Siegen. .

Er war jung, als er sich für ein neues Leben fern seiner Heimat entschied. Vor 25 Jahren ging Andreas Wörster nach Südafrika, um dort mit behinderten Menschen zu arbeiten. Der aus Weidenau stammende Physiotherapeut blickt auf ein Vierteljahrhundert Einsatz zurück, zehn Jahre davon unter dem Dach des von ihm mitgegründeten Vereins Utho Ngahti. Es ist eine Lebensaufgabe in einer Welt, in der Menschen mit Behinderungen oft ein Leben führen, das nach westlichen Maßstäben kaum vorstellbar ist.

In der St. Michael Kirche feierten Andreas Wörster und sein Mitarbeiter Masauso Phiri mit vielen Freunden und dem Gospel Choir unter Leitung von Helmut Jost bei einem Benefizkonzert das Jubiläum. Bilder und Berichte illustrierten die Arbeit der beiden Gäste aus Südafrika.

Behinderung gilt oft noch als Makel

Andreas Wörster und Masauso Phiri haben in den letzten Wochen vielen Menschen in Südwestfalen – und darüber hinaus – ihr Projekt vorgestellt, bevor sie wieder nach Südafrika zurückreisten. Sie engagieren sich in Gegenden, in denen Männer und Frauen mit Behinderung oft in entlegenen Dörfern wohnen. Medizinische und physiotherapeutische Hilfe erreicht sie dort kaum.

Aber es sind nicht nur Fragen der Infrastruktur, der Logistik oder der begrenzten finanziellen Mittel, unter denen die Betroffenen zu leiden haben. Menschen mit Behinderung hatten im südlichen Afrika über viele Jahre hinweg keine Lobby.

Auch heute werden sie oft noch von ihren eigenen Familien versteckt, hausen ohne Kontakt zu anderen Leuten in Lehmhütten, ohne Rollstuhl oder andere Hilfsmittel. Von der Teilhabe am öffentlichen Leben sind sie ausgeschlossen. Inklusion ist meist noch kein Thema.

Suche nach Paten und Unterstützern

Andreas Wörster und seine Mitstreiter, allen voran Masausso Phiri aus Samibia, suchen diese Menschen auf. Der Verein Utho Ngahti hat sich das Motto „Wir sind wertvoll füreinander“ gegeben. Privatpersonen, Schulen, Institutionen im Siegerland unterstützen die Arbeit mit Geldspenden – aber auch praktisch. So reisen immer wieder junge Männer und Frauen ins südliche Afrika, um vor Ort zu helfen. Das Team geht in entlegene Dörfer, klärt die Angehörigen behinderter Menschen auf, bietet physiotherapeutische Behandlungen und die Versorgung mit Hilfsmitteln an.

Zu den Aufgaben von Utho Ngathi gehört auch die Suche nach Paten, die ein behindertes Kind finanziell unterstützen – so wie es einige Schulen in der Region tun. Außerdem kümmert sich der Verein um den Aufbau eines Wohnheims für behinderte Kinder und Jugendliche, denen damit ein Schulbesuch erst möglich wird. Mit der Errichtung von Gewächshäusern – deren Dächer bei einem Unwetter jedoch zerstört worden sind – schafft der Verein zudem eine Berufs- und Lebensgrundlage für behinderte Menschen, die Gemüse für den eigenen Bedarf und zum Verkauf anbauen.