Hagen/Siegen. . Internetplattform soll Bewerbungen um Studienplatz vereinfachen. Bislang aber nutzen nur wenige Hochschulen wie Siegen das Angebot.
Nach Ostern geht es wieder los mit Seminaren und Vorlesungen an den Universitäten. Allerdings nicht allerorten für alle Erstsemester: Weil sie nur nach mehreren Nachrückverfahren einen Platz bekommen, können auch in diesem Frühjahr manche lediglich mit Verspätung ins Studium stolpern. Ein Problem, das es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte.
Seit vier Jahren schon sollen Studienfächer mit Numerus Clausus in Deutschland zentral vergeben werden über die Internetplattform www.hochschulstart.de. Dort können sich Abiturienten für ein Fach an mehreren Hochschulen gleichzeitig bewerben. Nehmen sie eine Zulassung an, werden die anderen Hochschulen informiert, können den frei geworden Platz weiter vergeben.
"Dialogorientiertes Serviceverfahren"
Bisher dagegen müssen sich die Studenten für zulassungsbeschränkte Fächer an den Universitäten direkt melden. Viele bewerben sich zig-fach, um sich einen Platz zu sichern. Mit der Folge, dass Hochschulen Plätze an Bewerber vergeben, die längst andernorts eine Zusage erhalten haben. So kommt es immer wieder zu den zeitaufwendigen Nachrückverfahren.
Das soll die neue Internetplattform, die ursprünglich bereits 2011 an den Start gehen sollte, Studenten wie Hochschulen nun ersparen. Unter den wenigen Vorreitern, die seit dem vergangenen Wintersemester das Angebot nutzen, ist die Universität Siegen. 300 Plätze hat die Hochschule nun zum Sommersemester über das sogenannte „dialogorientierte Serviceverfahren“ vergeben. In den drei Fächern Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie Wirtschaftsinformatik. Zum kommenden Wintersemester will die Uni sechs Studiengänge auf der Plattform einpflegen. Nur sechs von insgesamt 30 auf Dauer zulassungsbeschränkten.
Studiengänge werden überbucht
Denn insbesondere für die Lehramtsstudiengänge taugt die Plattform noch nicht recht. Sie sei „technisch bisher nicht ganz ausgereift“, erklärt Philipp Schmidt von der zentralen Studienberatung der Uni Siegen. Dennoch zeigt er sich „sehr zufrieden“ mit dem Verfahren. Es sei schneller geworden. „Und die Bewerber bekommen zügiger ihre Plätze“, ist er überzeugt.
Und doch sind die alten Probleme bisher nicht ganz gelöst. Denn von etwa 400 Hochschulen beteiligen sich zum Sommersemester 35; im vergangenen Wintersemester waren es 62. So kommt es also weiter vor, dass sich angehende Studenten aufwändig sowohl zentral über die Plattform bewerben als auch direkt bei mehreren Universitäten. „Die Wirkung verpufft, die Vorteile kommen noch nicht recht zur Geltung“, so Birgit Geile-Hänßel, Sprecherin der FH Südwestfalen, die sich ebenfalls seit dem Wintersemester an dem Verfahren beteiligt. Es ist ein Teufelskreis.: Das System funktioniert nicht, so lange sich nicht alle Hochschulen beteiligen. Viele wollen aber erst mitmachen, wenn es richtig läuft. So muss man an der Uni Siegen nach wie vor Studiengänge überbuchen, also anfangs mehr Zusagen verteilen, als man eigentlich Plätze hat. In der Annahme, dass ein gewisser Anteil der Studenten wieder abspringt.
2018 soll das System rund laufen
Immerhin hofft man nun, wirklich alle Studienplätze vergeben zu können, heißt es in Siegen. Denn in der Vergangenheit ist es an vielen Hochschulen vorgekommen, dass Studienplätze in begehrten Fächern nach mehreren Nachrückverfahren am Ende doch unbesetzt blieben. Im Übrigen, erklärt Philipp Schmidt, müssten zum kommenden Wintersemester alle Universitäten am Verfahren teilnehmen – allerdings nur mit einem Studiengang. 2018 soll das System endlich rund laufen. Dann will auch Siegen alle etwa 30 NC-Fächer dort anbieten.