Siegen. . „Deportation Cast“ ist eine Theaterproduktion einer Projektgruppe der Uni Siegen. Das Stück erzählt die Geschichte einer Roma-Familie , die in den Kosovo abgeschoben wurde

Elvira sehnt sich nach ihrem Freund Bruno in Deutschland, denn sie wurde gemeinsam mit ihrer Familie in den Kosovo abgeschoben. Sie hat Angst, von ihren Freunden vergessen zu werden. Ihr Bruder Egzon ist traumatisiert und hat immer wieder Anfälle. Keiner weiß, was er als kleines Kind im Kosovo gesehen hat, das ihn verstummen und weinen ließ, „wie noch nie ein Vierjähriger geweint hat“.

Dramatischer Konflikt

Zwischen zwei Welten befindet sich die Roma-Familie aus dem Stück „Deportation Cast“. Davon erzählt das Projekt-Theater der Universität Siegen in seiner 16. Produktion unter der Regie von André Barz. Die eine Welt war Deutschland: Elvira (Jessica Weinert) und ihre Familie beherrschen die Sprache, hatten dort ihr soziales Umfeld und fühlten sich zu Hause. Die andere Welt ist der Kosovo.

Hier wird die Roma-Familie von Arabern bedroht und Elviras einzige Frage lautet: „Warum sind wir hier?“ „Weil ich nicht genug gearbeitet habe, weil ich krank bin und weil sie uns in dieses Flugzeug gesetzt haben“, antwortet ihr verzweifelter Vater (Dennis Pulfrich). Er fühlt sich schuldig am Zustand seines Sohnes Egzon (Christian Griese) und begibt sich auf die Suche, was dem Jungen geschehen ist. Auch die Mutter (Jule Erler) hat Angst um ihre Kinder, denn das Geld reicht nicht mehr für Egzons Medikamente. Elvira versucht mit unmoralischen und zwielichtigen Methoden an Geld zu kommen. Ein Konflikt mit dramatischen Folgen. Denn Egzon hat ein Messer gefunden, den Schnaps seines Vaters getrunken und „dann ist es passiert, ich war sehr mutig“.

Eingespielte Filme

Eingespielte Filme zeigen die Eindrücke eines Anwalts, einer Sachbearbeiterin, eines Arztes und einer Beobachterin über die Abschiebung, deren Rollen die Schauspieler des Stücks zudem einnehmen. Keiner möchte der Schuldige an der „Heimreise“ der Roma-Familie sein. „Ich helfe Leuten bei der Heimreise“, sagt der Arzt dazu nur distanziert und kühl. Die Sachbearbeiterin muss dagegen erst einmal nachschlagen, ob es der oder das Kosovo heißt. Für den Anwalt „geht es um Paragraphen, um nicht mehr und nicht weniger“, und die Beobachterin (Mira Houkes) sieht tatenlos zu.

Es ist ein Konflikt mit gesellschaftlicher Brisanz, den die fünf Schauspieler auf die Bühne bringen. Und auch Figuren in Deutschland bleiben davon nicht unberührt, so vermisst Elviras Freund Bruno seine erste Liebe. Immer wieder denkt er an das Abschiebe-szenario: „Dann bringen sie sie ins Flugzeug und nehmen vorher ihr Geld. Alle weinen auf dem Flug.“ Für ihn ist unverständlich, wie sein Vater, ausgerechnet ein Pilot, und dessen neue Frau an Urlaub denken können. Egzons Vater schreit dagegen den Schmerz und die Ohnmacht seiner Lage heraus: „Und was machen wir in einem Jahr? In zehn Jahren? Wie leben wir dann? Sind dann alle krank? Tot? Ist es das, was alle wollen? Dass wir wegsterben?“

„Deportation Cast“ ist keine leichte Kost für den Zuschauer.

Aber die jungen Darsteller überzeugen in ihren anspruchsvollen Rollen und bringen eine aufwühlende Geschichte auf die Bühne. Die letzte Vorstellung findet am 13. Janunar, um 20 Uhr statt.

Besuchen Sie uns auch auf Facebook.