Kreuztal. .

„Nichts erinnert an ihn.“ Pfarrer Josef Sczyrba aus Kreuztal fand auf einem Dorffriedhof bei Goch zwar die Familiengruft, in der Josef Schulz beigesetzt ist, aber dessen Name fehlte. Vom Niederrhein stammte der frühere Küster der katholischen St. Johannes-Kirchengemeinde, den das Referendariat einst nach Kreuztal geführt hatte. Heute vor elf Jahren wurde er in seiner Wahlheimat ermordet.

Mord verjährt nicht. Obwohl es DNA-fähiges Material gibt, das einer Person zugeordnet werden könnte, kommen die Ermittler seit Ende 2004 nicht weiter. Denn alle Spuren nützen nichts, wenn der potenzielle Täter in keiner Datei gespeichert ist. Der bislang Unbekannte attackierte den damals 53-Jährigen und fügte ihm zahlreiche Messerstiche zu. Schulz verstarb noch am Tatort, einem privaten Parkplatz an der Straße „Im Plan“, an dem vorletzten Abend des Jahres 2004, mitten in Kreuztal.

Hilferufe am 30. Dezember

Sowohl die Mordermittler des Polizeipräsidiums Hagen, die vor elf Jahren mit dem Fall betraut waren, als auch die Siegener Staatsanwaltschaft verfügen weiterhin über keine Erkenntnisse, die auf die Spur des Täters führen würden. Hier wie dort kommt der Fall Josef Schulz routinemäßig zur Sprache – das ist so üblich, gerade bei Mordfällen. Auch dieses Jahr wieder gingen die Hagener Beamten einem „latent“ vorhandenen Hinweis nach, der allerdings – wie schon so oft – ins Leere führte.

Dabei wurden unmittelbar nach der Tat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Mord an dem Kirchenmann aufzuklären. Aufwändige Zeugenbefragungen fanden rings um den Tatort statt. Eine Hundertschaft der Polizei wurde für eine groß angelegte Suchaktion gerufen, als der Ausweis von Josef Schulz in Nähe der Rothaarbahnlinie in Kredenbach gefunden wurde. Sogar eine bundesweit ausgestrahlte Fahndung via ZDF bei „Aktenzeichen XY“ folgte einige Monate später. All dies brachte kein greifbares Resultat – bis auf das Phantombild eines jungen Mannes, der angeblich am Tatabend in Kreuztaler Kneipen gesehen wurde und den niemand kannte.

Josef Schulz war gegen 22 Uhr auf dem Weg vom Sportlerheim des FC Kreuztal 08 an der Moltkestraße zum Dörnberg, wo er seine Wohnung hatte. Im Plan wurde er von dem Unbekannten angegriffen und niedergestochen. Anwohner vernahmen die schwachen Hilferufe und riefen Polizei und Rettungswagen.

Am selben Abend, wenige Minuten zuvor oder auch danach, kam es in Nähe des Bahnübergangs an der Moltkestraße bereits zu einem Übergriff auf einen 42-jährigen Bulgaren. Der rettete sich zu einer türkischen Familie, die wiederum den Notarzt alarmierte. Er überlebte den Angriff schwer verletzt und kehrte nach der Genesung in seine Heimat zurück.

Keine Spur führt zum Täter

Heute noch rätseln viele Menschen in Kreuztal, wie es geschehen konnte, dass sich mitten in ihrer Stadt solch ein Gewaltverbrechen ereignen konnte. Trotz vieler hundert gesicherter Spuren gab es keinen „Treffer“, auch wenn die wissenschaftlichen Methoden seither immer mehr verfeinert wurden.

Für Staatsanwalt Patrick Baron von Grotthuss, den für Kapitalverbrechen zuständigen Dezernenten in Siegen, gibt es angesichts der Faktenlage nur die Hoffnung, dass der Zufall hilft: „Oder der Täter erleichtert eines Tages sein Gewissen.“

In der Kirchengemeinde St. Johannes soll an Josef Schulz demnächst durch eine Granittafel im Eingangsbereich erinnert werden. Pfarrer Josef Sczyrba möchte sie im Februar oder März anbringen lassen. Gedacht wird des ermordeten Küsters überdies im morgigen Silvester-Gottesdienst – wie jedes Jahr seit 2004.