Siegen. . Auf der Pflegedemo in Siegen schildert eine Altenpflegerin den Alltag in ihrem Seniorenheim. Oftmals arbeitet sie mit einem Knoten im Bauch, weil oft die Zeit für die Menschen fehlt.

Eine Kollegin ist ausgefallen, es gibt keinen Ersatz. Pflegehelferin Daniela Höfer wird heute mit einer Pflegefachkraft für 24 Menschen verantwortlich ist, 14 liegen im Bett, vier müssen gefüttert werden. Auf der Pflegedemo am Siegener Bahnhof erzählt die Pflegerin von ihrem Alltag in einem Altenheim in Siegen.

Höfer schildert plastisch und drastisch. Der Notstand in der Pflege bekommt bei ihr ein Gesicht. Frau K. ist dement und reibt die Salbe gegen ihre Bindehautentzündung immer wieder aus dem Auge. Die Entzündung klingt nicht ab. Frau K.’s Tochter schimpft mit Daniela Höfer und Frau M. sagt traurig: „Es wäre besser, ich würde sterben.“ Stille. Die Menge, es sind gut 100 Menschen gekommen, schweigt. Aus Solidarität, weil es auf ihren Stationen auch so zugeht und aus Betroffenheit. Auch alte Menschen im Rollstuhl sind unter dem Demonstranten. Wollen wir so mit unseren Alten umgehen? „Es ist nicht egal, wie wir sterben“, steht auf einem Plakat.

Mechthild Boller-Winkel, Verdi-Sekretärin, prangert den Personalmangel an. Fordert gesetzliche Personalbemessung in der Krankenpflege, eine gerechte Bezahlung, verbindliche Dienstpläne. Menschen sollen für Menschen arbeiten, nicht „für die Rendite der Aktionäre rackern“.

Herr M. ist dement, sagt Daniela Höfer. Er wird schnell aggressiv. Sagt immer wieder, dass er nach Hause möchte. Deshalb muss sie ein Auge auf ihn haben. „Lieder vorsingen, das entspannt ihn. Aber dafür fehlt die Zeit. In einem unbeobachteten Moment entwischt Herr M., Höfer muss ihn suchen. Beim Mittagessen sitzen alle zusammen und singen „Der Mai ist gekommen.“ Daniela Höfer blickt in fröhliche Gesichter mit Falten. „Ja, deshalb liebe ich meinen Beruf“, sagt sie. Am Wochenende wird sie zum vierten Mal nacheinander im Einsatz sein.

HIntergrund:
Die Initiatoren der Pflegedemo sind „Pflege am Boden“, „Wa(h)re Gesundheit. Da hilft nur noch beten?“ und Verdi.
Später zogen die Demonstranten zur Martini-Kirche. Dort sprach Claus Fussek.

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