Kreuztal. . Karin, Eberhard und Mara Stroot haben viele Talente. Sie sind aktiv im Sport und bildender Kunst, tanzen und spielen Theater
Karin, Eberhard und Mara Stroot sind im Sport, bildender Kunst, Tanztheater und Schauspiel aktiv. Besuch bei einer Kreuztaler Familie mit vielen Talenten.
Eberhard Stroot
„Ich hatte zwei Stärken, die mir früh bewusst waren: Im Sport war ich schneller und beweglicher als die anderen. Und ich konnte zeichnen und montieren“, sagt Eberhard Stroot. Seine erste Leidenschaft ist der Sport. Er verschreibt sich der Königsdisziplin der Leichtathletik, dem Zehnkampf. Bei der Olympiade 1976 in Montreal gehört er zum Team der BRD – Deutschland ist noch ein geteiltes Land. Gold holt der US-Boy Bruce Jenner, inzwischen nach der Geschlechtsumwandlung als Caitlyn weibliches Oberhaupt des schrecklich glamourösen Kardashian-Clans. Beim 100-Meter-Lauf treten Stroot und Jenner gegeneinander an. Stroot gewinnt. „Vor drei Jahren in Marburg haben wir uns zuletzt getroffen. Dort wurden 100 Jahre Zehnkampf gefeiert. Ich habe für den künstlerischen Background gesorgt.“
Noch 1976 hört Eberhard Stroot mit dem Leistungssport auf, verletzungsbedingt mit 25 Jahren. Er zieht ins Siegerland und wird Lehrer an der AHS-Schule. Und konzentriert sich auf seine zweite Leidenschaft, die Kunst: Malen, Zeichnen, Bildhauerei, Installation. Er findet seinen Weg in vielen Techniken. Die Stahlabfälle der Firma Krupp in Geisweid inspirieren ihn zu spektakulären Skulpturen. Nicht glänzend wie Edelstahl, sondern rostig, wie die Natur das Metall im Laufe der Jahre verändert hat. Die werden 1991 mit einer grandiosen Eröffnung unter dem Titel „Stahl und Bewegung“ auf dem Rasen vor der Siegerlandhalle ausgestellt.
Karin Stroot
Und hier kommt Karin Stroot ins Spiel. Aus einer Jazztanz-Gruppe beim TV Buschhütten gründet sie ein Tanztheater-Ensemble. Es sind 25 Frauen zwischen 14 und 50 Jahren, mit denen sie eine im Siegerland noch völlig neue Form von tänzerischer Bewegung entwickelt. Karin Stroot: „Tanztheater bedeutet für mich die Visualisierung vielfältiger Themenbereiche menschlichen Lebens durch den Tanz in all seinen Facetten.“ Die erste große Produktion entsteht: „Die Rostkönigin“. Karins Tanztheater soll die Skulpturen Eberhards begleiten. Nur scheinbar ein Gegensatz: Die schwebende Leichtfüßigkeit der Tänzerinnen sind die perfekte Ergänzung zu den tonnenschweren Rostkunstwerken, wie über tausend Zuschauer an einem Sonntagmorgen vor der Siegerlandhalle staunend feststellen.
Noch zwei weitere große Projekte entwickelt Karin Stroot mit ihrer Gruppe: „Ich glaube, ich lasse rote Rosen regnen“ in der Bibliothek der Uni und „Liebende. Eine Farce“, das in der zwei Mal ausverkauften Kreuztaler Stadthalle gezeigt wird. Außerdem führt sie bei vielfältigen Gelegenheiten solo oder in kleiner Gruppe Tanz-Performances auf.
Mara Stroot
Unvergessen für die Stroots ist ihr Auftritt beim Aktuellen Sportstudio 1981: Eberhard zeichnet, Karin tanzt dazu. Und Mara schreit. Die erste der vier Töchter der beiden ist sechs Monate alt, als sie ihre Eltern nach Mainz begleiten darf. Es ist gleichzeitig ihr erster großer Auftritt, denn als sie zu ihrer tanzenden Mama will, nimmt Moderator Bernd Heller die Kleine auf den Arm und schon ist sie still. Alles live in die Wohnzimmer Deutschlands übertragen. Maras erste Begegnungen mit der Tanztheater-Leidenschaft ihrer Mutter hat sie mit 12 Jahren. Da darf sie mit zu den Proben der Erwachsenen. Mit 15 folgen die ersten Auftritte, als sie gemeinsam mit ihrer Mutter eine Ausstellung ihres Vaters performed.
Nach dem Abi geht Mara zur Kölner Theaterschule „Der Keller“. Tanz, Gesang, Atmen, Darstellendes Spiel, Akrobatik, Fechten stehen auf dem Stundenplan des renommierten Theaters, an dem auch Till Schweiger, Heiner Lauterbach und Gudrun Landgrebe ausgebildet wurden. Schon bald erhält sie ihre erste Rolle im 120 Plätze kleinen „Keller“. Da ist das „Theater am Dom“ mit seinen 600 Zuschauern schon räumlich ein anderes Kaliber: Dort steht sie mit Karsten Speck und Jenny Jürgens auf der Bühne. Seit 2006 ist sie „Staatlich geprüfte Schauspielerin“ und schon auf bedeutenden Bühnen in Berlin, Köln, Münster aufgetreten. Und in Siegen. Im Apollo spielt sie 2007 die Hexe Babajaga im Eröffnungsstück „Die verzauberten Brüder“. Dann im „Faust“ und vor allem im „Gott des Gemetzels“ die hysterische, manchmal kotzende Ehefrau. Wie geht der Kotztrick? Mara: „Darf ich nicht verraten, dann ist er entzaubert.“ Seit 2010 ist sie schon etwa 100 Mal in diese Rolle geschlüpft, meist am Borchert-Theater in Münster.
Die Zukunft
Aber Mara Stroot setzt nicht mehr ausschließlich auf Theater. Seit einigen Jahren studiert sie Bildende Kunst und Germanistik: „Ich könnte fest ans Theater gehen. Aber es ist ein lebenslanger Kampf um Rollen. Ein festes soziales Umfeld ist mir lieber.“ Sie kann sich durchaus ein Leben neben der Bühne, etwa als Lehrerin, vorstellen. Auch Eberhard Stroot hat viele Pläne. Nachdem er vor drei Jahren das Mainzer Fußballstadion mit Edelstahl-Draht-Objekten ausgestattet hat, arbeitet er aktuell an dem Auftrag, das neue Stadion in Elversberg mit Neon-Röhren-Objekten auszuschmücken. Und Karin? Die geht im kommenden Februar als Lehrerin in Ruhestand und freut sich darauf, sich neu auf ihre alte Leidenschaft zu stürzen: das Tanztheater.
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