Deuz. .

Drei 725-Jahrfeiern in einem Jahr: Herzhausen hat sein Ortsjubiläum gerade gefeiert, Hainchen plant sein Festwochenende vom 4. bis 6. September. Dazwischen aber kommt Deuz, mit 2072 Einwohnern Netphens drittgrößter Stadtteil. Und zudem der „erste größere Ort am Oberlauf der Sieg“, wie Dr. Herbert Kneppe in seinem Deuz-Buch feststellt, das er 1990 zur 700-Jahrfeier verfasst hat.

Das Fest wurde groß gefeiert. „Das war eine Menge Arbeit“, erinnert sich Dr. Kneppe, der damals Vorsitzender des Festausschusses war und heute Ortsbürgermeister ist. Dieses Jubiläum wird etwas kleiner begangen: mit einem Heimatabend am 15. August. 1969 endete die Geschichte der selbstständigen Gemeinde, die ihr Gemeindehaus — warum auch immer — „Kreml“ nennt. Und so begann sie:

1290 Am 23. April wird „Dütze“ zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt: Lyse, in Deuz lebende Witwe des Wolmar, zahlte bis dahin den Zehnten an Konrad von Hainchen – womit auch Hainchen erstmals in einem Schriftstück erscheint.

1444 wird ein Damm quer durchs Siegtal gebaut. Der Wasserspeicher und Fischteich, in den 1522 Wilhelm der Reiche 4000 Karpfen einsetzen ließ, wurde sogar 1542 noch einmal vergrößert, eigentlich schon eine Talsperre, die vom Damm 1,7 Kilometer weit bis zum Beginn der Ortslage reicht. Hier befand sich auch die Eisenhütte, die 1559 erstmals erwähnt wird — Beginn der Deuzer Industriegeschichte. Den Damm, nur noch drei bis vier Meter hoch, gibt es heute noch. Auf der einen Seite befindet sich das Klärwerk, auf der anderen das Industriegebiet mit dem Namen Weiherdamm.

1840 ist das Jahr der Deuzer Konvention: Die 43 Sohlstätter — das sind die Ur-Deuzer, deren Wohnhaus mit Waldbesitz verbunden ist — einigen sich mit der politischen Gemeinde über Rechte und Pflichten am Waldbesitz und die Unterhaltung von Kapelle und Schule. Später gehen die Deuzer dagegen vor, vor allem als die Gemeinde die Aufnahme weiterer Sohlstättenbesitzer durchsetzen will. Der Streit wird bis zum Appellationsgericht in Berlin ausgetragen und neu entfacht, als 1919 der Gemeinderat die Sohlstätter auszahlen will. Erst 1970 kommt es zur Einigung: Grund und Boden werden zwischen Gemeinde und Ur-Deuzern aufgeteilt. Die Alt-Waldgenossen nannten sich die „42er“, weil einer der Anteile in zwei Hälften aufgeteilt war – sonst wären es die „43er“ gewesen.

1906 wird der Personenverkehr auf der Kleinbahn Weidenau-Deuz aufgenommen. Deuz ist inzwischen ein Industrieort geworden: Jacob und Carl Irle hatten 1848 die Silber- und Bleihütte gekauft, wohin sie ihre Eisengießerei aus Kaan-Marienborn verlegten. Mit der Eröffnung einer Schmiede begann 1779 die Geschichte der Firma Wilhelm Flender, die 1912 zum Industriebetrieb mit Behälterbau und Verzinkerei wurde.

1968 wird die katholische Kirche gebaut. 600 Katholiken leben mittlerweile im Ort, bis dahin gab es nur die 1928 eingeweihte Kapelle. Schon 1910 bauten die Protestanten ihre eigene, die erste Deuzer Kirche. Um 1650 waren in Deuz nur sieben Personen katholischer Konfession gemeldet. Sowohl die alte als auch die 1745 erbaute neue Kapelle wurde von beiden Konfessionen genutzt, die evangelische Schule wurde auch von katholischen Kindern besucht. Konfliktfrei lief das nie ab. Die Landesherrschaft war zwischen 1623 und 1742 katholisch. Die Religionswirren hätten „gerade im Netpherland tiefe Spuren hinterlassen“, schreibt Dr. Herbert Kneppe 1990. Die „Feindschaft zwischen den Konfessionen“ wirke „teilweise noch heute nach“.

Zum Nachlesen: Geschichtliches über Deuz 

Über die Deuzer Geschichte informieren die von Dr. Peter Vitt vorlegte „Wirtschaftsgeschichte des Amtes Netphen“, Dr. Herbert Kneppes Buch „100 Jahre evangelische Kirche Deuz“, die „Geschichte des Netpherlandes“ (1967, Nachdruck 1989) und Heinz Stötzels Band „775 Jahre Netphen“.

Vergriffen ist das Deuz-Buch von Dr. Herbert Kneppe. Ortsgeschichtliches findet sich aber im Netz: www.netphen-deuz.de