Wilgersdorf. . Einen 3000 Quadratmeter großen Acker hat der Birkenhof am Wochenende mit Getreide eingesät. Unterstützt wurden die Biobauern von Freunden, Besuchern und Verwandten in Gummistiefeln.

Gemeinsam möchten die Landwirte so für eine gentechnikfreie Landwirtschaft werben. Denn die Saat, die nun in der Erde keimt, ist 100 Prozent Natur und gentechnisch nicht verändert.

Wer?

Saataktion gegen genveränderters Saatgut auf dem Birkenhof in Wilgersdorf.
Saataktion gegen genveränderters Saatgut auf dem Birkenhof in Wilgersdorf. © Jürgen Schade

Drei Familien betreiben derzeit den Birkenhof: Eckard und Frauke Jungclaussen kümmern sich um die Vermarktung und die Betriebsleitung, Johanna Menges und Dirk Hollweg betreiben den Obst- und Gemüsegarten und Florian Jahn und Lisa Maschlangva bestellen die Äcker. Der 29-jährige Florian Jahn setzte nach seiner Ausbildung zum Landwirt noch ein landwirtschaftliches Studium obendrauf. „In der Milchwirtschaft betreuen wir 30 Kühe, daneben Bullen sowie die Nachzucht der Tiere“, erklärte der Biobauer. Rund 100 Hektar Fläche wird vom Birkenhof bewirtschaftet, davon sind 70 Hektar Grünland und 30 Hektar Ackerfläche. Zusätzlich gibt es noch zwei Hektar Wald. Auf den Ackerflächen wachsen Getreide, Kartoffeln, Futtergetreide und Gemüse.

Warum?

„Mit der gemeinsamen Getreidesaat wollen wir zeigen, dass es auch ohne Gentechnik geht“, erklärte Florian Jahn. „Damit zeigen wir, dass Bauern und Verbraucher gemeinsam Verantwortung für die Sicherung unserer zukünftigen Ernährung tragen.“ Denn mit unverfälschten, vermehrungsfähigen Getreidesorten werde die Grundlage der Ernährung und die Qualität der späteren Lebensmittel sichergestellt. „Wir säen, was wir in Zukunft ernten und essen wollen. Dafür übernehmen wir die Verantwortung. Wir sind viele, wir haben die Felder und wir haben das bio-dynamische Saatgut“, unterstreicht Demeter-Bauer Eckard Jungclaussen.

Was?

Hierbei handelt es sich um eine bundesweite Mitmach-Aktion, an der sich die Landwirtschaftliche Gemeinschaft Siegerland und die Betriebsgemeinschaft des Birkenhofs mit der gemeinsamen Aussaat von Hand mit biologisch-dynamischem Saatgut beteiligen. Mit dabei auch die 81-jährige Hanna Behrendt. „Bemesst den Schritt, Bemesst den Schwung, die Erde bleibt noch lange jung“, sagt sie bei der Aussaat. Das Saatgut kommt vom eigenen Hof und ist im Einklang mit der Natur, erklären die Biobauern. Im Gegensatz zu den Hybridsorten aus dem Labor, die mit Verfahren aus der Gentechnologie manipuliert seien und bewusst unfruchtbar gemacht werden. Deshalb beginne die bio-dynamische Landwirtschaft schon vor der Aussaat mit der Züchtung eigener Sorten. Die sind dann samenfest, können also weiter vermehrt werden.

Interview – Biobauer Florian Jahn hat eine klare Meinung zu Gentechnik in der Landwirtschaft. 

Könnten Sie sich vorstellen, dass genetisch veränderte Nahrungsmittel auch Vorteile bieten?

Florian Jahn: Nein, denn die normale Zucht an Getreide bieten ertragsmäßig keine

Biobauer Florian Jahn.
Biobauer Florian Jahn. © Jürgen Schade

Vorteile. Die Erträge der letzten 50 Jahre sind sehr vorangetrieben worden, da kann nicht noch mehr kommen. Außerdem dürfen wir als Biobetrieb einen Grenzwert an genetisch veränderten Organismen in unseren Produkten nicht überschreiten. Eine Kreuzung von gentechnisch veränderten und unveränderten Arten findet jedoch automatisch statt, sobald sie freigesetzt werden. Deshalb wird sie später auch in den normal gezüchteten Sorten zu finden sein.

Die EU-Kommission will erstmals eine genetisch veränderte Maissorte zum Anbau zulassen. Ihre Meinung?

Die EU-Kommission hat diese Pläne, aber die Bevölkerung in Deutschland ist vermehrt dagegen. Ich hoffe, das bleibt auch so.

Kann Deutschland sich in dieser Frage überhaupt dem internationalen Druck entziehen?

Ja…ich denke Deutschland sollte die bisherige Position so stark weiter vertreten, einfach um einen Gegenpol zu setzen.

Befürworter der Gentechnik sagen: „Es gibt keine Studie, die belegt, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel den Menschen schaden.“ Was sagen Sie dazu?

Das ist nicht ganz richtig. Es sind Versuche mit Mäusen und Ratten gemacht worden, die gezeigt haben, dass sich das Futter sehr stark auf die Fruchtbarkeit ausgewirkt hat. Die Mäuse und Ratten wurden irgendwann steril. Bei Versuchen an Rindern hat es auch solche Auswirkungen gegeben. In Amerika wird ja schon seit längerem Genmais verfüttert, und da haben die Bauern beklagt, dass mit der Fruchtbarkeit der Tiere was nicht stimmte.