Dreis-Tiefenbach. .

Die Stadt Netphen nimmt die Planung für das Dreis-Tiefenbacher Gewerbegebiet Im Bruch neu auf — an der Stelle, an der der Rat im Juni 2008 auch begonnen hatte, als der Hang an der B 62 zwischen dem Dreis-Tiefenbacher Ortsausgang und der Gemarkungsgrenze zu Weidenau erstmals Gegenstand des Bebauungsplans Nr. 19 wurde. Die Spezialtiefbaufirma Demler bleibt offensichtlich da, wo sie ist — mitten in Netphen: „Es gibt keine Pläne“, lässt Geschäftsführer Ansgar Lan­gemeyer ausrichten.

Mit der Uni im Gespräch

2013 hatte die Stadt ihre Pläne für das Gewerbegebiet auf die Demler-Umsiedlung ausgerichtet: Die Stadt wollte lediglich eine kurze Zufahrt in das Gelände anlegen und die weitere Erschließung des etwa vier Hektar großen Geländes dem künftigen Eigentümer überlassen. Diese Planung, so die städtische Planungschefin Marlene Krippendorf, sei nun „nicht mehr vollzugsfähig“. Die Stadt greift ihren alten Bebauungsplan wieder auf, der den Abzweig der Erschließungsstraße etwa in Höhe des Wirtschaftsweges an der Stadtgrenze vorsieht; die Straße führt dann in den Hang hinein und verzweigt sich in zwei Äste mit Wendehämmern. Über die Straße werden dann die verschiedenen Grundstücke erschlossen, die nun in einem Umlegungsverfahren zugeteilt werden sollen.

Bürgermeister Paul Wagener geht von einem „längeren Prozess der Vermarktung“ aus, der sich nun anschließen wird. Kein Geheimnis ist, dass die Stadt auch mit der Uni im Gespräch ist. Der Haardter Berg ist in Sichtweite des Gewerbegebiets — für den geplanten Science-Campus für hochschulnahe Unternehmen „eine ideale Erweiterungsfläche“, findet Wagener.

Schwieriger Grunderwerb

2013 hatten die Akteure etwas ganz anderes vor: Demler geht in den Bruch, das in der Stadtmitte zwischen Bahnhof- und Lahnstraße frei werdende Gelände wird Wohnviertel, vor allem aber Standort für eine neue geschlossene Pflegeeinrichtung für Menschen mit schwerer Demenz. Die Stadt, so der Plan weiter, würde die Parzellen in Dreis-Tiefenbach gegen die Demler-Fläche in Netphen eintauschen und den Stadtmitte-Bauplatz an den Gesundheitsservice Siegerland (GSS) weiterverkaufen, die Tochtergesellschaft des St.Marien-Krankenhauses, das auch das Haus St. Elisabeth betreibt.

Sehr bald kam Sand ins Getriebe. Die Stadt bekam die Grundstücke im Bruch nicht zusammen. Erbengemeinschaften waren zu kontaktieren, Adressen von Erben der kleinteilig parzellierten Äcker ausfindig zu machen. An einem Schlüsselgrundstück biss sie sich die Zähne aus. „Grundstücke, die man tauschen will, müssen einem auch gehören“, stellte ein Eigentümer im Laufe des Bebauungsplanverfahrens fest. Das städtische Kaufangebot sei, was den Preis angehe, „nicht marktgerecht“. Von dem insgesamt rund acht Hektar großen Plangebiet gehören der Stadt inzwischen fünf.

Firma behält Option

Dass aus dem Geschäft nichts würde, zeichnete sich bereits im vorigen Jahr ab, als die GSS erneut auf Standortsuche ging. Inzwischen ist neben dem Freizeitbad ein neuer Bauplatz für die Pflegeeinrichtung gefunden. Im Bruch soll die Bauunternehmung, die dort selbst auf anderem Wege Grundstücke bereits erworben hat, einen Platz behalten. „Wir werden natürlich helfen“, sagt Bürgermeister Wagener, „wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt dort hinziehen will.“

Der Stadtentwicklungsausschuss hebt am Montag, 23. Mai, das Änderungsverfahren für den Bebauungsplan Im Bruch auf. Am Dienstag, 24. Mai, wird der Hauptausschuss die Umlegung des Gebiets anordnen — „weil nicht zu erwarten ist, dass ... eine Neuordnung auf andere Weise erreicht werden kann“.