Siegen-Wittgenstein. . Es drohen bis zu drei Jahren Haft – trotzdem ist Unfallflucht Alltag. 1512 Fälle registrierte die Polizei allein im Jahr 2014. Dabei wird fast jeder zweite Fall aufgeklärt.

Vier Fälle von Unfallflucht verzeichnet die Polizei Siegen-Wittgenstein im Schnitt pro Tag. Für das Jahr 2014 weist die Statistik insgesamt 1512 Delikte dieser Art aus, weniger als 1400 waren es zuletzt im Jahr 2006. Die Chancen, mit dieser Straftat davonzukommen, stehen dabei nicht gut: Nach Angaben von Polizeisprecher Georg Baum liegt die Aufklärungsquote im Schnitt der vergangenen Jahre kreisweit bei 46 bis 48, in den Fällen mit Verletzten bei 65 bis 83 Prozent.

Spurensicherung mit Spezialfolie

Erfasst sind in der Statistik nur die – zu Recht – angezeigten Fälle. Über die Dunkelziffer lasse sich nur spekulieren, sagt Baum. Andererseits liege nicht immer, wenn jemand die Polizei einschaltet, auch tatsächlich eine Fahrerflucht vor – oder zumindest nicht diejenige, die der Betroffene zunächst vermutet. Das nämlich wäre nur bei Fremdverschulden der Fall.

Unfallfluchten in Siegen-Wittgenstein.
Unfallfluchten in Siegen-Wittgenstein. © Denise Ohms

„Wichtigstes Instrument für uns ist die äußerst sorgfältige und professionelle Unfallaufnahme“, sagt Baum. Es komme entscheidend auf Zeugenaussagen und Spurensicherung an. Unter anderem setzen die Ermittler spezielle Folien ein, um etwa Lack- und Sedimentrückstände von den beschädigten Stellen abzunehmen. Unter dem Mikroskop zeigt sich dann, ob diese Rückstände tatsächlich zum vermuteten Hergang passen. Entdecken die Beamten beispielsweise winzige Spuren von Mauerwerk oder Putz, jedoch keinen Lack, scheidet ein zweites Fahrzeug als Verursacher in der Regel aus. Wahrscheinlicher ist dann, dass der Fahrer gegen eine Mauer oder ein Gebäude gestoßen ist.

Natürlich gebe es Menschen, die in solchen Fällen bewusst Anzeige gegen Unbekannt erstatten, etwa, um von der eigenen Schuld abzulenken. Das sei Vortäuschung einer Straftat, komme aber eher selten vor. „Meist ist es so, dass jemand irrig annimmt, dass ein anderes Fahrzeug beteiligt war“, betont Baum. Dies geschehe etwa, wenn jemand die Entstehung des Schadens nicht direkt registriert, ihn erst später entdeckt und sich dann nicht erklären kann. Solche Fälle werden aus der Statistik herausgerechnet.

Viele Zeugen haben Handy zur Hand

Die Hightech-Analyse-Verfahren, auf die Ermittler in US-Fernserien mit absoluter Selbstverständlichkeit zugreifen, um Autotyp, Baujahr und Modell zu bestimmen, sind im deutschen Polizeialltag nicht ohne Weiteres verfügbar. „Wir prüfen jeweils, ob das Sinn macht“, erklärt Baum. Die Entscheidung, ob das aufwändige Prozedere angewendet wird, liege aber bei der Staatsanwaltschaft.

Auch so fehlt dem Polizeisprecher das Verständnis für Fahrerflucht – nicht nur von Berufs wegen: „Es gibt fast eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass man gefasst wird. Und es ist ein völlig unnötiges Risiko.“ Für die Schäden komme schließlich die Versicherung auf. Außerdem habe fast jeder Zeuge Handy oder Smartphone, die Polizei zu rufen oder Fotos zu machen sei keine große Sache mehr. Bei Fahrerflucht drohe „richtig Ärger“. Das Strafmaß: Geldstrafen und bis zu drei Jahre Haft.

Auto rammt Motorrad am 28. Juni – noch keinen Tatverdächtigen 

Keinen Tatverdächtigen hat die Polizei bezüglich der Fahrerflucht auf der Frohnhausener Straße am 28. Juni. Ein Auto hatte am Abzweig nach Oelgershausen ein Motorrad gerammt.

Die Harley Davidson brannte aus, der 59-jährige Biker verbrachte zehn Tage im Krankenhaus. Der Unfallverursacher, vermutlich in einem weißen Kleinwagen unterwegs, floh.

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