Siegen. . Das Übernachtungshaus für obdachlose Männer am Sieghütter Hauptweg wird geschlossen. Die Diakonie will ihr Angebot des „geschützen Wohnens“ aber ausbauen.
Das Übernachtungshaus für Obdachlose Männer am Sieghütter Hauptweg wird geschlossen. Das teilen die Stadt Siegen und die Diakonie, bislang Betreiberin des Übernachtungshauses, in einer gemeinsamen Erklärung mit. Zum 30. Juni läuft der seit 24 Jahren bestehende Vertrag aus, der im gegenseitigen Einvernehmen nicht verlängert werde, so Stefan Nitz, Pressesprecher der Diakonie. Das Café Patchwork wird aber weiter von der Stadt Siegen bezuschusst.
Was ist der Grund für die Schließung?
Das Konzept der Diakonie für das Übernachtungshaus sieht vor, dass während der Öffnungszeiten (täglich von 17 bis 8.30 Uhr) ein Sozialarbeiter vor Ort ist, der die Menschen betreut. Bis zu 15 obdachlose Männer können am Sieghütter Hauptweg übernachten und die sanitären Anlagen nutzen.
Die Zahl der Übernachtungen sei in den letzten Jahren stark rückläufig gewesen (siehe Infobox), die Kosten hierfür trotz Einsparungen zu hoch. „Ob 6 oder 15 Menschen da sind, ein Mitarbeiter ist vor Ort und passt auf“, sagt Stefan Nitz.
Ab 17 Uhr können die Männer im Übernachtungshaus eintreffen und müssen es bis spätestens 8.30 Uhr am nächsten Morgen wieder verlassen haben. An sieben Tagen in der Woche bei 15,5 Stunden pro Tag besteht hier ein Stellenbedarf von derzeit 2,78 Stellen im Übernachtungshaus.
Die Kosten wurden im Wesentlichen von der Stadt Siegen übernommen oder von anderen Kostenträgern wie dem Jobcenter erstattet. Finanziell sei das Konzept für die Stadt nicht mehr vertretbar gewesen, heißt es in der Mitteilung. Gleichzeitig wollte die Diakonie an ihrem Konzept der Mitarbeiterpräsenz unabhängig von Belegungszahlen festhalten.
Was geschieht mit dem Gebäude?
Die Diakonie baut ihr Angebot im Bereich des sogenannten geschützten Wohnens aus. Dies betrifft Männer, die laut Mitteilung „an einer langjähringe Abhängigkeit leiden und durch ihr Verhalten für jede andere Form des gemeinschaftlichen Lebens nicht tragbar sind.“
Angebote des geschützten Wohnens werden bereits im ersten und zweiten Obergeschoss der Immobilie am Sieghütter Hauptweg vorgehalten; künftig wird sich das geschützte Wohnen auch auf das Erdgeschoss erstrecken, wo bislang die 15 Betten für „spontane“ Übernachtungen bereitstehen.
Wo können Obdachlose künftig übernachten?
In Hotels und Pensionen. Das Konzept wird gewissermaßen umgestellt: von einem ständigen Angebot auf ein nachfrageorientiertes Modell. Das Café Patchwork, In der Herrenwiese 5, ist in der Szene bekannt und kann bei Bedarf Kontakte vermitteln. Es dient auch weiterhin als Tagesaufenthaltsraum. Im Rahmen ihres ordnungsbehördlichen Auftrags und der sozialen Verpflichtung unterhält die Stadt eine Rufbereitschaft, angesiedelt beim Ordnungsamt.
Die Mitarbeiter kennen Möglichkeiten, Einzelpersonen, Paare und Familien kurzfristig unterzubringen. „Es ist sichergestellt, dass jeder, der ein Dach über dem Kopf benötigt, auch eins bekommt“, sagt Claudia Scheffler, stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Siegen.
Sinkende Übernachtungszahlen
2004 übernachteten durchschnittlich 13 Personen pro Nacht in dem Gebäude, 4745 Übernachtungen wurden gezählt.
2011 waren es 2802 Übernachtungen, 7,68 Personen im Schnitt; 2014 noch 1960 Übernachtungen, im Mittel 5,36 Personen.
Jahreszeitliche Schwankungen sind nicht berücksichtigt.
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