Siegen. . Autor Tobias Gerhardus veröffentlicht ein Buch über die Geschichte des Mädchengymnasiums. Darin geht es vor allem um das Gebäude, das heute das Lyz beheimatet.
„Es war mir wichtig, dass das Buch nicht in irgendeiner Schublade versauert“, sagt Autor Tobias Gerhardus über seine Schrift zur Geschichte des Siegener Mädchengymnasiums. „Die zeitgemäße Ausbildung des weiblichen Geschlechts“, so der Titel des Buchs, ist jetzt als achter Sonderband im Rahmen der „Siegener Beiträge – Jahrbuch für regionale Geschichte“ erschienen.
Tief eingetaucht
Herausgeber ist die Siegener Geschichtswerkstatt. Dabei hatte eigentlich alles im Kreisarchiv begonnen. Dort war Gerhardus 2011 Praktikant und sollte eine Art Zeitstrahl zur Siegener Schulgeschichte anfertigen. Je tiefer er aber in das Thema eintauchte, desto mehr kristallisierte sich die Baugeschichte des ehemaligen Mädchengymnasiums und heutigen Lyz heraus.
Bis 2014 schrieb und recherchierte Gerhardus. Viel Zeit verbrachte der 35-Jährige beim Studieren der Unterlagen im NRW-Staatsarchiv in Münster. Die Veröffentlichung beim Kreisarchiv habe dann aber auf sich warten lassen, erzählt der Autor. Also sei er an das Stadtarchiv herangetreten. Bernd Plaum, Leiter der Geschichtswerkstatt, und Ludwig Burwitz, Leiter des Stadtarchivs, waren sofort angetan von dem Projekt. „Es ist viel mehr als eine Baugeschichte. Eine Menge Stadtgeschichte steckt drin, etwa zu den politischen Auseinandersetzungen beim Thema Bildung“, sagt Ludwig Burwitz.
Einschneidende Punkte
Das Gebäude an der St.-Johann-Straße blickt auf eine fast 130-jährige Geschichte zurück. Doch Tobias Gerhardus setzt noch früher an: im Jahr 1842. Damals wurden junge Siegerinnen noch privat unterrichtet. Zunächst auch in privaten Räumen, dann im Rathaus. „Das war der Beginn des Mädchengymnasiums“, so Gerhardus. Die Stadt übernahm die Trägerschaft der Schule 1880. Aber erst sechs Jahre später sollte es klappen mit dem eigenen Gebäude an der St.-Johann-Straße. Gerhardus dokumentiert die Geschehnisse während der beiden Weltkriege als einschneidende Punkte in der Geschichte der Schule. Er berichtet, wie der damalige Schulleiter Kurt Müller aus „fadenscheinigen Gründen“ abgesetzt wurde, und vom Neuaufbau nach dem Bombenangriff im Februar 1945.
Das Buch endet mit dem Schülerinnen-Streik Ende der 60er Jahre, als die Mädchen ihre damalige Schulleiterin zum Rücktritt zwangen. Denn damit war die Zeit der Mädchenschule vorüber. Kurz darauf öffnete die Schule für beide Geschlechter und hieß fortan „Gymnasium am Rosterberg“.
Auf 130 Seiten beschreibt Tobias Gerhardus detailliert die Vorgänge des Um- und Neubauens des ehemaligen Schulgebäudes. Anschaulich wird die Dokumentation insbesondere durch die zahlreichen historischen Fotos und Dokumente, die in dem Buch abgedruckt sind.
Einige Aspekte der Schulgeschichte wie die Auswirkungen des Nationalsozialismus und die genauen Umstände des Schulstreiks will Gerhardus in Zukunft noch genauer untersuchen.
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