Kreuztal/Nauen. .
„Ich bin nach wie vor begeistert“, sagt Nauens Bürgermeister Detlef Fleischmann. Sein Enthusiasmus bezieht sich auf die deutsche Einheit, die an diesem Samstag gefeiert wird und seit 25 Jahren vollzogen ist. Der Sozialdemokrat leitet seit dem Jahr 2000 die Stadtverwaltung der Stadt im Havellandkreis in Brandenburg, war seit 1993 hauptamtlicher Stellvertreter des Bürgermeisters und ist mindestens noch bis 2017 im Amt. Dann stehen die nächsten Wahlen an.
Fleischmann, der die seit 1991 bestehende Partnerschaft mit Kreuztal intensiv pflegt, hat somit seit der Wende während der meisten Jahre an der Spitze der Nauener Stadtverwaltung die Entwicklung der Kommune mitgestaltet. Ohne die Wiedervereinigung, das ist seine Überzeugung, „hätten wir keine Altstadt mehr“. Ganze Straßenzüge wurden mit finanzieller Unterstützung aus dem Fonds Deutsche Einheit vor dem Verfall gerettet. Nauen kann sich 25 Jahre nach dem Ende der DDR sehen lassen.
Gefeiert wird der Tag der Einheit im Schloss Ribbeck, das in einem Stadtteil Nauens liegt. Der berühmte Namensgeber, der Theodor Fontane zu dem bekannten Gedicht über den freigiebigen Adeligen inspirierte, der den Kindern Birnen schenkte, war dort zu Hause. Der Kreis Havelland hat auf das Schloss eingeladen, wo auf ein Vierteljahrhundert in Freiheit zurückgeblickt wird.
Dieses Jahr war Nauen allerdings von zwei unerfreulichen Ereignissen überschattet: Im Februar versuchten über 200 rechtsgerichtete Demon-stranten eine Sitzung der Nauener Stadtvertretung zu stören, als es um die Entscheidung für die Bebauung eines städtischen Grundstücks mit einer Unterkunft für 250 Flüchtlinge ging. Die ist inzwischen im Bau, im ersten Quartal 2016 sollen die Menschen einziehen.
Nauen will soziale Stadt sein
Durch einen offensichtlich von langer Hand geplanten Brandanschlag ging im Sommer eine Dreifachturnhalle des Oberstufenzen-trums in Flammen auf, die als Übergangsheim für Asylbewerber und Flüchtlinge dienen sollte. Der Schaden beträgt rund vier Millionen Euro, die Täter sind noch nicht gefasst. Schon am selben Abend zeigten die Nauener Flagge und trafen sich spontan zu einer Kundgebung gegen Rechts am Ort des Geschehens.
Positiv hat sich nicht erst seitdem das Verhalten der Bevölkerung gegenüber den bislang vereinzelt in der Stadt angekommenen Flüchtlingen entwickelt, schon in Erwartung des Zustroms im nächsten Jahr. Mit einem Kiezfest, das unter dem Motto „Die soziale Stadt“ stand, wurde unlängst die Bereitschaft zur Aufnahme der Menschen dokumentiert. Gegründet hat sich eine „Willkommensinitiative“, der alle wichtigen gesellschaftlichen Gruppen angehören und die sich entschieden gegen Gewalt und und für ein menschliches Miteinander ausspricht.
Die Nauener wollen Patenschaften übernehmen, bedarfsgerechte Hilfsangebote schaffen, Flüchtlingen helfen, Deutsch zu lernen, Begleit- und Lotsendienste anbieten und die Menschen zu interkulturellen und sportlichen Veranstaltungen einladen.
Denn: „In der Stadt Nauen bestehen gute Chancen, gemeinsam mehr für Menschenwürde, für ein friedliches Leben für jeden und für Integration zu tun.“