Netphen/Wilnsdorf. Die Stadt Netphen und die Gemeinde Wilnsdorf haben Angst vor weiterer Gesamtschule in Siegen. Sie fürchten, Schüler an die Nachbarstadt abgeben zu müssen.
Der Siegener Rat wird am Mittwoch den Errichtungsbeschluss für eine neue „Gesamtschule auf dem Schießberg“ fassen. „Fast geräuschlos“ komme die Stadt zu ihrer dritten Gesamtschule, sagt Bürgermeister Steffen Mues und klingt dabei fast erstaunt. „Vor ein paar Jahren noch undenkbar“ wäre solche Einigkeit gewesen.
„Gentleman Agreement“
Die Einigkeit hat aber auch (Stadt-)Grenzen: Aus Netphen und Wilnsdorf kommt deutlicher Widerspruch gegen die Siegener Pläne.
Die Stadt Netphen rechnet damit, dass sie künftig wieder mehr Kinder an die Nachbarstadt abgeben muss. Zuletzt wurden 47 Kinder für die 5. Klassen an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule angemeldet. 13 Anmeldungen wurden abgewiesen, weil die Kapazität auf dem Giersberg nicht ausreicht. Mit solchen „Rückläufen“ rechnet die Stadt Netphen nicht mehr, wenn Siegen ein weiteres Gesamtschul-Angebot in Geisweid schafft. Schon jetzt schwächelt das Gymnasium in Netphen, das derzeit nur zwei Eingangsklassen bildet und um dessen Oberstufe die Stadt sich Sorgen macht. Hoffnung richtet sich auf die benachbarte dreizügige Sekundarschule, deren Absolventen die gymnasiale Oberstufe verstärken sollen. Aus Netphen nach Siegen pendeln derzeit 263 Gesamt-, 17 Real-, 9 Hauptschüler und 41 Gymnasiasten.
Die Gemeinde Wilnsdorf sieht „existenzielle Gefahren“ für ihre noch drei weiterführenden Schulen. 20 Kinder aus Wilnsdorf wurden zuletzt an der von vier auf fünf Züge erweiterten Eiserfelder Gesamtschule aufgenommen, so viele wie noch nie. Abgewiesen wurden nur zehn Anmeldungen. Insgesamt besuchen derzeit 80 Kinder aus Wilnsdorf die Gesamtschule in Eiserfeld und weitere 87 die Gesamtschule auf dem Giersberg. Auch die Gemeinde Wilnsdorf rechnet damit, dass durch das neue Angebot im Siegener Norden Kapazitäten an den beiden anderen, näher an Wilnsdorf gelegenen Standorten frei werden. Gymnasium und Realschule könnten in Wilnsdorf dann zwar zweizügig weitergeführt werden. Für die Hauptschule in Wilnsdorf räumt aber auch die Siegener Verwaltung eine „Bestandsgefährdung“ ein, „allerdings unabhängig von der Errichtung einer dritten Gesamtschule in Siegen“.
Keine Bedenken haben Burbach und Neunkirchen geäußert, die lediglich erklärt haben, dass die Stadt Siegen etwaige Fahrtkosten übernehmen müsse. Kreuztal bringt ein „Gentleman Agreement“ mit Siegen in Erinnerung: Beide Städte unterlassen „aktive Werbung“ für ihre Schulen in den Nachbarstädten. Freudenberg hat sich gar nicht gemeldet.
Was noch?
Ein Gymnasium zu viel
- Die Leitungen der Siegener Schulen haben bereits im April gefordert, mit dem Beschluss über die dritte Gesamtschule zugleich die Schließung eines Gymnasiums zu verbinden.
- Als Alternative für Geisweid stand eine Sekundarschule im Raum. Sie hätte mit den Oberstufen des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums und der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule kooperieren können.
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