Siegen-Wittgenstein. . Minus 20,3 Grad hat Sebastian Balders am Montagmorgen in Benfe in Wittgenstein gemessen – der Ort in der Gemeinde Erndtebrück gehört damit zu den kältesten in NRW.
Sebastian Balders (24) aus Dreis-Tiefenbach erforscht Wetterextreme. Er studiert Meteorologie in Langen. Für seine Diplomarbeit vergleicht er Kaltluftseen in Wittgenstein und in der Eifel. Darum war er jetzt im Benfetal und maß dort 20,3 Grad Minus. Der Ort in Wittgenstein war damit einer der kältesten in NRW an diesem Morgen.
Warum ist es im Benfetal so bitterkalt?
Sebastian Balders: Zum einen liegt Benfe hoch auf über 500 Metern, dort ist die Luft immer kälter. Aber zum Zweiten handelt es sich hier um ein schmales Tal, in dem die kalte Luft in klaren Nächten zügig absinkt. Außerdem gibt es dort oben so gut wie keine Bebauung. Das gleiche Phänomen tritt übrigens auch im fünf Kilometer entfernten Edertal auf. Hier habe ich schon vor acht Jahren einen Kaltluftsee entdeckt. Seither faszinieren mich diese Extreme.
Haben Sie die Minus 20,3 Grad überrascht?
Sebastian Balders: Ehrlich gesagt ja. Zwar habe ich im benachbarten Edertal schon einmal niedrigere Temperaturen gemessen, allerdings hätte ich am Montag nicht mit Minus 20 Grad gerechnet, da es gegen Mitternacht noch so bewölkt war. Wolken strahlen die Erdwärme zurück, dadurch kann es nicht so kalt werden. Allerdings klarte es in der Nacht auf. Für diese Temperaturen muss man früh aufstehen. Am kältesten ist es kurz nach Sonnenaufgang. Am Dienstag so gegen 8.30 Uhr.
Was ist ein Kaltluftsee?
Sebastian Balders: Kalte Luft sinkt immer zum tiefsten Punkt. Zum Beispiel in Tälern. Das gleiche Phänomen tritt aber auch in Räumen auf. Deshalb haben wir auch immer als erstes kalte Füße.
Warum sah es am Morgen so aus, dass die Seen qualmen?
Sebastian Balders: Dieses Phänomen nennt sich Seerauch. Die kalte Luft sinkt zum tiefsten Punkt und trifft auf das relativ warme Wasser im See. Das Wasser kondensiert und es entsteht dieser weiße Schleier über dem See. Das geschieht nur bei großen Temperaturunterschieden.
Woher kommt diese Kälte?
Sebastian Balders: Die Tiefdruckgebiete der vergangenen Tage brachten zunächst den Schnee mit. Sie ziehen aus Finnland und Schweden zu uns rüber. Das Hochdruckgebiet trägt nun dazu bei, dass sich die Wetterlage stabilisiert und hat dabei diese Kälte im Gepäck.
Warum sieht der Himmel morgens bei Sonnenaufgang so rosafarben aus?
Sebastian Balders: Bei Sonnenaufgang haben die Sonnenstrahlen einen weiteren Weg durch die Atmosphäre zur Erde. So wird das Licht anders gebrochen an den Partikeln in der Luft, hauptsächlich wird das rote, langwellige Licht reflektiert. Hinzu kommt, dass die Luft sehr trocken ist. Ist die Luft feucht, wirkt Licht eher bläulich.
Wie sieht die Prognose für die nächsten Tage aus?
Sebastian Balders: Nach Dienstag wird es wieder etwas milder, in Siegen kann es zum Wochenende sogar wieder Plusgrade geben. Die Wittgensteiner werden noch etwas länger von den Minus-Temperaturen haben.
Experimente bei Minusgraden – Seifenblasen werden zu Eiskugeln
Zweistellige Minusgrade sind selten. Nutzen Sie die außergewöhnlichen Temperaturen doch für Experimente, die nur jetzt gelingen. Am kältesten wird es wohl kurz nach Sonnenaufgang sein. So gegen 8.30 Uhr. Hier sind also drei Versuche, die Sie unbedingt ausprobieren sollten – gern mit Ihren Kindern oder Enkeln – und einer, den Sie besser sein lassen sollte
ja! Schnee machen. Füllen Sie kochend heißes Wasser in ein Gefäß mit Henkel und schütten Sie es mit Geschwindigkeit nach oben in die Luft. Aufgrund des großen Temperaturunterschiedes gefriert das Wasser sofort zu feinen Kristallen. Sie werden sehen: Es schneit. Allerdings muss das Wasser richtig heiß sein.
ja! Eiskugeln machen. Vermischen Sie Wasser mit jeder Menge Spülmittel für ordentliche Seifenblasen. Pusten Sie die Seifenblasen in die Luft. Sie werden sehen: Die sonst luftleichten Blasen gefrieren blitzschnell zu weißen Kugeln. Sieht irre aus!
ja! Schokoeis machen. Füllen Sie warmen Kakao mit etwas Sahne in eine Metallschüssel und stellen diese auf den Boden. Nun müssen Sie rühren. Nach etwa zehn Minuten haben Sie Ihr eigenes Eis hergestellt. Falls Sie bei diesen Temperaturen überhaupt Lust auf Eis haben.
nein! Am Schild lecken. Die Spucke auf der Zunge gefriert sofort bei Kontakt mit dem frostkalten Pfosten. Sie werden quasi zu einer Einheit mit dem Schild. Sie können die Zunge dann nur mit einer warmen Flüssigkeit lösen, ansonsten würde es sehr schmerzhaft. Also: Besser Zunge weg!
Folgen Sie uns auch bei Facebook .