Hilchenbach. .

Die „Ziehharmonika“ fehlt. Und die Fenster. Das neue Rockmobil ist kein Gelenkbus mehr. Sondern ein Truck. Aber der Sound stimmt. Gitarren und Bassgitarren, Keyboards und Schlagzeug haben ihren Platz dort gefunden, wo früher ein Rennwagen reiste. Im wahrsten Sinne des Wortes: Der „Renn-Truck“ diente einem Sportwagenfan dazu, seinen Flitzer zu den diversen Rennen zu transportieren. Hinten, wo jetzt das Schlagzeug aufgebaut ist, war eine kleine Werkstatt. Und vorn, in der Iveco-Zugmaschine, war ein Bett — im Rockmobil sind das sieben Sitzplätze für Mitfahrer. Fünf mehr als im Gelenkbus.

Mit dem Umstieg Geld sparen

Hans-Dieter Klug, Geschäftsführer des Mobilen Musiktreffs (MoMu) hat den Umstieg schnell verschmerzt. Drei Gelenkbusse waren in den letzten 27 Jahren als Rockmobile im Einsatz, der vierte stand schon auf dem Hof. Doch für den Niederflurbus war die alte Einrichtung nicht mehr zu gebrauchen, der Umbau erwies sich als nicht finanzierbar, erst recht nach dem Scheitern eines Crowdfunding-Projekts. „Ein Verlustgeschäft“, resümiert Klug.

Noch einmal 7000 Euro nahm der Verein für den Kauf des Trucks in die Hand — der in Zukunft viel Geld sparen soll: Der Alukoffer, also die Kabine auf der Ladefläche, „wiegt kaum was“, sagt Hans-Dieter Klug. Weniger als 7,5 Tonnen, so dass als Fahrerlaubnis jeder alte Klasse-3-Führerschein genügt. „Auch die Steuern sind viel günstiger“, sagt Klug, „vom Sprit mal ganz abgesehen.“

Weil die (Rock-)Musiklehrer jetzt selbst ans Steuer dürfen, lohnen sich Zwei-Stunden-Einsätze auch schon einmal. Und weil auf die 7,5 Meter lange Ladefläche auch nun locker eine ganze Band passt, „werden wir den Truck auch gezielt zum Jammen anbieten.“ Nicht nur beim Hilchenbacher Push-Festival der Nachwuchsbands, sondern auch bei anderen, größeren Festivals. „Wacken“, sagt Hans-Dieter Klug, „streben wir auf jeden Fall an.“ 2017. Angebahnt wird die Kooperation mit der Siegener Uni. Dort hat Florian Heesch den Lehrstuhl für Popularmusik; er erforscht gerade Biografien von Heavy-Metal-Rezipienten.

Gut, dass das Rockmobil nie Rockbus hieß — der Truck kann den Namen seiner Vorgänger übernehmen. Und auch die Vielzahl seiner Einsatzorte: MoMu mach Spiel- und Erlebnispädagogik, hat seine Stammplätze auf Schulhöfen und in Jugendeinrichtungen, im Sommer bei Stadtranderholungen und Ferienspielen. Niedrigschwelliger Zugang zum Musikmachen eben. So, wie es das Graffito auf dem Truck umsetzt. Auf der einen Seite zumindest. Die andere ist noch weiß. „Die haben wir vor Pfingsten nicht mehr geschafft.“

Das erste Rockmobil startet 1990 

Vor allem an Kinder und Jugendliche, die sonst keine Möglichkeit zum aktiven Musizieren hätten, hat Hans-Dieter Klug bei der Gründung des Mobilen Musiktreffs 1988 gedacht.

1990 ist der Sozialpädagoge und Musiker mit dem ersten Bus auf Tour gegangen. Der zweite folgte 1999, der dritte 2007.