die Finanzierung der Kulturarbeit in Siegen-Wittgenstein verbessert habe, sagte Brandemann. Auf eine solche Leistung zu verzichten, „wäre eine fatale Folge des Sparens“. Die CDU-Fraktion sehe den Kulturreferenten nicht als „Maitre de Plaisir“, sondern „nach wie vor“ als Akteur der Wirtschaftsförderung.
Kommentar: Keine Überraschung
D ass sich Landrat Andreas Müller nach der Wirtschaftsförderung die Kultur vornehmen würde, überrascht nicht. Erst die KM:SI, jetzt der Kulturreferent. Der Zeitpunkt ist passend. Die Entscheidung macht Sinn: Für einen Impresario wie Wolfgang Suttner, der die Szene zwischen Lyz und Giller selbst erfinden durfte, kann es keinen Nachfolger geben. Weil Typen wie Suttner nirgendwo nachwachsen. Und weil es für sie heute auch das unbeackerte Feld nicht mehr gibt, auf dem dieser einzige Kulturreferent 26 Jahre lang säen und ernten konnte. Trotzdem: Das Signal ist fatal. Mit Wolfgang Suttner geht einer der Letzten aus einer Generation, die für die einstige Kultur-Diaspora gebrannt hat. Was jetzt droht, ist Gewöhnung.