Weidenau. . Kunststudentinnen und -studenten der Uni Siegen zeigen im Brauhaus ihre Jahresausstellung – einschließlich interessanter Wege für die Verwendung von Olivenöl.

Der Klassiker ist Öl auf Leinwand. Im Brauhaus gibt es aber Öl auf Fußboden. Oliven-Öl. Salvatore Picone hat es für die Ausstellung „Rundgang.16“, in der Kunststudenten Werke präsentieren, aufs PVC gegossen. Bevor nun irgendwer die Salatpolizei ruft: Die Arbeit ist großartig. Und damit steht sie keineswegs allein.

Auf vier Etagen sind die Beiträge bis einschließlich Sonntag zu sehen, von Fotografie im Erdgeschoss über Skulptur/Installation und Malerei zur Druckgrafik in der obersten Etage. Das Brauhaus, Zum Wildgehege 25, ist Standort des Fachs Kunst der Universität Siegen. Der „Rundgang“ ist eine jährliche Plattform für den Schritt an die Öffentlichkeit. Die Freiheiten, die die Studenten in der Wahl ihrer Ausdrucksformen genießen, ist einer der Gründe, warum der Besuch in jedem Jahr lohnt.

Blick nach unten

Das Öl auf dem Boden – Titel: „Olio su pavimento“ – ist eine genau durchkonzipierte Angelegenheit. Picone hat eine rechteckige Fläche zwischen zwei sichtlich Gebrauchsspuren tragenden Regalen abgeklebt. Der Ölspiegel entfaltet nicht nur das spezifische und einmalige Grün, das dieser Flüssigkeit nun einmal zu eigen ist; er bedeckt den PVC-Belag wie eine samtig schimmernde Platte aus Kunstharz, durch die alle Spuren auf dem Boden – Schmutz, Schuhabdrücke, Kratzer – zu erkennen sind. Was der Brauhausbesucher sonst mit Füßen tritt, ist zum Bildmotiv aufgewertet.

Nur fünf Tage zu sehen

Die Jahresausstellung Rundgang.16 ist bis Sonntag, 14. Februar, täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet: Im Brauhaus, Zum Wildgehege 25. Der Eintritt ist frei.

Mehr Informationen zum Fach Kunst an der Universität Siegen gibt es online auf kunst.uni- siegen.de – dort werden auch weitere Ausstellungen von Kunststudentinnen und -studenten aufgelistet.

Der Blick wird neu auf das Alltägliche gelenkt, das ästhetisiert und in seiner Individualität betont ist – an einer Stelle, wo gemeinhin Uniformität erwartet wird.
Den Raum als Kulisse nutzt Tobias Wurm für „Atmospheric Aparatus“. Er inszeniert den sein Objekt umgebenden Bereich mit eleganter Beiläufigkeit tatsächlich in seiner Präsenz als Raum, als Kosmos, in dem seine Arbeit schwerelos schwebt: Ein aus akkurat gesetzten Fäden gebildeter Zylinder, der ohne Bodenkontakt von der Decke hängt. Er hat Volumen und Form, löst diese aber aufgrund seiner streng geometrischen und filigranen Konstruktion auf – was ihm gleichzeitig etwas Massives und etwas Ätherisches verleiht.

Die Frauenfiguren von Marie Oppermann sind aus manchen Blickwinkeln konkret, aus anderen diffus – als würden die Körper zerfließen.
Die Frauenfiguren von Marie Oppermann sind aus manchen Blickwinkeln konkret, aus anderen diffus – als würden die Körper zerfließen. © WP

Schmerz aus oder Verzweiflung. Um sie herum liegen Rosen von Jericho – jene trockenen Pflanzenknäuel, die ihre zusammengekrümmten Triebe wieder entfalten, wenn sie in Wasser eintauchen und ins Leben zurückkehren.

Blick in den Wald

Unbestimmt narrativ ist eine Collage von Laura Roggen. Eine kleiner Junge mit nacktem Oberkörper steht in einem Wald aus dunklen Baumstämmen, hält ein großes Modellflugzeug in der Hand und schaut aufmerksam zur Seite. Die Stämme sind vor einem farbenfrohen Hintergrund angeordnet, der nur schwach die bunte Welt als Reminiszenz erahnen lässt. Tatsächlich hat das Bild in seiner Konstruktion mehrere Tiefenebenen; aber es sind nicht annäherend so viele, wie der optische Eindruck vermittelt. Ob das ferngesteuerte Flugzeug des Jungen beim Spielen in den finsteren Wald abdrehte? Ob er sich ins Dunkel vorgewagt hat und sein Spielzeug trägt, weil der vertraute Gegenstand ihm ein Gefühl der Sicherheit vermittelt?

Blick ins Netz

Scheinbar dokumentarisch hält Alina Reiners in der Fotoserie „Borchemisch – neu“ Siedlungen fest, die im Kontext der Braunkohlabbau-Gebiete angelegt wurden. Der Blick auf die geraden Häuser und Straßen wirkt sachlich, nüchtern und leidenschaftslos, doch er entblößt trotz schönstem Sommerwetter seelenlose und retortenhafte Sterilität und Künstlichkeit. Die Frage kommt auf: Liegt die Wertung im Auge des Betrachters – oder sind die kühlen Aufnahmen doch Kommentare?

Die bildgebende Kraft des digitalen Zufalls setzt Viktoria Strikulis ein. In eine Online-Bilder-Suche gab sie „Unsere Jungs“ ein und setzte seitenweise kleinformatige Trefferlisten zu einer großen Übersicht zusammen. Erst aus der Nähe ist zu erkennen, welche Gegensätze der Suchbegriff vereint, welche Klammern er bildet. Soldaten und Nazi-Aufmärsche stehen neben Fußball-Bildern und Plakaten mit dem schwulen Liebespaar aus „Brokeback Mountain“. Die Suchmaschine interessiert sich nicht für den Inhalt, sie bewertet nicht die Mischung. Das tut erst der menschliche Betrachter.

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