Allenbach. .
„It’s a happy House“, singen die Kinder im Stuhlkreis. In der ersten Stunde der b school, der bilingualen Grundschule, lernen sie schon die englischen Wörter roof, window, door und floor. Die Schultüten sind draußen auf dem Hof abgelegt. Eltern und Großeltern, Onkel, Tanten und Geschwister warten bei Brötchen und Waffeln nebenan in den Betreuungsräumen, die sich in ein proppenvolles Familiencafé verwandelt haben, auf das Ende des ersten Schultags. „Es ist für uns alle sehr aufregend“, sagt Klassenlehrerin Nadine Schmidt.
Die Kinder
19 besuchen die jahrgangsübergreifende Klasse, zehn Jungen und neun Mädchen, 15 Erst- und vier Zweitklässler. Einige kommen aus Hilchenbach, viele aus Kreuztal und Siegen. In den ersten Tagen werden sie einander kennenlernen — und das Schulgebäude, in dem zum Beispiel auch noch ein neu eingerichteter „Forscherraum“ auf sie wartet. „Die Fahrwegbegleitung steht“, sagt Yvonne Melsheimer, die zusammen mit Katy Novara die Geschäfte des Trägervereins führt. Der Au-Pair-Gast einer Schülerfamilie wird im ersten Jahr die Kinder an den Stationen der Rothaarbahn einsammeln. Manche werden aber auch von Eltern gebracht, andere von Geschwistern, die das benachbarte Gymnasium besuchen.
Die Lehrer
„Das war mal mein Klassenzimmer“, lacht Nadine Schmidt. Sie ist selbst in Allenbach zur Schule gegangen, hat zuletzt an der Montessori-Schule in Westerburg unterrichtet. Jetzt ist sie wieder da. Und mit ihr die drei englischsprachigen Lehrerinnen Melanie Dassler, Noelle Aplevich und Sandra Szeffer, die abwechselnd den Unterricht mitgestalten. Zum Team gehören schließlich auch die vier Betreuungskräfte, die morgens ab 7 Uhr für die Kinder da sind. Und, für das Fach Religion, Pfarrer Herbert Scheckel, der gerade gemeinsam mit seinem katholischen Kollegen Friedhelm Rüsche den Einschulungsgottesdienst in der Stiftskirche gehalten hat.
Die Schulleiterin
Die Stundentafel im Lehrerzimmer ist nicht wiederzuerkennen, die neue Freiheit steht in jeder Zeile: 8 bis 12.30 Uhr Unterricht, mit einem großen Block für freies Arbeiten und einer großen Pause mittendrin, dienstags „Schoolday“ bis 15 Uhr für alle, sonst Betreuung auf Wunsch am Nachmittag. „Eine ganz neue Herausforderung“, sagt Sigrid Kretzer, die in denselben Räumen bis zu ihrer Pensionierung vor zwei Jahren die städtische Grundschule geleitet hat. Jetzt trägt sie die pädagogische Verantwortung, wird an drei Tagen in der Woche präsent sein — und auch selbst zwei Stunden Kunst unterrichten.
Der Förderer
Die Kinder tragen schwarze Poloshirts mit dem b-school-Logo, Kapuzenjacke und T-Shirts folgen. Ein kleines Geschenk, das Friedrich Goswin zum ersten Schultag macht. Das andere ist viel größer: Über die Christian-Goswin-Stiftung ermöglicht der Hilchenbacher Unternehmer in den nächsten Jahren jeweils drei bis vier Kindern mit Stipendien den Besuch der privaten Schule: „Kinder, die sonst diese Chance nicht gehabt hätten“, sagt Goswin, der sich freut, „dass sich hier in Hilchenbach was tut“. Das Kompliment gilt den Initiatorinnen, die vor zwei Jahren begonnen haben, die Idee von der freien Schule umzusetzen: „Das erfordert mehr Kraft, als wenn man irgendwo eine Fabrik baut.“
Umstrittener Einzug in städtisches Schulgebäude
Die Idee, in das frei werdende Allenbacher Schulgebäude eine private „freie Schule“ einziehen zu lassen, wurde im April 2013 öffentlich. Im Sommer entbrannte eine heftige politische Debatte um die Frage, ob die Stadt der Initiative das Gebäude überlassen sollten. Besorgt wegen des möglichen Verlusts an Schülern äußerten sich die beiden städtischen Grundschulen.
Starten wollte die „Freie Schule Allenbach“, die inzwischen als „b school“ firmiert, eigentlich schon im Schuljahr 2014/15. Jetzt geht es ein Jahr später los – wenige Wochen nach Schließung der städtischen Grundschule.