Dreis-Tiefenbach. .

Rüdiger Bartsch ist tot. Der Netphener Altbürgermeister ist an seinem Urlaubsort in Dänemark plötzlich und unerwartet im Alter von 72 Jahren gestorben. Bartsch war von 1994 bis 1999 ehrenamtlicher Bürgermeister an der Seite von Gemeindedirektor Ulf Stötzel, von 1999 bis 2009 über zwei Amtszeiten hauptamtlicher Bürgermeister und Verwaltungschef.

Ins Siegerland kam Rüdiger Bartsch, der gebürtige Waldenburger, wegen der Autobahn. Beim Autobahnneubauamt Sauerlandlinie 2 fing der junge Verkehrsbauingenieur 1967 in der Planungsabteilung an, am Ende dieser beruflichen Laufbahn erledigte er die Planfeststellung für die HTS, Abschnitt für Abschnitt. Mittendrin trat die Politik in das Leben des Familienvaters, der sein Haus auf dem Dreis-Tiefenbacher Heckersberg gebaut hat. Als er 1989 Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands wurde, wählte der Gemeinderat einen seiner Kollegen zum Bürgermeister: Helmut Buttler (SPD) — den er kannte, seit sie beide Autobahn-Bauleiter waren. 1991 rückte Bartsch in den Rat nach, nach der Kommunalwahl 1994 löste er Buttler als Bürgermeister ab.

Initiator der Partnerschaft mit Zagan

„Auf geht’s, Netphen“: Dieser Ausruf ist untrennbar mit Bürgermeister Bartsch verbunden, der 1999 seinen zweiten Beruf als erster hauptamtlicher Bürgermeister ergreifen konnte. Netphen begann mit dem Neubau seiner Ortsmitte, bekam eine Umgehungsstraße, wurde Stadt. Rüdiger Bartsch muss viel und feierlich reden in diesen Jahren, und er tut dies auch gern und ohne Scheu vor großem Pathos. Sein Amt versteht er als Repräsentant der Stadt; im Rathaus kann sich der Verwaltungs-Neuling auf ein loyales Team verlassen. Auf Dauer reicht das nicht, um in der Schlangengrube zu überleben, als die sich Netphens Politik schon damals erweist. Seine CDU bricht mit ihm; die zweite Amtszeit, die ihm die Wähler trotzdem zubilligen, wird nervenzehrend und kraftraubend.

Rüdiger Bartschs Herz schlug für die Schwachen: Sein besonderes Engagement galt den Menschen mit geistiger Behinderung und der Arbeit der Lebenshilfe. Und sein Herz schlug für das Land, das seine Heimat hätte sein können: Rüdiger Bartsch war neben Ulf Stötzel Initiator der Städtepartnerschaft mit Zagan. Als Vorsitzender des Partnerschaftsvereins hat er erst vor ein paar Wochen die Einladung zur Fahrt nach Niederschlesien unterschrieben. Im Zaganer Schloss soll im September das 20-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft begangen werden. „Es wird mit Sicherheit eine unvergessliche und schöne Vereinsfahrt“, schrieb Bartsch und setzte drei Ausrufezeichen dahinter.

Ulla Bartsch trauert um ihren Ehemann, drei Söhne und eine Tochter trauern um ihren Vater. Die Netphener behalten auch den sportlichen Rüdiger Bartsch in Erinnerung, mit dem Fahrrad überall an der Spitze. Er schien so baumstark.