Siegen.. Siegener Kripo-Beamte schildern vor dem Landgericht die jahrelange Fahndung nach Hartmut O.: Kommissar noch immer beeindruckt


Sieben Jahre Gefängnis fordert Staatsanwalt Patrick Baron von Grotthuss für den 46-jährigen Iztok Hartmut O., der zwischen November 2007 und Juni 2015 serienweise Geldautomaten vornehmlich in der Region in die Luft sprengte. Einmal wurde er in Hamburg aktiv, dazu kommen noch einige Tankbetrügereien, die der Staatsanwalt allerdings als Versuche wertete, weil die Zapfsäulen jeweils freigeschaltet und nachts nicht immer überwacht waren.

Umfassendes Geständnis

Der Anklagevertreter hielt sich in seinem Plädoyer an den Rahmen der Vereinbarung, die für ein umfassendes Geständnis eine Höchststrafe zwischen sechs Jahren und acht Monaten sowie sieben Jahren und drei Monaten vorsah.

Grotthuss hielt dem Angeklagten zugute, dass dieser sich zumindest bemüht hatte, Menschenleben nicht zu gefährden, wobei ein Restrisiko bei Gasexplosionen natürlich nie ausgeschlossen werden könne. „Es handelt sich eben nicht um Tabletten, die sich dosieren lassen“, fasste er zusammen.

Verteidiger Carsten Marx hielt aufgrund der Gesamtumstände die „Mindeststrafe“ von sechs Jahren und acht Monaten für ausreichend. Sein Mandant habe ausführlich gestanden und der Kammer damit eine deutlich längere Hauptverhandlung erspart. Die hätte auch gut 50 Tage umfassen können, spekulierte Marx und versicherte den Zuhörern noch einmal eindringlich, dass O. die Taten bereue. Er habe ja selbst betont, sehr erleichtert gewesen zu sein, als die Polizei im November 2015 vor der Tür des Lagerraumes in Hamburg gestanden hatte.

Letztlich habe O. auch nachgewiesen, dass es für die Banken durchaus möglich gewesen sei, sprengsichere Automaten zu verwenden. Es sei ihm also durchaus auch leicht gemacht worden.

„Das war eine Wucht“

Was die Beamten in diesem Raum vorfanden, bezeichnete Kriminalhauptkommissar Martin Schrage, am Vormittag noch immer beeindruckt, mit „das war eine Wucht“. Praktisch alle benutzten falschen Kfz-Kennzeichen seien im Laufe der dreitägigen Untersuchung sichergestellt worden, Gasflaschen, die Kleidung, die von den diversen Überwachungsvideos bekannt war und teures Werkzeug.

Dazu stießen die Beamten auf ausführliche Aufzeichnungen des Angeklagten zu allen Taten, Zeitschriften rund um die Themen Technik und Modellbau, Fischertechnikkästen aus dessen Jugend und auch sonst reichlich Hinweise auf eine starke Affinität zu Chemie, Physik sowie Technik allgemein. Schrage gab zudem einen ausgiebigen Rückblick auf die Fahndungsarbeit der Siegener Ermittler. Bereits nach der zweiten Tat im Stadtteil Kaan-Marienborn gingen die Beamten aufgrund zweier DNA-Funde von einer Serie aus.

Diese Art von Taten sei damals für sie noch neu gewesen. Auf den Angeklagten waren sie dennoch erst ab etwa 2012 aufmerksam geworden. Neben der Fahndung in Sachen Automatenaufbrüche hatten sie nach dem Tankbetrug auf dem Heidenberg auch in diese Richtung verstärkt ermittelt und zudem eine Videoüberwachung in der Volksbank im Netphen-Deuzer Kälberhof installiert.

Auf letztes Wort verzichtet

Nach drei vergeblichen Versuchen sei er überzeugt gewesen, dass O. auch ein viertes Mal komme, um die Sache zu vollenden, sagte der Zeuge. Allerdings sei dies nicht passiert. Gescheitert war auch der Versuch, den Täter mit einem DNA-Test unter regionalen Audi-Eigentümern zu finden. Letztlich sei O. über die Tankbetrügereien erwischt und in Hamburg lokalisiert worden.

Der Angeklagte schloss sich seinem Verteidiger an und verzichtete auf ein letztes Wort. Er sei mit den Gepflogenheiten nicht vertraut und habe sich nicht vorbereitet, lächelte der gebürtige Siegener, der sich während der Aussage des Beamten reichlich Notizen machte.

Die Kammer wird ihr Urteil am Montag verkünden.