Siegen. . Vor dem Landgericht Siegen müssen sich zwei Männer und eine Frau verantworten, die unter anderem Heroin aus den Niederlanden nach Siegen importiert hatten.
Langer Tag, kurzes Ergebnis: Der Sachverständige Dr. Thomas Schlömer empfahl gestern, die drei Angeklagte, die in der Zeit von Mitte 2013 bis Ende November 2014 mehrfach Drogen aus den Niederlanden nach Siegen „importiert“ hatten, wegen ihrer Süchte geschlossen therapieren zu lassen. Zudem legten Strafkammer, Staatsanwaltschaft und Verteidiger in einem Rechtsgespräch Höchststrafen für das Trio fest.
Strafmaß im Rechtsgespräch
Diese Verständigung dauerte bereits zwei Stunden, entsprechend begann die öffentliche Verhandlung mit Verzögerung. Anschließend informierte Richterin Sabine Metz-Horst, dass der Haupttäter Ramazan Ö. eine Strafe zwischen fünf Jahren und zehn Monaten sowie sechs Jahren zu erwarten hat. Die von ihm bestrittene Urkundenfälschung soll eingestellt werden. Kurier Burkhard S. aus Aachen hat zwei Strafen zu erwarten, einmal maximal ein Jahr und zehn Monate, dazu drei Jahre und sechs Monate.
Für die Freundin von Ramazan Ö. wurde die Anklage auf Beihilfe begrenzt, sie könnte maximal zwei Jahre und zehn Monate bekommen. Voraussetzung dieser Einigung war die Erkenntnis, dass die drei nicht als Bande aktiv waren. Vor allem aber erwartete das Gericht ausführliche Geständnisse unter Einbeziehung der Handlungen der Mittäter.
Angeklagter schützt Freundin
Und genau da gab es Probleme. Ramazan Ö. gab die Einfuhr von Drogen zu, wenngleich die Mengen teilweise geringer als angeklagt gewesen seien. Er weigerte sich aber, seine Lebensgefährtin zu belasten. Die 29-Jährige habe keinen aktiven Teil an den Drogengeschäften gehabt, sei leicht zu beeinflussen gewesen: „Ich hatte sie immer gut unter Kontrolle!“ Alexandra L. bestritt ebenfalls, bei Verkäufen ihre Freundes anwesend gewesen zu sein. Sie habe nicht gewusst, welche Drogenmengen in den Päckchen war, die Burkhard S. im Auftrag von Ramazan Ö. an ihre Adresse geschickt hatte. Sie habe den Handel nur geduldet und profitiert, sagte ihr Anwalt.
Weder die Kammer, noch Staatsanwalt Manfred Lischeck waren damit zufrieden. Lischeck will bis zum nächsten Verhandlungstag am Donnerstag überlegen, ob er beantrage, das Verfahren gegen Alexandra L. abzutrennen.
Die junge Frau wurde in Leningrad geboren, ihr Vater verschwand früh aus der Familie. Die Mutter lebte wechselnd in Russland und Deutschland, hatte verschiedene Partner, mit denen sie nicht zurechtkam. Sie sei geschlagen und eingesperrt worden, auch vergewaltigt. Bis auf wenige Wochen hatte sie bisher nie gearbeitet. Der Sachverständige bescheinigte der Angeklagten ein „Borderline-Syndrom“, eine schwache Persönlichkeit und dazu eine Polytoximanie – ein multipler Drogenmissbrauch. Das habe zu einer eingeschränkten Steuerungsfähigkeit geführt.
Herion in den Flitterwochen
Alexandra L. habe wohl keine andere Möglichkeit gesehen als sich „an irgend einen Mann zu hängen“, fasste die Vorsitzende Richterin über die junge Frau zusammen, die auch im Gerichtssaal lethargisch und müde wirkt.
Der Aachener Burkhard S. schließlich schilderte ein abenteuerliches Leben, dass ihn früh in die Kifferszene führte. Auf der Hochzeitsreise nach Sri Lanka sei er erstmals an Heroin gekommen. Er war in Deutschland schon mehrfach in Haft, dazu hatte er Strafen und U-Haft in Frankreich und Thailand abgebrummt.
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