Freudenberg/Siegen. . Vor dem Auftritt auf der Bühne haben die Produzenten das Fotoshooting für die Plakate gesetzt: Die Darsteller der Freilichtbühne Freudenberg setzen sich in Szene.
„Bitte noch einmal die rechte Schulter zurück. Genau so. Und lächeln!“ Fotograf Ralf Tichatzky lässt den Verschluss einige Male klicken und ist dann zufrieden. In einer Garage in Siegen entstehen die Fotos, die in wenigen Wochen auf vielen Plakaten quer durch die Region auf die neuen Stücke der Freudenberger Freilichtbühne aufmerksam machen; und da heißt es für die Hauptdarsteller wie in jedem Jahr: Erst einmal im grellen Scheinwerferlicht zu schwitzen.
Am Nachmittag geht es um die „Pension Schöller“, die Zeit bis zum Mittagessen gehört der Besatzung der „Hispaniola“, die am 30. Mai das erste Mal zur legendären Schatzinsel segeln wird. Beide Besetzungen von Jim Hawkins und Long John Silver (Jonas Fischbach/David Ermert und David Klein/Kersten Schaab) dürfen in die Kamera strahlen, eine gefüllte Schatzkiste zwischen sich.
Glänzend improvisieren
Darin glitzert und schimmert es, was das Zeug hält, aber Freudenbergs Kämmerer Jörg Schrader sollte sich bei der Premiere dennoch nicht zu viele Hoffnungen machen. „Da gehen die öffentlichen Zuschüsse hin“, lacht Spielleiter Volker Gieseler fröhlich. Aber: „Außer den Messingbechern ist leider nix echt.“
Vieles erweist sich an diesem Vormittag als glänzend improvisiert – und getreu dem Motto, dass Illusion auf der Bühne eben alles ist. Zum Beispiel die Holzbeine, die beiden Besetzungen des Long John an die verschieden langen Beine angemessen wurden, die Sicherheitsnadeln, die den Sitz der einen oder anderen Hose festigen – bloß nicht hinsetzen, bitteschön! – und der nicht ganz so gut sitzende Hut der Herren. „Wir haben erst mal nur einen bestellt, um zu sehen, welchen wir nehmen“, erklärt Gieselers Co-Spielleiterin Andrea Geldsetzer. Sie kümmert sich nicht nur hinter der Bühne um die Belange der Darsteller, sie sorgt an diesem Vormittag auch gemeinsam mit Melanie Gieseler dafür, dass die Herren „wie geleckt“ aussehen. „Halt, da hängt noch ein Fussel“, ist immer wieder zu hören, bevor der Fotograf auf den Auslöser drückt.
Die fleißigen und aufmerksamen Damen entdecken noch eine nicht perfekt sitzende Locke oder einen Knopf, der nicht richtig sitzt.
Schließlich stimmt es bei beiden Paaren und die Fotos sind gemacht. Wie ist das eigentlich mit dem Holzbein? Einfach? „Gar nicht“, beschreibt David Ermert die schwierige Gewöhnungsphase. Ein besonderer Mechanismus erlaubt es, die Beine während der Vorstellung zu behalten. „Aber man möchte es immer aufsetzen“, erläutert Ermert die Schwierigkeiten. Aber auch er hat es geschafft und lächelt kraftvoll in die Kamera. Kollege Kersten Schaab kann es sogar noch besser.
Premierenbesetzung noch offen
„Richtig fies“, urteilen die Anwesenden einmütig. Die Rolle ist den Einsatz ja auch wert, grausiger Pirat und charmanter Gentleman, Halsabschneider und Mentor des jungen Jim Hawkins zugleich: der Koch der Hispaniola ist einer der ersten ambivalenten Charaktere der Literaturgeschichte überhaupt, und durch das besondere Verhältnis zum jugendlichen Helden der Geschichte ist auch das gemeinsame Fotomotiv der beiden sinnvoll gewählt. Es sollte eine Menge Zuschauer in den Flecken bringen.
Wer in der Premiere spielt, steht übrigens noch nicht fest. „Das entscheiden wir erst kurz vorher“, erzählt Andrea Geldsetzer. Eine „Zweitbesetzung“ gebe es ohnehin nicht: „Alle Darsteller sind absolut gleichberechtigt“, entsprechend sei auch der Einsatz aller Beteiligten. Das können die Besucher der vergangenen sechs Jahrzehnte garantiert bestätigen.
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