Netphen. . Afrika-Projekt an der Realschule: Jugendliche aus Netphen und Kigali machen sich ein Bild voneinander.
Kigali, Ruanda. Netphen, Siegerland. Sich ein Bild voneinander machen, in jedem Sinne des Wortes. Ende April war Marie Köhler, die aus Herne stammende Fotografin, mit ihrer Idee eines weiteren Afrikas-Projekts zu den letzten beiden Jahrgängen der Realschule gekommen. Jetzt kommt Ruanda auf den Stundenplan. „Heute wird’s ernst“, verspricht Marie Köhler, die mit ihrem Team im Forum des Gymnasiums, wohin die Realschule soeben umgezogen ist, von allen 175 Schülerinnen und Schülern erwartet wird.
„Mach dir ein Bild“, heißt das Projekt — einen Film haben die sieben Mädchen und Jungen aus der Ruanda-Gruppe bereits gedreht, in dem sie sich, die Schule und die Stadt vorstellen. Nun geht es in die Vollen.
Das Ziel
Das werden die Jugendlichen aus Netphen gemeinsam mit den Kids des My-Talent-Projekts der Root Foundation in Kigali bis Weihnachten auf die Beine stellen:
Einen Song, der in Ruanda komponiert wurde, und in Deutschland, mit Unterstützung von zwei Profi-Musikern aus Köln, erweitert wird.
Tänze zu dem Song: „Den werden sich beide Gruppen über Skype beibringen“, sagt Marie Köhler. Ob die Netphener sich für Walzer oder Breakdance entscheiden? Ihre Sache.
Ein Musikvideo. „Je 50 Prozent hier und in Ruanda.“
Radio. Anke van de Weyer, Mitglied in Marie Köhlers Team, will im Workshop Podcasts produzieren — und Umgebungsgeräusche aufnehmen, die später Filme und Bilder untermalen können. Marie Köhler: „Das Leben in Ruanda hört sich ganz anders an als hier.“
Fotos. Bildpaare könnten entstehen, zu Spielen, Essen, Trinken, Freundschaft, Familie. Tiere? Klar, sagt Jana Luck, die Medienkunst studiert und als Assistentin neu im Team ist. Der deutsche Beitrag wäre zum Beispiel der an der Leine ausgeführte Hund. „Das wer- den die Menschen in Ruanda absurd finden — die verstehen nicht, was ein Haustier ist.“
Sprache: Patrick ist gerade in Deutschland angekommen; der Chef der Root Foundation, die Waisenkinder und Kinder aus armen Familien unterstützt, wird ins Kinyarwanda, die Sprache Ruandas, einführen – und auch das soziale Leben seines Landes vermitteln, den monatlichen „Saubermachtag“ zum Beispiel, an dem jeder jedem hilft. Marie Köhler erwähnt, dass es für Gäste aus Ruanda nicht einfach ist, in Deutschland einzureisen. „Viele haben dafür gekämpft, auch eure Schule.“
Der Weg
Eine Workshop-Woche liegt vor denen, die mitmachen wollen. Eine Woche, in der der Stundenplan nur die zweite Geige spielt. Und auch in der Zeit danach wird es noch viel Feinarbeit für die beiden Teams in Netphen und Kigali geben. Freiwillig, betont Marie Köhler, die Wert auf Verbindlichkeit legt: „Aber wenn man sich entscheidet mitzumachen, kommt man da auch nicht mehr raus.“ Als mancher zögert, wirbt Schulleiterin Silvia Glomksi: „Ihr habt es verdient, zum Ende dieser Schule noch etwas Besonderes zu machen.“
Was noch?
Ursula Wussow, Lehrerin an der Realschule, hat Marie Köhler bei einer Ausstellung in Attendorn kennengelernt. Sie hat „Mach dir ein Bild“ nach Netphen geholt und leitet das Projekt. Ziel könnte die Bewerbung als „Unesco-Schule“ werden – ein letzter Titel, bevor die Realschule selbst Geschichte wird.
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