Niederschelden. . Sven Berghäuser besuchte das Gymnasium Auf der Morgenröthe. Jetzt ist er Leiter der Schule.
Sven Berghäuser kennt seine Schule. Er weiß sogar, wie es hinter den Heizkörpern aussieht. Als Schüler des Gymnasiums Auf der Morgenröthe hatte er sich in den 80er Jahren mal hinter einem versteckt. Heute ist er Leiter des Gymnasiums, an dem er neun Jahre lang Unterricht hatte und sein Abitur machte – und damit Vorgesetzter von Lehrkräften, bei denen er selbst in der Klasse saß.
Es ist die wohl geradlinigste Variante des Prinzips „Vom Schüler zum Chef“, wenn auch mit Stationen jenseits der Morgenröthe. Berghäuser war zwar während seines Referendariats für ein paar Monate am GAM, danach aber einige Jahre am Rivius Gymnasium in Attendorn. Auf die Morgenröthe kehrte er zurück, als die Stelle des stellvertretenden Schulleiters vor fast fünf Jahren frei wurde. „Der Geruch“, sagt er, sei das erste gewesen, was ihm beim Betreten der Schule aufgefallen sei und seine Erinnerung geweckt habe. „Das war ungeheuer markant. Und die orangen Türen mit den blauen Griffen.“ Die gibt es immer noch.
Vor seinem Wechsel habe er sich ein Verzeichnis der Lehrer besorgt. Etwa 25 Kollegen kannte er selbst noch aus seiner Schulzeit. „Als ich das erste Mal zu einer Dienstbesprechung kam – vor den Sommerferien vor fünf Jahren – dachte ich mir: Die sitzen ja noch alle hier.“ Kein negativer Befund, denn „ich bin immer gerne zur Schule gegangen“. Heute sind noch vier der alten Kollegen da. Erinnerungen an die Schulzeit kommen Berghäuser nicht so sehr beim Gang durch die Flure, sondern wenn jemand eine Geschichte von damals erzählt – etwa die von der Heizung, hinter der sich der junge Sven versteckte. Und hinter der der schlagfertige Bio- und Chemielehrer ihn hervorlockte, indem er die Heizung einfach aufdrehte.
Professionelle Distanz
Die 20 Jahre Abwesenheit hätten einen natürlichen Abstand geschaffen. „Man lernt sich wieder neu kennen“, sagt Berghäuser. „Dass die Kollegen in mir noch den ehemaligen Schüler sehen, den kleinen Sven – das ist nicht so.“ Außerdem sei er mit dem Stellvertreterposten damals schon als neues Mitglied der Schulleitung zurückgekehrt. „Dass schafft eine gewisse Distanz“, sagte der 45-Jährige. „Ich lege auch Wert auf professionelle Distanz.“
Schulleiter ist er seit Sommer. Bei seinem Vorgänger Wolfgang Kempf, mit dem er einige Jahre zusammenarbeitete, hatte er früher Informatikunterricht. Das Ziel, eine Schule zu leiten, hatte Berghäuser schon lang: „um die Möglichkeit zu haben, Prozesse zu gestalten – in Zusammenarbeit mit allen am Schulleben Beteiligten.“ Und die Rückmeldungen von Vorgesetzten und Kollegen hätten ihm gezeigt, dass auch andere das Potenzial in ihm sehen. Das Rivius Gymnasium habe er für diesen Karriereschritt aber nicht in Betracht gezogen, erläutert Berghäuser: „Es ist schwierig, dort Schulleiter zu werden, wo man als Lehrer großgeworden ist.“
Die Vergangenheit als GAM-Schüler stehe ihm dagegen als GAM-Chef nicht im Weg. Sie sei aber „sehr prägend gewesen“ für sein Berufsleben. Er habe damals viel gelernt „über den Umgang mit Menschen, auch mit Lehrern – und darüber, wie sie mit Macht umgehen“.
Die Erfahrungen vermittelten ihm „ein Bild davon, wie eine Lehrerrolle auszufüllen ist“, führt der 45-Jährige aus. „Ich muss eine Autorität sein, aber keine, die auf einseitiger Machtverteilung beruht. Wie kann ich als Lehrer eine Vertrauensperson für die Schüler sein, ohne zu sehr auf die freundschaftliche Ebene zu gehen?“ Auch durch seine Erlebnisse und Beobachtungen in seiner eigenen Schulzeit „hat sich diese Balance bei mir sehr frühzeitig eingestellt“.
Diese persönlichen Lernerfolge möchte er heute nutzen. Auch und gerade, wenn es herausfordernd wird. „Ich war in der Mittelstufe ein recht vorlauter Schüler“, räumt er ein. Dennoch wäre er gerne der Direktor vom jungen Sven gewesen. „Gerade Jungs brauchen Führung – und zwar ohne, dass man sie in die Schublade ,Störenfried’ steckt.“ Immerhin könnte aus dem vermeintlichen Unruhestifter ja irgendwann einmal der Chef werden.
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