Siegen. . Mit einem Bachelor-/Masterstudiengang will Uni-Rektor Holger Burckhart ein Modelprojekt initiieren. Im Jahr 2020 könnten Abiturienten erstmals in Südwestfalen Medizin studieren.
Die Universität Siegen entwirft die Vision für eine Medizinische Fakultät. „Das ist absolut denkbar“, bestätigte Rektor Professor Holger Burckhart dieser Zeitung. Das Projekt würde nicht nur der Universität einen Prestigegewinn bescheren. Es wäre ein wichtiger Baustein für die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum in Siegen-Wittgenstein und im Sauerland. Dabei setzt Burckhart auf die Etablierung eines medizinischen Bachelor-/Masterstudiengangs. Ein Stipendienprogramm soll helfen, die Ärzte im Anschluss an das Studium und die praktische Ausbildung an die Region zu binden.
Kooperation mit Unikliniken
Sollte das Projekt politisch durchsetzbar sein, könnten spätestens 2020 die ersten Abiturienten in Siegen Medizin studieren. „Mir schwebt ein Zeitraum von drei oder vier Jahren vor“, sagte Burckhart. Der Hochschulrat hatte ihn Ende des vergangenen Jahres im Amt bestätigt. Der Start der Medizinischen Fakultät würde also ins Ende seiner zweiten Amtszeit fallen.
Die CDU Siegen-Wittgenstein hatte jüngst auf einer Veranstaltung mit dem Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Karl-Josef Laumann, das Zukunftsbild von einem Medizinstudium in Siegen diskutiert. In Westfalen unterhält NRW in Bochum und Münster nur zwei Medizinische Fakultäten, im Rheinland fünf. Südwestfalen ist ein weißer Fleck auf der Karte. Trotz dieses Ungleichgewichts bei einem immer virulenter werdenden Ärztemangel in Südwestfalen sei die Installation eines Medizinstudiengangs kein Selbstläufer, so Bernd Brandemann, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender im Siegen-Wittgensteiner Kreistag. „So etwas kann man nur im Konsens stemmen.“ Laumann habe Unterstützung signalisiert. Verbündete in der Region seien aber ebenso wichtig. „Ich sehe das als parteiübergreifende Aufgabe. Wir brauchen die Landesregierung, Kliniken und die Uni. Es ist sicher ein langer Weg, aber wir sind bereit ihn zu gehen.“
Die ersten Planungsschritte hat Universitätsrektor Burckhart hinter sich. „Eine klassische Medizinausbildung können wir sicherlich nicht leisten.“ Ein humanmedizinisches Bachelor-/Masterstudium könnte ein Siegener Modell sein – unter Erfüllung der Approbationsauflagen. „Das wäre zu überlegen“, so Burckhart. Dabei würde die Universität mit Hochschulen kooperieren, die die klassische Medizinerausbildung mit Staatsexamen anbieten, um zu gewährleisten, dass der Abschluss in Siegen als gleichwertig anerkannt wird. Kooperationen soll es auch mit Universitätskliniken geben.
Der Bachelor-/Masterstudiengang in der Humanmedizin gehört in einigen europäischen Ländern zum Standard. Die Schweiz, Dänemark oder die Niederlande haben ihren Medizinischen Fakultäten die Umstrukturierung vorgeschrieben. Nur der Masterabschluss erlaubt die Ausübung des Arztberufs. Der Bachelor of Science soll für medizinnahe Berufe qualifizieren.
20 bis 40 Studenten zum Start
Mit einem Stipendienprogramm sollen angehende Ärzte an die Region gebunden werden. Burckhart schwebt zum Start eine kleine Fakultät mit 20 bis 40 Studenten vor. Wer sich zum Beispiel verpflichtet, zehn Jahre als niedergelassener Arzt zu bleiben oder an einem Krankenhaus der Region zu arbeiten, für den Entfällt die Rückzahlung.
Parallel würde die Universität Siegen die naturwissenschaftliche Fakultät um den Bereich Humanbiologie erweitern, um den Doktor für Medizin zu ermöglichen. In dieser Fakultät soll auch die Möglichkeit geschaffen werden in den Naturwissenschaften eine Karriere in der Forschung zu beginnen.
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