Hilchenbach. .

Auf einmal geht alles ganz schnell: Nach dem Abbau der Ausstellung mit den Aquarellmalereien von Elisabeth Röhrl, die von 205 Gästen besucht wurde, wird das Stadtmuseum geschlossen — für gut zwei Monate, in denen im ersten Stock Fußboden und Wände erneuert werden.

Reinhard Gämlich hat den Plan: nicht nur, wohin die Exponate während der Renovierung geräumt werden — was bei den Grabplatten von Jung-Stilling und seiner Ehefrau ohne den Einsatz von schwerem Gerät gar nicht möglich ist. Sondern auch den Plan dafür, wie die stadtgeschichtliche Ausstellung zu rekonstruieren ist. Alles ist fotografiert, protokolliert. „Die Wandbilder bleiben natürlich erhalten.“

Kein neues Ausstellungskonzept

Am 30. Oktober 1982 ist das Stadtmuseum in der Wilhelmsburg eröffnet worden, die bis Ende der 1970er Jahre noch Amtsgericht war. So alt ist auch der Sisalboden, der im Laufe der Jahre zunächst verschmutzte und sich dann in seine Bestandteile aufzulösen begann. Parkett wird nun verlegt. Die Wände bekommen ihren ersten neuen Anstrich, sobald die kaum übersehbaren Risse ausgebessert sind. 18 000 Euro werden dafür ausgegeben, davon kommen 10 000 vom Wilhelmsburg-Förderverein. Nachdem in den letzten Jahren bereits die Bücherei renoviert und im alten Gerichtssaal ein auch als Trauzimmer zu nutzender Veranstaltungsraum eingerichtet wurde, ist die Sanierung damit abgeschlossen. „Mit den dringlichsten Dingen sind wir dann durch“, sagt Baudezernent Michael Kleber. Größte Einzelmaßnahme war die vor drei Jahren ausgeführte Erneuerung von Dach, Fenstern und Fassade.

Damals war der Erneuerungsbedarf für das 1776 auf den Kellern der alten Residenz errichteten Hauses auf insgesamt 233 000 Euro beziffert worden. Dorferneuerungsmittel flossen für einen Teil des Vorhabens. Als das Land aber 2014 die Förderung von Denkmalpflegemaßnahmen einstellte, blieb die Stadt bei der Verwirklichung ihres Programms stecken. Auch vom Westfälischen Museumsamt gibt es kein Geld. Das würde nur fließen, wenn das Museum nicht renoviert, sondern zugleich neu konzipiert würde — ein Vorhaben, von dem Reinhard Gämlich nur träumen kann. Allein schon deshalb, um wieder einmal höhere Besucherzahlen verkünden zu können.

Junge Gäste machen sich rar

Gerade einmal 800 waren es bis jetzt in diesem Jahr. „Wir leben von den Sonderausstellungen“, sagt Gämlich. Schulklassen und Gäste der Jugendherberge lassen sich nur noch selten blicken. „Auch die Brücke ist ein Handcap“ – die vom Marktplatz über den Langenfelder Bach, die inzwischen wegen Baufälligkeit auch für Fußgänger gesperrt ist. Immerhin: Es bestehen Chancen, dass der Übergang wieder frei ist, wenn das Museum rechtzeitig zum Chredachsmärtche wiedereröffnet ist.

Jetzt gehts ans Räumen. Auch der Ohrensessel von Johann-Heinrich Jung-Stilling, der der Stadt aus Heidelberg überlassen wurde, muss von den Männern des Baubetriebshofs weggeräumt werden,. Dabei hatte Reinhard Gämlich gehofft, das Ungetüm vorübergehend nach Dortmund loszuwerden, als Leihgabe für die Ausstellung „200 Jahre Westfalen“. „Die haben abgesagt“, bedauert Museumsleiter Gämlich. Der Sessel des Freiherrn von Vincke, des alten Oberpräsidenten, hat den Vorzug vor dem berühmten Grunder bekommen.

Das Stadtmuseum wird spätestens zum Weihnachtsmarkt am 12. und 13. Dezember wiedereröffnet. Bücherei und Archiv in der Wilhelmsburg bleiben offen.

Grundstock der Sammlung sind die Exponate, mit denen Hauptlehrer Paul Benfer das Allenbacher Schul- und Heimatmuseum eingerichtet hat.