Kreuztal. .
Die Platanen werden fallen — vier von fünf auf der Nordseite des Roten Platzes, wo sie in diesen Tagen zum letzten Mal ihr Laub verfärben und abwerfen. Daran ändert auch die Eingabe nichts, mit der sich der Bewohnerbeirat und der Sozialdienst des Hans-Georg-Vitt-Seniorenzentrums an den Bürgermeister gewandt haben. „Die Bäume um den Brunnen waren stets Ziel unserer kurzen Spaziergänge“, heißt es in dem Schreiben, „ihr Schatten machte den Aufenthalt im Freien angenehm und gab unseren Bewohnern das Gefühl, geschützt und geborgen zu sein.“
„Nicht standortgerecht“
Das Nein aus dem Hauptausschuss kam achselzuckend — der Wunsch war nicht neu, vielfach in der Bürgerbeteiligung geäußert und dennoch verworfen worden. „Eine Kompromisslinie“, sagte Bürgermeister Walter Kiß, „im allerersten Entwurf war überhaupt kein Baum mehr da.“ Jetzt werden vier neue Bäume auf der Südseite, über der Tiefgarage, gepflanzt, immerhin zwölf Meter hoch, aber längst nicht in dem stattlichen Format, das die Platanen in ihren gut 30 Jahren am Brunnen erreicht haben. „Die stehen da nicht standortgerecht“, sagte Arne Siebel (CDU). In Innenstädten, weiß Frank Wieland Frisch (FDP), „sind Platanen immer ein Problem.“
Ein Teil davon ist sichtbar: Die Wurzeln greifen aus, das Pflaster wölbt sich, und die Kronen kratzen an Fassaden und Balkone. Bis zu 70 Zentimeter tief werden die Bauarbeiter wohl graben müssen, um im nächsten Frühjahr, wenn beim zweiten Bauabschnitt die Nordseite des Platzes an die Reihe kommt, die Wurzeln der gefällten Platanen auszugraben. Die Platane in der Platzmitte, die erhalten werden soll, werde dann Raum haben, ihre Krone zu entfalten, sagte der Bürgermeister. „Wir hoffen, dass sie das alles überlebt“, sagte Stadtbaurat Eberhard Vogel allerdings auch. Das Wurzelwerk unter dem Pflaster scheint stark miteinander verflochten.
Roter Platz wird teurer
Einzig die beiden Grünen-Stimmen waren auf der Seite der Eingabe aus dem Seniorenzentrum — wohl wissend, dass für manchen Bewohner der Weg zur anderen Platzhälfte zu weit und die Zeit, die neuen Bäume groß werden zu sehen, zu knapp ist. Immerhin, so Anke Hoppe-Hoffmann (Grüne) investiere die Stadt viel Geld in das Projekt: „Wenn die Leute hinterher unzufrieden sind, haben wir nichts gewonnen.“ Viele Kreuztaler hätten dieses Ergebnis der Bürgerbeteiligung, bei der sie sich für mehr Grün auf dem Roten Platz ausgesprochen hatten, erst spät realisiert: „Zahlreiche Bürger sind stinksauer.“
Wann die Platanen fallen, sagte Stadtbaurat Vogel nicht — noch wird auf der Südseite gearbeitet, und das mit einer Verzögerung von mittlerweile einem Monat. Die Baustelle habe schon am Anfang „nicht so richtig funktioniert“, sagte Vogel auf Anfrage von Arne Siebel (CDU) — es brauchte seine Zeit, bis die Bauzäune da standen und die Notwege zu den Geschäften so angelegt waren, wie sie gebraucht wurden. Dann kam das böse Erwachen, nachdem das Pflaster aufgenommen worden war: Die Betondecke der Tiefgarage war nicht mehr intakt.
Die Deckensanierung macht das Vorhaben teurer, Stadtbaurat Vogel spricht von einem „durchaus sechsstelligen“ Betrag. Der Haushaltsansatz von 1,8 Millionen Euro werde dennoch eingehalten — nach den günstigen Auftragsvergaben waren im Budget noch rund 300 000 Euro Luft.
Kernbohrungen und chemische Untersuchungen der Betonplatte haben den Sanierungsbedarf bestätigt: Nun wird die Platzdecke um bis zu drei Zentimeter abgefräst. Beim Neuaufbau werden ein Spezialmörtel und eine zusätzliche Beschichtung aufgetragen.
Geplant war, nur die Verfugung des Pflasters zu erneuern. Ursache für den Schaden ist das im Winter — reichlich — aufgebrachte Tausalz.