Kreuztal/Siegen. .
Die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) halten nichts von der Schulzeitenstaffelung, mit der die Schülerbeförderung in Kreuztal und Hilchenbach kostengünstiger gestaltet werden soll. „Deutlich wirtschaftlicher“ sei es, „die Unterrichtszeiten in Kreuztal und Hilchenbach bestehen zu lassen“, heißt es in der mehr als 40 Seiten lange Stellungnahme des Unternehmens. Besser wäre es, stattdessen auf neue Höchstgrenzen für Fahrt- und Wartezeiten zu verzichten.
Busse brauchen zu viel Zeit
„Wir hätten nichts dagegen, wenn alles beim Alten bleibt“, meint Kreuztals Stadtbaurat Eberhard Vogel. Über mehrere Wochen hatten Stadt und Zweckverband Personennahverkehr (ZWS) nach einem Kompromiss gesucht, nach dem zumindest der Großteil der Kreuztaler Schulen mit der 1. Unterrichtsstunde spätestens um 8 Uhr beginnen kann. Parallel dazu sollen Schulen in der Nachbarstadt Hilchenbach ihren Unterrichtsbeginn vorverlegen. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Busverkehr an diesen neuen Vorgaben scheitern wird“, heißt es in der VWS-Stellungnahme.
Die Beispiele:
Frühestens um 7.30 Uhr darf der Bus in Buschhütten ankommen, wenn dort um 7.55 Uhr Unterrichtsbeginn ist: Eingerechnet werden fünf Minuten Fußweg, fünf Minuten „Puffer“ und eine Viertelstunde zulässiger Abweichung. Im Kreuztaler Ziegeleifeld wäre derselbe Bus dann um 7.46 Uhr – soeben noch pünktlich zur 1. Stunde um 8 Uhr (minus Puffer minus Fußweg, macht 7.50 Uhr späteste Ankunftszeit). Nur Kredenbach schafft der Bus dann nicht mehr: 8.04 Uhr ist zu spät, wenn die Schule dort um 8.10 Uhr losgeht.
Auf 7.40 Uhr vorverlegt werden soll der Unterrichtsbeginn auf dem Hilchenbacher Schulberg — „um eine Chance auf Akzeptanz zu bekommen“, erklären die VWS, denn dem gesetzlich auch noch erlaubten Beginn um 7.30 Uhr würden „unter den heutigen familiären Gewohnheiten“ weder Schulen noch Eltern zustimmen. Die Busse könnten um 7.13 Uhr ankommen, damit sie danach über Stift Keppel das Kreuztaler Schulzentrum ansteuern. Zwischen 7.45 und 7.50 Uhr müssten die Busse dort am Schulzentrum sein, was „aufgrund der morgendlichen Verkehrssituation in Kreuztal“ problematisch sei. Wenn der Bus danach aber auch noch Grundschulen bedienen soll, dürften diese erst nach 8.20 Uhr anfangen.
Ähnliche Beispiele haben die VWS auch für Netphen, wo der erste Bus fürs Gymnasium (1. Stunde: 7. 30 Uhr) derzeit um l.47 Uhr ankommt, nach den neuen Anforderungen aber erst um 7.02 Uhr ankommen darf. Weil dieser Bus dann aber nicht mehr die nächsten Schulen rechtzeitig erreicht, müsste ein zusätzlicher Bus eingesetzt werden.
Nahverkehr wird teurer
Grundsätzlich skeptisch bewerten die VWS den Nahverkehrsplan insgesamt: Immerhin werde für eine „ausreichende Verkehrsbedienung“ nun eine um 20 Prozent erhöhte Kilometerleistung vorausgesetzt. „Bei der Beschlussfassung müssen sich die politischen Entscheidungsträger bewusst sein, dass mit dieser Steigerung der ÖPNV-Qualität auch eine Erhöhung der Kosten verbunden sein wird.“ Das Defizit werde „aktuell noch“ von den Verkehrsunternehmen getragen — kommt es allerdings zu einer Ausschreibung, weil, VWS und/oder Busverkehr Ruhr-Sieg (BRS) sich nicht mehr für die Konzessionen interessieren, müsste der Kreis bezahlen. Der Verkehrsausschuss berät am Donnerstag, 9. Juni, ab 17 Uhr im Kreishaus.