Siegen. . Fritz-Busch-Musikschule erweitert Angebote für 13- bis 25-Jährige. Viel Unterstützung aus der Bürgerschaft

Musik grenzenlos: Musikschülerinnen und Musikschüler aus Syrien, Irak und Afghanistan üben mit Geige und Gitarre verschiedene Akkorde und Griffe. Im Kinder- und Jugendtreff BlueBox erklingen die Titanic-Titelmelodie und Silbermonds „Lied mit nur einem Akkord“. Die 19-jährige Nesreen hält das erste Mal eine Geige in Händen, Mohammed (20) hatte schon in Bagdad Violinunterricht, sein Vater spielte dort Kontrabass in einem Orchester. Trotz unterschiedlicher musikalischer Biografien finden sie sich alle in der Fritz-Busch-Musikschule der Stadt Siegen wieder, die seit einem halben Jahr ein integratives Musik-Projekt für Flüchtlinge und sozial schwache Menschen in der BlueBox anbietet.

You Tube liefert kurdische Lieder

Seit Januar üben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Montagnachmittags Klavier, Mittwochnachmittags Violine und Gitarre. 90 Minuten kostenloser, offener Gruppenunterricht für Flüchtlinge, Migranten und mittellose junge Menschen: „Neulinge sind jederzeit in der Gruppe willkommen und werden musikalisch integriert“, sagt Musikschul-Leiterin Angelika Braumann.

Einige der 13- bis 25-jährigen Schülerinnen und Schüler nehmen weite Anfahrten mit dem Bus auf sich, um keine Stunde zu verpassen; zwei Schüler reisen aus Netphen und Lennestadt an. Für das Musikschul-Projekt gibt es viel Unterstützung auch aus der Siegener Bürgerschaft. Partner und Mitträger ist der Verein für soziale Arbeit und Kultur in Südwestfalen, kurz VAKS. Finanziert wird das Projekt bislang von Spendengeldern der Bürgerstiftung Siegen und des Sparda-Musiknetzwerkes.

Bisheriger musikalischer Höhepunkt war das Konzert beim Musik- und Theaterfestival „KulturPur“ auf der Ginsberger Heide. Die integrative Kraft dieses Projektes ist nach einem halben Jahr aber nicht nur zu hören: Es gibt private Kontakte zu Siegener Familien, die Teilnehmer besuchen Konzerte der Musikschule, die Motivation, Deutsch zu lernen, ist hoch.

Gelernt wird voneinander, wie die freie, teils improvisatorische Interpretation und Verzierungstechniken, die in der arabischen Musik üblich sind. Die Violinspieler schickten Links zu YouTube-Videos, sodass inzwischen drei kurdische Lieder und ein Soundtrack aus einem arabischen Film in Noten umgesetzt wurden. Für Angelika Braumann eine echte Bereicherung: „Mit unserem Unterrichtsangebot erreichen wir Menschen, die bisher keinen Weg kannten, ihren Wunsch nach musikalischer Betätigung und kultureller Teilhabe hier in Deutschland umzusetzen.“