Siegen. . Das spannendste und vielfältigste Baudenkmal in Siegen, das aber in der öffentlichen Wahrnehmung am wenigsten Beachtung findet, ist eine Straße der Toten: Der Gruftenweg auf dem Lindenbergfriedhof.

Das sagte Stadtarchivar Ludwig Burwitz, einer der profundesten Kenner der Siegener Geschichte, am Sonntagvormittag im Alten Ratssaal in der Oberstadt. Lange Zeit gab es nur einen Friedhof in Siegen, ein Gräberfeld an der Martinikirche.

Dort wurden im Laufe der Jahrhunderte etwa 60 000 Menschen beerdigt. Mit der inzwischen stark gewachsenen Einwohnerzahl wuchs auch der Bedarf nach neuen, großen Friedhöfen, den in der Hermelsbach und auf dem Lindenberg, beide damals vor den Toren der Stadt gelegen. Gleichzeitig entstand der Wunsch nach „Erbbegräbnissen“. Reiche Siegener Familien leisteten sich aufwendig gestaltete, auffällig wie an einer Straße gelegene Gruften unterschiedlicher Größe. 64 Grabanlagen insgesamt, von denen noch 60 vorhanden sind. Hier lagen dann die Waldrichs, Gontermanns, aber auch hohe Beamte, Politiker und Mediziner.

Hohe Gebühren

Ludwig Burwitz: „Die Elite der Stadt wollte wohl auch nach ihrem Tod unter sich bleiben.“ Einfache Familien konnten sich die sehr hohen Gebühren für eine solche Grabstätte ohnehin nicht leisten. Noch 2009 fand im Gruftenweg eine Beisetzung statt. Der 280 Meter lange Weg steht seit einigen Jahren unter Denkmalschutz. Burwitz: „Der Gruftenweg hat viele Facetten: Klar, rein, schön, melancholisch, verwunschen und lehrreich.“ Ab Frühjahr 2016 werden Führungen angeboten.

Neuer Internetauftritt

Der Verein der Freunde und Förderer des Siegerlandmuseums nutzt den Jahresempfang auch, um auf die Erfolge seiner Arbeit hinzuweisen und Zukunftspläne vorzustellen. Vorsitzender Ulf Stötzel freut sich, dass nicht zuletzt mit tatkräftiger Unterstützung seines Vereins manche Verbesserungen möglich wurden. Neue Vitrinen und ein moderner Internetauftritt des Museums sind nur einige Beispiele. Das Projekt ZEIT.RAUM in Zusammenarbeit mit der Uni Siegen soll historische Informationen über die Stadt zeitgemäß vermitteln. Das „Fab Lab“ der Uni verfügt über die Technik, Stadtmodelle herzustellen und zu präsentieren. Der Altbürgermeister mahnt aber auch an, dass das Museum für die Möglichkeit von Sonderausstellungen erweitert werden muss. 300 Quadratmeter sollten es schon sein. Außerdem sei die Fürstengruft im Unteren Schloss dringend zu restaurieren.

Stellvertretender Bürgermeister Jens Kamieth wies stolz darauf hin, dass sich das Siegerlandmuseum nach den großen Investitionen der letzten Jahre schon jetzt sehr präsentabel darstellt. Durch die Sanierung des Grafentrakts sei eine 80 Quadratmeter große neue Fläche gewonnen worden. Hier soll bald eine Ausstellung „Wohnkultur“ zu sehen sein. Kamieth: „Das Siegerlandmuseum ist ein Kleinod unserer Stadt, das es zu erhalten und zu entwickeln gilt.“